Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

03.01.2010   21:40   +Feedback

Das Schiffer-Klavier…

... von Erlangen ist eine promovierte Quetschkommode, die nur eine Melodie spielen kann: “Die Darstellung des Islams in der Presse”. Und die ist bösartig, tendenziös, verzerrt, von Vorurteilen geprägt, rassistisch und vor allem: islamophob. Denn der Islam ist ganz anders als er dargestellt wird. Darstellung und Wesen klaffen weit auseinander - wie das Bild eines leckeren Hamburgers in der Werbung und ein echter Hamburger, der lustlos und müd vom Pappteller muffelt. Nur dass es beim Islam genau andersrum ist. Ihre Dissertation über die “Darstellung des Islams in der Presse - Sprache, Bilder, Suggestionen” aus dem Jahre 2004 bringt Frau Schiffer kontinuierlich auf den letzten Stand, d.h. sie analysiert die Schweinereien der Berichterstattung, die völlig am Objekt ihres Interesses vorbeizielt.

Mal nimmt sie Seyran Ates und Necla Kelek auseinander, zwei Türkentussis, von denen die eine “sich durch eigene Betroffenheit” auszeichnet und die andere ihren Erfolg nicht “einer vielfach vermuteten Brillianz ihrer Arbeit” verdankt, sondern “mangelnder Kritikfähigkeit des Publikums, vor allem bei Aussagen, die der antiislamischen Lesererwartung entsprechen”; mal zerlegt sie “konstruierte Wahrheiten und Zerrbilder” über den Islam, z.B., die “Zunahme an expliziten Schuldzuweisungen gegenüber Muslimen für verschiedenste Untaten” nach dem 11. September 2001. Auch die Lage der Frauen in den muslimischen Gesellschaften werde oft falsch interpretiert: “Es ist richtig und kritikwürdig, dass es manchen muslimischen Frauen übel ergeht…, aber der Bezugspunkt Islam ist dennoch gänzlich falsch gewählt.”

Der zentrale Bezugspunkt der “Kommunikationswissenschaftlerin und Medienpädagogin” ist das von ihr gegründete “Institut für Medienverantwortung”, eine Art private Reichsschrifttumskammer für den politisch korrekten Umgang mit der Berichterstattung über den Islam. Ersetzt man das Wort “Verantwortung” durch “Zensur”, dann wird klar, was Frau Schiffer tun würde, wenn sie nur könnte - die Medien zu einer verantwortungsbewussten Berichterstattung über den Islam anhalten - im Sinne von Frau Schiffer, die mit wissenschaftlicher Akribie ermittelt hat, dass “islamfeindliche Ressentiments zunächst subtil, dann offener bereits seit Jahrzehnten in unseren Medien gepflegt werden”.

Frau Schiffer dagegen pflegt den historischen Rekurs und vergleicht die “Islamophobie” gerne mit dem Antisemitismus. “Kaum jemand merkt, dass die These von ‘der Islamisierung’ eine Weltverschwörungstheorie vergleichbar der von einem ‘verschworenen Weltjudentum’ ist. Das ist erschreckend – als hätten wir unsere historischen Lektionen auswendig gelernt, aber nicht verstanden. Wie hat der Kabarettist Hagen Rether so treffend gesagt: ‘Wenn erst die Moscheen brennen, will es wieder keiner gewesen sein!’”

Solche hellseherischen Analogien sind Frau Schiffers Spezialität. Als Kommunikationswissenschaftlerin, Medienpädagogin und Chefin des von ihr gegründeten Instituts für Medienverantwortung spannt sie den Bogen von vorgestern zu übermorgen und einen mäßig begabten Humor-Gigolo als Stichwortgeber ein. Eine sprachlose Schwätzerin, Bedeutungssimulatorin und Analogieakrobatin, die - hätte sie als Stripperin in einer Dortmunder Rentner-Bar angefangen - längst wegen Hochstapelei gefeuert worden wäre. Aber in der “Kommunikationswissenschaft” geht eben vieles durch, das im normalen Leben als Vortäuschung falscher Tatsachen entweder beim Amtsarzt oder beim Amtsgericht landen würde. Frau Schiffer dagegen soll sich, so wird in Erlangen kolportiert, Hoffnungen gemacht haben, die Nachfolge von Wolfgang Benz beim Berliner Zentrum für Antisemitismusforschung anzutreten - vorher allerdings müsste erst Erich von Däniken an das Max-Planck-Institut für Astrophysik berufen werden.

Und hier noch ein besonderes Schmankerl aus dem Erlanger Köchelverzeichnis 2005 für Schiffer-Klavier und Quetschkommode: Der Mythos des Säkularismus.

 

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