Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

14.03.2010   00:50   +Feedback

Erlangen ist eine Reise wert

Falls Sie es gar nicht mehr abwarten können, bis es mit dem Wochenendseminar für Einsteiger und Einsteigerinnen in Sachen Islamophobie und Antisemitismus losgeht, empfehlen wir Ihnen als Einstieg in den Einstieg die Teilnahme an einer “Fachtagung” in Erlangen über Vorurteile und Ressentiments gegen Muslime. Für nur fünf Euro bekommen sie fünf Referenten zu hören, dazwischen Kaffee und am Ende ein warmes Abendessen. So günstig können Sie einen ganzen Tag nicht einmal bei der Bahnhofsmission in Dortmund verbringen.

Zwei der Referenten gehören zum Kreis der üblichen Verdächtigen: Prof. Dr. Wolfgang Benz, dessen Ruf inzwischen dermaßen gelitten hat, dass ihm nicht einmal die Teilnahme bei Big Brother schaden könnte; und Dr. Sabine Schiffer, die mit dem von ihr gegründeten “Institut für Medienverantwortung” eine Art private Reichskulturkammer ins Leben gerufen hat, die sich vom Original dadurch unterscheidet, dass ihre Empfehlungen an die Medien folgenlos bleiben.

Was Frau Dr. Schiffer unter “Medienverantwortung” versteht, hat sie deutlich gemacht, als sie dem deutschen Programm des iranischen Staatsrundfunks ein Interview gab, in dem sie ungeniert behauptete, der Ehemann der ermordeten Ägypterin Marwa El-Sherbini wäre “sicherlich aus rassistischen Gründen” von einem Polizisten angeschossen worden -  nur um sich hinterher als verfolgte Unschuld feiern zu lasssen, deren “Meinungs- und Pressefreiheit beschnitten werden” soll, weil sie “im Kontext der Rassismusforschung”  ihr Recht auf “freies wissenschaftliches Forschen, Denken und Spekulieren” praktiziert hat.

In diesem Kontext und unter Verweis auf freies wissenschaftliches Forschen, Denken und Spekulieren müss auch die Frage erlaubt sein, ob Frau Dr. Schiffer noch alle Tassen im Schrank hatte, als sie in dem besagten Interview mit dem iranischen Staatsrunfunk erklärte, die Menschen in Deutschland wären “was islamische Sachverhalte… oder Berichte aus der islamischen Welt” angeht, “dreißig Jahre lang Gehirn-gewaschen worden”. Auch sonst redet sie nur blumigen Unsinn, der mit “Wissenschaft” so viel zu tun hat wie eine Büttenrede mit einer Disputation.

Allein diese beiden Koryphäen der Rassismus- und Vorurteilsforschung - Professor Benz und Doktor Schiffer - lohnen schon die Reise nach Erlangen. Aber es gibt noch Bonus-Material in Gestalt von Frau Dr. Irene Runge, die als IM “Stefan” 17 Jahre lang der Stasi gedient hat. “Die Tochter deutsch-jüdischer Emigranten, die nach dem Krieg aus den USA in das andere Deutschland heimgekehrt waren, zeigte im Jahre 1963 vier Bekannte, von deren geplanter ‘Republikflucht’ sie erfahren hatte, bei der Stasi an. IM ‘Stefan’ bekam für ihre Heldentat von der Stasi eine Belohnung von 250 Mark und eine Urkunde; die vier verhinderten Republikflüchtlinge wanderten in den Knast.” http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-9221729.html

Kommen Sie also nach Erlangen und erleben Sie: einen angejahrten Antisemitismusforscher, dem es entfallen ist, dass er bei einem NS-belasteten Professor promoviert hat; eine Fachfrau für Medienverantwortung, die sich mit wilden Fantasien bei den Mullahs anschleimt; und eine ehemalige IM der Stasi, die zwischen Amnesie und Amnestie nicht unterscheiden kann.

Mit fünf Euro sind Sie dabei.

Siehe auch:
Erlangen steigt ein
http://www.wadinet.de/blog/?p=2575#more-2575

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