Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

30.01.2011   07:56   +Feedback

Demos in Berlin und in Kairo

Gerade eben wollte ich über die Autononen herfallen und mich darüber beschweren, dass sie ihre alternativen Ärsche nicht hochbekommen, um wenigstens eine klitzekleine Demo als Zeichen der Solidarität mit den Ägyptern hinzukriegen, die trotz aller Ausgehverbote weiter demonstrieren und die Abdankung von Mubarak fordern. Immerhin hat es in den letzten Tagen Dutzende von Toten und Hunderte von Verletzten gegeben. Da lese ich in der WELT, dass es in Berlin doch eine Autonomen-Demo gegeben hat: “Für ein selbstbestimmtes Leben!”
Das ist doch genau, was die Ägypter wollen! Freie Wahlen, gleiche Rechte für Männer und Frauen, mehr Arbeitsplätze, weniger Bevormundung - ein selbstbestimmtes Leben.
Vorsichtshalber schaute ich aber noch mal hin, das sollte man bei den Autonomen immer tun, weil man ja die Antifas äußerlich kaum noch von den echten Fas unterscheiden kann. Und was las ich? Die Autonomen demonstrierten tatsächlich für ein selbstbestimmtes Leben, aber nicht das der Ägypter, sondern ihr eigenes, womit sie aber etwas ganz anderes meinten, nämlich kostenloses Wohnen in einem besetzten Haus in Friedrichshain. Während also die Ägypter ihr Leben für ein Leben in Freiheit riskieren, wollen die Autonomen nur die Miete sparen, die zu zahlen eine echte Zumutung wäre. Es sei denn, sie würden das gesparte Geld an ein Projekt der Unicef überweisen, was man freilich nicht ohne weiteres annehmen kann.
Die nächste Demo für ein selbstbestimmtes Leben findet demnächst in Stuttgart statt. Auch da könnten die blöden Ägypter was von lernen.

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