Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

04.10.2010   08:24   +Feedback

Jedem wohl und keinem wehe

Die Zeitungen rätseln heute darüber, was Christian Wulff gestern gesagt hat. “Wulff wirbt für Integration und Toleranz”, titelt die Augsburger Allgemeine. “Wulff: ‘Wer unser Land verachtet, muss mit Gegenwehr rechnen’” steht auf Seite 1 der WELT. Beide Aussagen sind in sich logisch, aber miteinander nicht kompatibel. So hat jeder das gehört, was er in Wulffs Rede hören wollte. Und so war sie wohl auch gemeint: Jedem wohl und keinem wehe. Wenn man denjenigen, die “unser Land” verachten, “Gegenwehr” verspricht, dann kann man nicht zugleich für “Integration und Toleranz” werben, denn diejenigen, “die integriert und toleriert” werden sollen, sind zum großen Teil auch diejenigen, “unser Land verachten”, und das sind nicht nur manche “Bürger mit Migrations-hintergrund”, sondern auch viele autochthone Deutsche, die vom Sozialstaat enteiert worden sind. Es sei denn, Wulff habe mit “Gegenwehr” eben “Integration und Toleranz” gemeint.
Es könnte aber auch sein, dass Wulff es ganz anders gemeint hat, nämlich so, wie er von den Muslimen verastanden wurde: “Muslime loben Wulffs Bekenntnis zur Integration”. Der Präsident will also mit gutem Beispiel vorangehen. Seine nächste Rede wird er mit den Worten anfangen: “Seit kurzem habe auch ich ein Tattoo.”

Siehe auch:
Johnnes Rede im Jahre 2000
http://www.bundespraesident.de/Reden-und-Interviews/Reden-Johannes-Rau-,11070.11961/Ohne-Angst-und-ohne-Traeumerei.htm?global.back=/Reden-und-Interviews/-%2c11070%2c50/Reden-Johannes-Rau.htm%3flink%3dbpr_liste

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