Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

07.10.2010   00:22   +Feedback

Unheilbar gesund - Frau Mikich wundert sich krumm

Sonia Seymour Mikich zum Artikel von Henryk Broder im Tagesspiegel vom 05.10.2010

In der Sendung vom 17. Juni 2010 beschäftigte sich MONITOR mit der Frage, ob die israelische Blockade von Gaza dem Völkerrecht entspricht. Diese wollte eine deutsche Initiative “Ein jüdisches Schiff für Gaza” durchbrechen. Diese mittlerweile europäische Initiative wurde im Beitrag thematisiert. Darin kamen zwei der Aktivistinnen zu Wort, unter anderem Dr. Edith Lutz. Der Publizist Henryk Broder kritisiert in einem Bericht des Tagesspiegels vom 5. Oktober 2010, dass Dr. Edith Lutz keine nach der Halacha rechtmäßig konvertierte Jüdin sei. Dazu erklärt die Redaktionsleiterin Sonia Seymour Mikich:

“Mit Verwunderung habe ich den Artikel von Henryk Broder im heutigen Tagesspiegel zur Kenntnis genommen. Er kritisiert darin, dass eine der Protagonistinnen aus unserem MONITOR-Beitrag nicht zweifelsfrei Jüdin sei. Dazu möchte ich festhalten:

Der Film beschäftigte sich inhaltlich mit der Frage, ob die Seeblockade von Gaza dem Völkerrecht entspricht oder nicht. Über die Aktion “Ein jüdisches Boot für Gaza” hätten wir ohnehin in diesem Kontext berichtet, unabhängig von der Person Edith Lutz. Die Autorin Isabel Schayani hat bis an die Grenze des journalistisch Machbaren die jüdische Identität von Edith Lutz gegenrecherchiert und verschiedene Quellen befragt. Frau Lutz hat sich uns gegenüber bei den Dreharbeiten als Jüdin vorgestellt, die Jüdische Stimme (und später die EJJP) haben dies auf unsere Nachfrage auch bestätigt.

Es ist bei MONITOR nicht üblich, Menschen zu drängen, Tauf- oder Konversionsurkunden vorzulegen, um ein Interview zu führen. Dennoch haben wir aufgrund des großen Interesses von Henryk Broder noch mehrmals Edith Lutz kontaktiert. Sie möchte ihr Privatleben schützen, nach wie vor.”

Köln, den 5. Oktober 2010
Sonia Seymour Mikich

Und hier die Anmoderation des Beitrags vom 17. Juni, an die sich Frau Mikich offenbar nicht mehr erinnern kann:

“Gerade mal 17 Tage ist es her, da gab es diesen - nach wie vor nicht untersuchten - Zwischenfall im Mittelmeer. Das israelische Militär stoppte gewaltsam eine Flotte mit Aktivisten - auch aus Deutschland - die die See-Blockade vor Gaza durchbrechen wollten. Jetzt kommen Bilder vom türkischen Fernsehen TV-net. Kurz nach dem Übergriff des israelischen Militärs. Der Passagierraum der Mavi Marmara ist ein Lazarett. Im Fußraum liegen Tote. Neun Aktivisten wurden getötet. Im Gaza leben 1,5 Millionen Menschen in einem abgeriegelten Homeland. Isabel Schayani und Nikolaus Steiner berichten über die nächsten Helfer, die übers Meer kommen werden - und es sind Juden aus Deutschland.”

Schau an. Frau Mikich hat entweder ihre eigene Anmoderation nicht gelesen oder vergessen oder sie ist so oberschlau, dass sie alle anderen für blöd hält, vor allem die Monitor-Zuschauer. In dem Beitrag ging es mitnichten darum, “ob die Seeblockade von Gaza dem Völkerrecht entspricht oder nicht”; es ging darum, “wie deutsche Juden die israelische Seeblockade durchbrechen wollen”, es ging um “die nächsten Helfer, die übers Meer kommen werden - und es sind Juden aus Deutschland”. Das war alles. Und damit die Pointe mit den “deutschen Juden” aufgeht, die übers kommen werden, musste eine bekloppte Hausfrau aus der Eifel herhalten, die sich als Jüdin ausgibt. Wenn Frau Mikich heute noch, nachdem der Schwindel aufgeflogen ist, sagt, mir gehe es darum, ob Frau Lutz “zweifelsfrei Jüdin” sei, macht sie dort weiter, wo Monitor am 17.6. aufgehört hat: Frau Lutz ist zweifelsfrei keine Jüdin, sie ist eine mittelmäßig begabte Judendarstellerin. Aber für Monitor reicht es.

Noch lustiger wird es, wenn Frau Mikich, um ihr eigenes Versagen zu verkleistern, erklärt: “Sie (Frau Lutz) möchte ihr Privatleben schützen, nach wie vor.”
Handelt es sich doch um eine Person, die schon immer größten Wert auf den Schutz ihrer Privatsphäre gelegt hat. Sie tat es vor der Expedition nach Gaza, als sie dem DLF ein Interview gab, in dem sie sich wie Anne Bonny aufführte, sie tat es, als sie Monitor in ihrem Haus in der Eifel filmen liess und sie tat es nach ihrer Rückkehr aus Gaza, als sie der Kölnischen Rundschau ein Interview gab (“Reise ist noch nicht zu Ende”), in dem sie sich darüber beschwerte, dass sie im israelischen Gefängnis Wasser aus der Leitung trinken musste. Bei all diesen Gelegenheiten hat sich eine geltungsbedürftige, mediengeile Trittbrettfahrerin extrem diskret verhalten, und deswegen muss Monitor ihren Wunsch nach dem Schutz ihrer Privatsphäre respektieren. Da staunt der Fachmann und Frau Mikich verwundert sich.

 

 

 

Permanenter Link

Achgut  Bunte Welt  

Die Achse des Guten