Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

18.04.2010   14:51   +Feedback

Kollege Renner recherchiert

herrn kai-hinrich renner, hamburger abendblatt

sehr geehrter herr renner,
wenn ich mich nicht irre, waren sie es, der mich vor zwei tagen in israel angerufen und gefragt hat, ob ich eine kolumne mit dem titel “mein deutschland” für das magazin schreiben würde, das stefan aust herausbringen will. ich habe sie gefragt, wie sie darauf kämen, worauf sie antworteten, das würde man sich jetzt so erzählen.
nun erfahre ich, dass sie dieses gerücht fröhlich weiter verbreiten, obwohl ich ihnen gesagt habe, dass nichts dran wäre und dass ich stefan aust vor monaten lediglich einen bereits in der WELT erschienenen text als spielmaterial für einen dummy geschickt habe.
http://www.welt.de/die-welt/debatte/article5332035/Denk-ich-an-Deutschland.html
falls sie nicht aufhören, dieses gerücht weiter zu verbreiten, werde ich ihnen von meinem anwalt nathan gelbart eine kostenpflichtige abmahnung zustellen lassen.
bitte bestätigen sie mir den empfang dieser mail.
schabbat schalom
broder

Sehr geehrter Herr Broder,
keine Sorge, ich verbreite keine Gerüchte. Dass ich dem Ondit nachgegangen bin, Sie würden für das Aust-Projekt eine Kolumne mit dem Titel “Mein Deutschland” schreiben, ist journalistisches Tagesgeschäft. Man nennt es Recherche. Ich habe damit auch den “Spiegel”-Sprecher Hans-Ulrich Stoldt konfrontiert, der sie vermutlich von dieser Recherche unterricht hat. Die Sache hat sich als unzutreffend herausgestellt, folglich berichte ich darüber nicht.
Mit freundlichen Grüßen
Kai-Hinrich Renner
Medienautor
Hamburger Abendblatt
P.S.: Selbstverständlich hätte ich Ihnen auch geantwortet, wenn Sie mir nicht mit Abmahnung gedroht hätten.

sehr geehrter herr renner,
den begriff recherche hab ich schon mal gehört. was sie gemacht haben, war nicht recherche, sondern kaffeesatzleserei, und zwar nach einem kaffee, den sie selber zubereitet haben. sogar nachdem ich ihnen gesagt habe, dass an der sache nichts dran ist, haben sie weiter gemacht. dass sie nun darauf verzichten, über ein ondit zu berichten, nennt man wohl “verantwortung”. sie wissen sicher, was karl kraus dazu gesagt hat: die falschmeldung hat man exklusiv, die gegendarstellung auch.
ein fröhliches und recherchefreies wochenende wünscht ihnen
b.

Sehr geehrter Herr Broder,
als passionierter Teetrinker bereite ich eigentlich nie Kaffee zu – weder Espresso, noch Mokka oder Filterkaffee. Aus jahrelanger Erfahrung weiß ich aber, dass auch obskure Quellen mitunter ganz erstaunliche Erkenntnisse zu Tage fördern, obwohl es in diesem Fall nicht so gewesen ist.
Dass ich die Frechheit besessen habe, nach Ihrem Dementi weiter zu recherchieren, müssen Sie mir nachsehen. In unserem Gewerbe hat man es immer wieder mit Leuten zu tun, die das achte – nach jüdischer Zählung, wenn ich mich nicht irre, neunte – Gebot sehr freihändig interpretieren. Sie gehören offenbar nicht zu diesem Personenkreis. Da wir bisher aber kaum etwas miteinander zu tun gehabt haben, konnte ich das nicht wissen.
Auch Ihnen ein schönes Wochenende.
Mit freundlichen Grüßen
Kai-Hinrich Renner
Medienautor
Hamburger Abendblatt

Sehr geehrter herr renner,
wir hatten bis jetzt NICHTS miteinander zu tun, und ich wünsche mir, dass es dabei bleibt.
b.

Das war gestern bzw. vorgestern. Gestern kann man in der Wochenendeausgabe des Hamburger Abendblatts folgende Meldung lesen:

“Stefan Aust schart für sein Magazinprojekt Die Woche… Edelfedern um sich. Zu ihnen zählt die preisgekrönte Journaloistin Birgit Lahann… Sie schrieb für Die Woche-Nullnummern unter anderen ein Stück über die Plagiatsvorwürfe gegen Helene Hegemann… Zu seinen Autoren zählt auch Henryk M. Broder. Allerdings soll von ihm bisher erst ein Text in den diversen Woche-Nullnummern erschienen sein. Ein stärkeres Engagement für das Aust-Blatt wäre für Broder auch nicht unproblematisch. Schliesslich publiziert er gern und häufig im Spiegel, als dessen direkter Bewerber sich Die Woche offenbar positioniert.”

Ein Schmierlappen lässt sich eben von Fakten eine Geschichte nicht versauen.
Jetzt kriegt er doch was mit mir zu tun.

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