Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

02.06.2010   02:17   +Feedback

Lau & Mau

Heute haben wieder ein paar treue achgut-Leser nachgefragt, warum ich noch nichts über das “Massaker von Gaza” geschrieben habe, u.a. Andreas G. “broder, ihr schweigen zur ermordung von mindestens 9 menschen durch die glorreich-moralische zahal donnert durch die medien. merken sie’s? nee sie merken nichts. weil sie nichts merken wollen.”

Es scheint, als würden Leute wie Andreas G. morgens nach dem Aufstehen und noch vor dem Wasserlassen die Medien der Republik darauf scannen, ob ich was zu Gaza geschrieben habe. Hätte ich es getan, würden sie sich empören, habe ich es nicht getan, empören sie sich auch. Schreibe ich, wollen meine Fans, dass ich schweige. Schweige ich, wollen sie, dass ich sie schreibe. Könnt ihr euch nicht mit euch selber einigen, was ihr wollt?

Also warte ich erstmal ab und gebe ein paar moralisch gefestigten Kollegen die Gelegenheit, sich auszumähren. Jörg Lau von der ZEIT z.B., dem selber nix einfällt und der sich deswegen seitenlang hinter Gideon Levy versteckt - wie ein Terrorist in einem Altersheim.

Ganz besonders regt sich Lau über irgendwelche Broschüren auf, die von der israelischen Propaganda vertrieben werden. Auch wenn bei der Zeit die Texte noch mit einem Gänsekiel Marke Dönhoff&Sommer geschrieben werden, die israelische Propaganda braucht keine Broschüren zu verteilen, weil die “exzellenten Menus” von den Luxus-Restaurants selbst ins Netz gestellt werden.

Der Schmock von der Zeit regt sich auch darüber auf, dass die vermeintlich israelfreundlichen Blogger “diesen fiesen Mist” reproduzieren, soll heissen: verlinken.
“Ein Israel, das auf dieses Niveau herabsteigt, ist eine Schande (gerade im Licht der zionistischen Ideale).” Und ein Jörg Lau, der solche Höhen der Anmaßung erklimmt, ist eine Unterflurlampe in der Geisterbahn der deutschen Ressentiments.

Noch besser ist da nur noch der Verlagsleiter des Hanser Verlages, Michael Krüger. Aus seinem Haus kam diese Erklärung: “Der Schriftsteller Henning Mankell ist nicht mehr in Haft in Israel, er befindet sich jetzt auf dem Rückflug nach Schweden. In einem kurzen Statement gegenüber der schwedischen Zeitung Expressen drückte er seine große Sorge um die noch in israelischer Gefangenschaft gehaltenen Ship-to-Gaza-Aktivisten aus. Michael Krüger, deutscher Verleger von Henning Mankell: ‘Wir sind froh, dass Henning Mankell – anders als die erschossenen Mitstreiter für eine gute Sache – wieder hier in Europa ist. Er wird uns vielleicht erklären können, warum die israelische Armee zu den denkbar grausamsten Mittel gegriffen hat, um eine zutiefst menschenfreundliche Aktion zu beenden.’”

Eine zutiefst menschenfreundliche Aktion, bei der die zutiefst menschenfreundliche Hamas den Ton angab und eine 85 Jahre alte, leicht umnachtete “Holocaust-Überlebende” als menschliches Schutzschild mitgeschleppt wurde.

 

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