Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

22.12.2009   14:21   +Feedback

Steinmeier exclusiv

Frank-Walter Steinmeier ist ein Meister des geschwurbelten Wortes. Nach dem Ableben einer deutschen Geisel in Afghanistan verkündete er: ““Wir müssen davon ausgehen, dass einer der entführten Deutschen in der Geiselhaft verstorben ist. Nichts deutet darauf hin, dass er ermordet wurde, alles weist darauf hin, dass er den Strapazen erlegen ist, die ihm seine Entführer auferlegt haben.” Der 44 Jahre alte Mann aus Mecklenburg-Vorpommern, der lieber in Afghanistan arbeiten als daheim von Hartz 4 leben wollte, war sozusagen eines natürlichen Todes gestorben. Seine Entführer konnten nichts dafür, sie hatten einfach seine Kräfte über- und die “Strapazen” der Bergwanderung unterschätzt.
Jetzt hat Steinmeier, der Außenminister war, als der Zwischenfall von Kundus passierte, was sowohl ihm wie seinem hochbegabten und extrem charismatischen Nachfolger Gabriel entfallen sein muss, eine neue Metapher für temporäre Inkontinenz im Amt gefunden: Er habe keine “exklusiven Informationen” über das Bombardement der zwei von den Taliban entführten Tankwagen gehabt.
Das muss man sich vermutlich so vorstellen: Ein Mitarbeiter des damaligen Außenministers kommt in dessen Büro gerannt und ruft: “Chef, unsere Jungs haben zwei Tankwagen gebombt. Die sind jetzt platt und zivile Opfer soll es auch gegeben haben. Was machen wir jetzt?” Steinmeier denkt kurz nach und fragt: “Haben wir die Information exklusiv?” - “Nein, Chef”, sagt der Mitarbeiter, “die Amis wissen auch schon von der Sache!” - “Dann machen wir nix”, sagt Steinmeier, “wir warten ab, bis wir die Geschichte der CDU in die Schuhe schieben können”.
Und wir warten voller Ungeduld auf das nächste Statement von Sigmar Gabriel, mit dem er Frank-Walter Steinmeier exklusiv aus der Verlegenheit in die Patsche helfen wird.

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