Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

23.09.2009   01:04   +Feedback

Hilfe für den Präsidenten

sehr geehrter herr dr. haller,

ich habe ihnen vor zwei wochen ein schreiben geschickt (siehe anhang), das sie bis heute unbeantwortet liessen. ich vermute, sie sind damit beschäftigt, den vorgang akribisch zu prüfen. oder sie warten darauf, dass ein 86 jahre alter jude sein BVK oder seinen pass zurück gibt, bis sie sich zu der sache äußern. möglich wäre auch, dass sie nicht dazu gekommen sind, meinen brief zu beantworten, weil sie mit der ausarbeitung der rede beschäftigt waren, die der bundespräsident aus anlass der verleihung des friedenspreises der stadt osnabrück an henning mankell gehalten hat. und nun bereiten sie schon eine erklärung vor, mit der sie die “verwerfungen” bedauern werden, die durch diese preisverleihung ausgelöst wurden. darf ich ihnen dabei mit ein paar zitaten von henning mankell behilflich sein? er sagte bzw. schrieb u.a.:

„Das, was wir jetzt erleben, ist eine Wiederholung des verächtlichen Apartheidsystems, das einst die Afrikaner und Farbige als Bürger zweiter Klasse in ihrem eigenen Land behandelte. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass dieses Apartheidsystem nicht mehr existiert. Es wurde Anfang der 1990er Jahre durch menschliche Kraft auf den Müllhaufen der Geschichte geworfen. Es geht eine direkte Linie zwischen Soweto, Sharpeville und dem, was kürzlich in Gaza geschah. [...] Ist es verwunderlich, dass ein Teil [der Palästinenser] desperat ist, wenn sie keinerlei Ausweg aus diesem Leben sehen, dass sie sich entscheiden, sich in einen Selbstmordbomber zu verwandeln? Wohl kaum, oder? Verwunderlich ist nur, dass es nicht mehr tun. [...] 1948, als ich geboren wurde, erklärte Israel seine Unabhängigkeit auf besetztem Gebiet. Es gibt keinerlei Gründe dafür, dass dies eine völkerrechtlich legitime Handlung war. Man besetzte ganz einfach palästinensisches Land.
[...] Eine Zwei-Staaten-Lösung bedeutet nicht, dass die historische Besatzung aufgehoben wird. Israel wird es genauso ergehen wie Südafrika unter der Apartheid. Die Frage ist nur, ob die Israelis Vernunft annehmen und freiwillig einer Abwicklung des Apartheidstaates zustimmen werden. Oder ob es zwangsweise geschehen wird. [...] Wenn Veränderungen kommen, wird es vom einzelnen Israeli abhängen, ob er oder sie bereit ist, auf seine Privilegien zu verzichten und in einem palästinensischen Staat zu leben. Ich stieß auf meiner Reise auf keinen Antisemitismus, aber auf einen normalen Hass auf die Besatzer. [...] Die Israelis vernichten Leben. Aber sie können nicht die Träume zerstören. Der Untergang dieses verächtlichen Apartheidsystems ist das einzig denkbare Resultat, da es notwendig ist. Die Frage lautet also nicht, ob, sondern wann es geschieht. Und natürlich auch, auf welche Weise.“

mankell ist, ebenso wie die mit einem BVK auszeichnete frau langer, ein bekennender und praktizierender antisemit, der von einer zweiten endlösung der judenfrage, diesmal im nahen osten, träumt. damit hat er sich zweifellos für den friedenspreis der stadt osnabrück qualifiziert. die frage ist nur, warum der bundespräsident eine laudatio auf ihn halten musste, in der er mankells antisemitische schwärmereien mit keinem wort würdigte. war, ebenso wie im falle langer, niemand auf die idee gekommen, den namen zu googeln? oder hatten sie ihn gegoogelt und kamen zu der erkenntnis, mankells haltung zu israel sei ein weiterer grund, ihn als friedenskämpfer zu ehren?

innerhalb von nur zwei monaten sind zwei antisemiten mit auszeichnungen geehrt worden. beide male war der bundespräsident involviert. einmal hat er die urkunde unterzeichnet, das andere mal die laudatio gehalten. ich tendiere immer noch dazu, dies für für koinzidenz zu halten - in tateinheit mit inkompetenz im umfeld des präsidenten.

für den fall allerdings, dass es kein zufall war und sie demnächst noch weitere antisemiten bzw. jüdische selbsthasser ehren wollen, bin ich gerne bereit, sie zu beraten. david irving wäre ein geeigneter kandidat, norman finkelstein ebenso (jude und antisemit)und falls sie jemand ehren möchten, der bereits den aachener friedenspreis erhalten hat, würde ich “prof. dr.” reuven moskovitz aus jerusalem empfehlen.

bitte lassen sie es mich wissen, wie ich ihnen helfen kann.
mit besten grüßen
hmbroder

Hier die Antwort des Chefs des Bundespräsidialamtes, Dr. Haller:
http://rundeablage.files.wordpress.com/2009/09/haller.pdf

sehr geehrter herr dr. haller,
vielen dank für ihre erstaunlich schnelle antwort, der ich entnehme, dass die antisemitischen phantasien von mankell den bundespräsidenten nicht daran gehindert haben, eine laudatio auf ihn zu halten. mit der gleichen begründung könnte der präsident des ADAC auch eine laudatio auf einen berühmten autobahnbauer halten, ohne sich daran zu stören, was der sonst noch alles gebaut und zerstört hat.
mein angebot, sie bei der auswahl des nächsten preiswürdigen antisemiten zu beraten, bleibt dennoch bestehen.
mit besten grüßen
ihr hmbroder, 23.9.09

 

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