Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

02.10.2010   11:30   +Feedback

Kolle und Scholle, Ratzi und Mixa

Gestern nachmittag haben wir Oswalt zu Grabe getragen, und am Abend trafen wir uns im “Hotel de Goudfazant” in einer ehemaligen Fabrik am Hafen, um ihm zu Ehren zusammen zu tafeln. Als Hoofdgerecht gab Entrecote oder Scholle. Ich nahm die Scholle.

Und wie da zusammen saßen, aßen und tranken, erzählte einer der Söhne von Oswalt eine Geschichte, die ihm Oswalt vor Jahren erzählt hatte. Es muss Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre gewesen sein. Oswalt wartete in der Business Lounge der LH am Münchener Flughafen auf seinen Flug, da ging die Tür auf, und hereinkam der damalige Erzbischof von München und Freising, Kardinal Josef Ratzinger, mit seiner Entourage. Der Stellvertreter Gottes in München und Freising schaute sich um, bemerkte Oswalt, hielt einen Moment inne, sagte mit lauter Stimme: “Es stinkt hier!”, machte auf dem Absatz kehrt und verliess mit seiner Entourage die LH-Lounge.

Eine andere Geschichte, die Oswalts Sohn gestern erzählte, war erst ein paar Monate alt. Nachdem die Vorwürfe gegen den inzwischen zwangsemeritierten Bischof von Augsburg, Walter Mixa, wegen Misshandlung von Kindern und Veruntreuung von Kirchengheldern bekannt wurden, bekam Oswalt einen Brief von einer Frau, die ihm, Oswalt, mitteilte, sie habe ein Kind von Mixa, dem Stellvertreter Gottes in Augsburg und Militärbischof in Deutschland. Zu der Zeit war Oswalt schon ziemlich krank, er legte den Brief zur Seite, um ihn “später” zu beantworten.

Oswalt ist nicht mehr da, aber den Brief gibt es immer noch.

 

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