Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

03.05.2010   09:57   +Feedback

Stumm wie Holz

Nachdem bekannt wurde, dass der “Gesundheitsminister” der Hamas kein Visum bekommt, um an einer “Konferenz” in der Evangelischen Akademie Bad Boll (EABB) teilzunehmen, nachdem sich die Bundeszentrale für politische Bildung und das Bundesinnenministerium von der geplanten Konferenz klar distanziert haben und nachdem der unverantwortliche Tagungsleiter Manfred Budzinski ein Larifari-Statement abgegeben hat - innerhalb der Hamas gelte der Eingeladene als Vertreter des gemäßigten Flügels, der zwar nicht die Legitimität, aber wenigstens die Faktizität des Staates Israel anerkenne - fehlt eigentlich nur eine Kleinigkeit, um die ganze Posse abzurunden: Eine Stellungnahme der Leitung der Evangelischen Akademien in Deutschland zu den Vorgängen in Bad Boll.

Der Mann, der die Arbeit der Evangelischen Akademien koordiniert, ist Dr. Klaus Holz, seit dem 1. Februar 2009 Generalsekretär der Evangelischen Akademien in Deutschland. “Neben der Verwaltung der Geschäftstelle akquiriert und leitet der Generalsekretär große Projekte und vertritt die Akademien auf Bundesebene. In der Zusammenarbeit der 15 Akademien entwickelt er das interne Fortbildungsprogramm, berät die Akademien bei deren Qualitätsmanagement und begleitet konzeptionell ihre Arbeit.” http://ead.dike.de/download/PM_23.09.08_Holz_neuer_Generalsekretaer.pdf

Doch Dr. Holz, der sich mit einer Arbeit über den Antisemitismus habiliert hat, sagt nichts. Entweder er hat keine Zeit, weil er andauernd die Akademien bei deren Qualitätsmanagment beraten muss, oder er hat keine Lust, weil er sich nicht zu sehr exponieren möchte. Denn Klaus Holz gehört zu den sieben Kandidaten, die auf der Short-List des Berliner Zentrums für Antisemitismusforschung als mögliche Nachfolger für Prof. Wolfgang Benz stehen. Das sind:

Prof. Sieg - Marburg
Prof. Goschler - Bochum,
Prof. Schüler-Springorum - Hamburg
Prof. Longerich - London
Dr. Berg - Leipzig
Dr. Holz - Berlin
Dr. Königseder - Berlin

Wer sich im akademischen Intrigantenstadl auskennt, der weiss, dass eine falsch getimte Stellungnahme katastrophale Folgen für den Urheber haben kann. Nichts zu sagen, sich bedeckt zu halten, gilt noch immer als die sicherste Option beim Qualitätsmanagement der eigenen Karriere. So betrachtet, verhält sich Dr. habil. Klaus Holz vollkommen richtig.

Also warten auch wir ab, wie sich die Dinge entwickeln und wer im Herbst zum Nachfolger von Prof. Benz ausgerufen wird, der sich 20 Jahre lang mit dem Antisemitismus beschäftigt hat, um am Ende seiner Laufbahn “strukturelle Parallelen” zur Islamophobie festzustellen. Möglicherweise wird es in den kommenden Jahren zu einer strukturellen Zusammenarbeit zwischen dem ZfA und der EABB in Sachen Antisemitismusforschung kommen, mit konzeptioneller Begleitung durch die Hamas. Und falls alle Stricke reißen, falls es keiner der sieben Kandidaten schafft, stehen auf der B-Liste noch einige Namen, die ihre Qualifikation bereits bewiesen haben, u.a. Dr. Hajo Meyer und “Prof. Dr.” Reuven Moskowitz. Denn: Ein echter Akademiker sollte es schon sein.

 

 

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