Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

03.06.2010   14:38   +Feedback

Einmal Gaza und zurück

Es gibt nichts, das einem die Laune für den Rest des Tages nachhaltiger vermasseln kann als Ehepaare, die sich beim Frühstück anschweigen und nicht einmal einen Blick tauschen, während sie ihre Brote mummeln - um dann zu einer Tour mit anderen Paaren bzw. Ehepaaren aufzubrechen, die auch schon lange nicht mehr vom Baum der Erkenntnis genascht haben. Da wäre sogar eine Plauderei mit Henning Mankel an Bord der “Mavi Marmara” unterhaltsamer. Deswegen schleiche ich mich erst dann in das Speisezimmer, wenn die anderen Gäste schon weg sind und nehme zur Vorsicht meinen Mac mit.

Und heute fing der Tag gut an. Erstens war ich allein im Frühstücksraum und zweitens fand ich auf CNN eine Meldung, dass die Hamas die “Hilfsgüter”, die auf den Schiffen der “Freedom Flotilla” waren, gar nicht haben will. Und zwar aus gutem Grund: Weil es sich u.a. um abgelaufene Medikamente und anderen Schrott handelt, den die edlen Spender loswerden wollten, ohne die Sperrmüllgebühr bezahlen zu müssen.

Früher haben die besseren Leute ihre alten Kleider der Putzfrau aus Polen gegeben. Bei der großen Oderflut im Sommer 2002 nutzten viele westdeutsche Haushalte die Gelegenheit, ihre Keller und Speicher auszuräumen und alles, das hässlich, unbrauchbar oder veraltet war, mit Hilfe des DRK oder THW in die Zone zu schicken, wobei die “Hilfskonvois” auch damals schon von TV-Teams begleitet wurden.

Und nun geht das Zeug nach Gaza. Für die notleidenden Palis ist das Schlechteste noch gut genug. Baruch haschem, die Palis sind nicht so doof, wie deren Freunde glauben, und verweigern die Annahme der Lieferung. Jetzt müssen die Kisten nur noch dahin geschickt werden, woher sie gekommen sind: nach Malsburg-Marzell im hinteren Kandertal, wo die Sachen bei der nächsten Benefiz-Gala für Gaza als “Made in Palestine” versteigert werden.

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