Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

26.12.2009   22:24   +Feedback

Butterwegge und die unheilige Allianz

Es ist ein schöner alter Brauch, den Überbringer einer schlechten Botschaft für deren Inhalt zu bestrafen. Schon die alten Griechen hatten ihren Spass daran. Diese Tradition wird heute von Wissenschaftlern fortgesetzt, die ihre eigenen Mythen pflegen. Das liest sich dann so:
“Zuletzt hat sich eine ‘unheilige Allianz’ zwischen Neonazis, Rechtspopulisten, Kulturrassisten, christlichen Fundamentalisten, Feministinnen, religionskritischen Intellektuellen, Tierfreunden, bildungsbenachteiligten Unterschichtangehörigen und Teilen des vom sozialen Abstieg bedrohten Kleinbürgertums formiert, die – wenn sie provozierende Symbole und Gebräuche der Muslime wie die Burka oder das Schächten für den politischen Kitt sorgt – durchaus mehrheitsfähig ist.”

Diese “unheilige Allianz”, in der außer den Bolschewiken, den Freimaurern und den Juden alle relevanten Minderheiten vertreten sind, hat es auf die Moslems abgesehen; sie wird in Deutschland von drei Personen vertreten, “denen es um die Verbreitung primitiver Ressentiments und wahrscheinlich mehr noch um ihre eigene Medienpräsenz geht”, namentlich: “Henryk M. Broder, Heinz Buschkowsky und Thilo Sarrazin”.

Der das schreibt, lehrt Politikwissenschaft an der Universität zu Köln: Prof. Dr. Christoph Butterwegge. Er ist nicht der erste Intellektuelle, der sein Zelt im Schatten des Doms aufgeschlagen hat. Vor ihm waren es schon Tünnes und Schääl, der Hundefänger Andreas Leonhard Lersch (Läsche Nas), der Nachwächter Johann Jakob Hehn (Schutzmann Streukooche) und Klaus der Geiger. Um in Köln als Intellektueller durchzugehen, muss man nicht viel können. Es reicht, wenn man den Rosenmontag vom Aschermittwoch und einen “halven Hahn” von einer “Flönz” unterscheiden kann.

Prof. Dr. Christoph Butterwegge ist da schon überqualifiziert. Er weiss nämlich, was “direkte Demokratie” nicht bedeutet, nämlich: “Dass Referenden über alle möglichen politischen Streitpunkte stattfinden dürfen: Hätte man den Bau von Synagogen in Deutschland einem Mehrheitsentscheid unterworfen, wäre nie ein jüdisches Gotteshaus errichtet worden. Grundrechte von Minderheiten stehen auch für Abstimmungsmehrheiten in einer Demokratie nie zur Disposition.”

Ja! Hätte man Köln statt am Rhein an der Etsch gebaut, wäre Butterwegge nie ein Politikwissenschaftler sondern bestenfalls Fachmann für Speckknödel geworden. Weil er aber doch wat jeworden ist, erklärt er den Schweizern, dass die Minarett-Abstimmung “die politische Kultur unseres Nachbarlandes beschädigt und dem friedlichen Zusammenleben seiner Bewohner/innen einen Bärendienst erwiesen hat”.

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