Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

23.04.2010   00:18   +Feedback

Helmuts späte Rache

Vor genau 29 Jahren, Anfang Mai 1981, kam es zu einem schweren Eklat zwischen der Bundesrepublik und Israel, nachdem der damalige israelische MP Menachem Begin den damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt angepöbelt hatte. Hier die Vorgeschichte:

“Die Konfrontation zwischen Schmidt und Begin erreichte ihren Höhepunkt nach einer Fernsehdiskussion, die in Verbindung mit einem Besuch des Kanzlers in Abu Dhabi und Saudi-Arabien stattfand und zu einer Erweiterung der Handels- und Wirtschaftsbeziehungen beider Länder mit Deutschland beitragen sollte. In diesem Gespräch bezeichnete Schmidt Saudi-Arabien neben den USA und Europa als Deutschlands wichtigsten politischen und wirtschaftlichen Partner. Weiter erwähnte er, dass im Gegensatz zu dem „ganzen moralisch-historischen Gepäck“, das mit Auschwitz verbunden sei und die gegenwärtige deutsche Generation sowie die deutsche Außenpolitik gegenüber verschiedenen europäischen Ländern belaste, die „arabischen Völker so ziemlich die einzigen [seien], die mit den Deutschen keine negativen Erfahrungen gemacht haben“. Schmidt fügte hinzu, dass man als Deutsche im Westen, die den Anspruch auf Selbstbestimmung des deutschen Volkes (im Osten) erheben, auch den moralischen Anspruch des palästinensischen Volkes auf Selbstbestimmung einschließlich des Rechtes auf eine staatliche Organisation anerkennen müsse. Schmidts Argumentation, ohne auch den moralischen Anspruch des jüdischen Volkes zu erwähnen, bewog den im Wahlkampf befindlichen Begin zu seinem bisher schärfsten öffentlichen Angriff auf den deutschen Bundeskanzler. Dabei kritisierte er Schmidts Habgier bei den wirtschaftlichen Abmachungen mit den Saudis, seine Loyalität zu Hitler als Offizier der Wehrmacht und schob noch die rhetorische Frage nach, was er denn mit den Juden an der Ostfront getan habe.”  http://www.compass-infodienst.de/Shlomo_Shafir__Helmut_Schmidt__Seine_Beziehungen_zu_Israel_und_den_Juden.6315.0.html

Menachem Begin ist schon lage tot, Schmidt, inzwischen 92, beliebter als jeder Bundeskanzler vor und nach ihm, Adenauer ausgenommen. Der Eklat von 1981 ist längst Geschichte, aber Schmidt hat offenbar ein gutes Gedächtnis und nimmt noch immer übel. Jetzt hat er eine Gelegenheit genutzt, es den Israelis heimzuzahlen. Er habe “die Bundesregierung vor einer aus seiner Sicht falschen Israel-Politik gewarnt”, berichtet der Tagesspiegel, für Israels Sicherheit mitverantwortlich zu sein, sei eine “gefühlsmäßig verständliche, aber törichte Auffassung, die sehr ernsthafte Konsequenzen haben könnte”, so Schmidt weiter. Für die Bundesrepublik, nicht für Israel. Wenn es beispielsweise zum Krieg zwischen Israel und Iran käme, “dann hätten nach dieser Auffassung die deutschen Soldaten mitzukämpfen.”

Diesmal natürlich ohne Oberleutnant Schmidt, dessen gefühlsmäßig verständliche, aber törichte Auffassung, die Bundesrepublik würde Israel militärische Hilfe leisten, schon von Willy Brandt widerlegt wurde, der “bereits im Jom-Kippur-Krieg 1973 auf strikte Neutralität (hielt) und… sogar den Transport von US-Kriegsgerät für Israel von deutschem Boden aus” verhinderte. Von Gewissensbissen geplagt, erklärte Brandt zugleich eine “Neutralität der Herzen” könne es nicht geben und bot “humanitäre Hilfe” für den Fall an, der eingetreten wäre, wenn die Araber gewonnen hätten.

So weit würde Schmidt nie gehen.

Siehe auch:
Jakobowsky und der Oberst bei Beckmann
http://www.youtube.com/watch?v=1Qp6mAjt9os

 

 

 

 

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