Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

11.07.2010   11:44   +Feedback

Feuchte Träume in Baden-Baden

Wenn Sie grad müd und faul in der Sonne liegen und nix Besseres zu tun haben, dann raten Sie mal, wo dieser Leserbrief erschienen ist:

“Alle Hoffnungen, die die welt bisher auf Präsident Obama gesetzt hat, eine Friedenslösung für den Nahen Osten auf den weg zu bringen, können begrabven werden. Aber das liegt nicht am amerikanischen Präsidenten…, sondern am amerikanischen Kongress und seiner Unterwürfigkeit gegenüber der jüdisch gesteuerten Israel-Lobby, der Vereingten Staaten, die jede israelische Politik auf Gedeih und Verderb zu unterstützen entschlossen ist…
Und wir alle zahlen für diese Politik den Preis. Denn der zunehmend weltweit geführte ‘Krieg gegen den Terror’ wendet sich gegen einen Gegner, der ein Kind des Nahostkonfliktes, ein Produkt israelischer Politik ist.
Doch die Maximen dieser Politik stehen zunehmend im Widerspruch zu den sich entwickelnden Prinzipien einer künftigen friedlicheren Welt, in der Israel und seine Unterstützer zunehmend als isolierte Störenfriede wahrgenommen und irgendwann auch behandelt werden dürfen…
Pessimisten unter den Palästinensern haben von den bisherigen sogenannten ‘Friedensgesprächen’ noch nie eine für sie annehmbare Lösung des Nahost-Konflikts erwartet. Aber ihre Vorstellung, dass die Kreuzfahrerstaaten schließlich aus dem Nahen Osten verschwunden sind und dass auch Israels Existenz vergleichbar einem Endpunkt entgegensteuert, könnte sich doch noch erfüllen…”

Nein, es war nicht die “National-Zeitung”, auch nicht “der Freitag” oder die “junge Welt”, es war die FAZ. Und wie wir wissen, werden bei der FAZ die Leserbriefe ebenso sorgfältig geprüft, bevor sie gedruckt werden, wie die Leitartikel. Geschrieben hat den Brief ein Dr. XYZ aus Baden-Baden, vermutlich zwischen einer Runde Wassertreten und einer Fango-Packung. Völlig entspannt stellt er sich vor, wie eines Tages auch Israel “behandelt” werden könnte und halluziniert, wie “Israels Existenz einem Endpunkt entgegensteuert” - feuchte Träume eines akademischen Antisemiten, der zu spät geboren wurde, um an der “Sonderbehandlung” der Juden und der “Endlösung” der Judenfrage noch eigenhändig teilnehmen zu können.

Noch Fragen zum “strukturellen Antisemitismus”? Oder zur FAZ?

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