Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

13.05.2010   13:01   +Feedback

Es wächst zusammen, was zusammen gehört, Teil 2

Die Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung, die der CDU etwa so nahe steht, wie die Rosa-Luxemburg-Stiftung der PDS, lädt zu einer “Vortragsveranstaltung mit S.E. Scheich Dr. Ahmed Badr Al-Din Hassoun, Großmufti der Arabischen Republik Syrien” über das Thema “„Religionsfreiheit als Menschenrecht: Konsequenzen für das Verhältnis von Staat und Religion“ ein.
Selbstverständlich wäre niemand besser als der Großmufti der Arabischen Republik Syrien geeignet, über Themen wie “Religionsfreiheit” und “Staat und Religion” zu sprechen, hat er doch vor kurzem in einem Interview auf die Frage “Wie ist die Rollenverteilung zwischen Religion und Politik in Syrien?” geantwortet: “Es gibt in Syrien keine Rollenverteilung zwischen Politik und Religion” und ein wenig später versichert: “Syrien ist ein Land der religiösen und persönlichen Freiheit. Der Mensch in Syrien hat Entscheidungsfreiheit bezüglich seiner persönlichen Handlungen.” Was in einer Erbdiktatur, in der der Sohn in die Fußstapfen des Vaters tritt, ganz selbstverständlich ist.

Nun ist es nicht das erste Mal, dass dem Religionsvertreter der Arabischen Diktatur Syrien die Gelegenheit gegeben wird, den um einen “werteorientierten Dialog” bemühten Europäern das zu sagen, was sie von ihm gerne hören möchten. Vor etwas mehr als zwei Jahren hat derselbe Großmufti (gibt es irgendwo auch einen Kleinmufti, vielleicht in Klein-Machnow?) vor dem Europaparlament eine Rede gehalten, von der alle dermaßen begeistert waren, dass sie das Kleingedruckte überhört hatten - die Europäer sollten es mit der Meinungsfreiheit nicht zu weit treiben, um die religiösen Gefühle der Moslems nicht zu verletzen; und wenn sie es doch tun, dann wären sie für das unvermeidliche Blutvergießen verantwortlich.

Weil es der Akademie der KAS um “die Förderung des interreligiösen Dialogs in Deutschland und der Welt” geht, hat sie den syrischen Großmufti nach Berlin eingeladen. Er ist auch nicht der erste Großmufti, der Berlin besucht. Ginge es ihr um die Förderung der Demokratie und der Freiheit, hätte sie einen Vertreter der syrischen Opposition eingeladen - was ein wenig komplizierter wäre, weil dieser erst einen Hafturlaub beantragen müsste, während der Großmufti natürlich immer und überallhin reisen darf, mit einem Eimer Honig im Gepäck, den er seinen Gastgebern um die Bärte schmiert.

Dabei weiss die KAS genau, wem sie den roten Teppich ausrollt. In einem Bericht des Amman-Büros der KAS vom 2. Mai 2007 wurden die syrischen “Parlamentswahlen” kurz aber zutreffend als eine Farce analysiert.
Der CDU-Politiker Elmar Brok, Mitglied des Europäischen Parlaments, hat erst vor einem Jahr in einem Interview erklärt, die von Syrien und dem Iran gesteuerte Hamas wolle “geradezu eine Katastrophe” herbeiführen, um “um eine weitere Emotionalisierung des arabischen und islamischen Bereiches zu bekommen und auf diese Art und Weise die gemäßigte Regierung wie die in Ägypten in Schwierigkeiten zu bringen”.

Die Haltung der CDU im Nahost-Konflikt ist ebenso verlogen, opportunistisch und arbeitsteilig wie die der PDS. Während die Kanzlerin (bzw. Gregor Gysi) versichert, das Existenzrecht Israels sei nicht verhandelbar, stellen sich andere Teile der Partei(en) bereits auf die Zeit nach dem Verschwinden Israels ein. Man will ja schließlich nicht noch einmal so dumm da stehen wie nach dem 9. November 1989.

 

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