Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena
10.01.2011 08:08 +Feedback
Es gehört zu den Unsitten deutscher Korrespondenten, ihre Verweilzeit in Israel mit einem Buch zu krönen, in dem sie ihre Zeitungsartikel, die längst entsorgt oder zum Einpacken von toten Fischen benutzt worden sind, recyceln, in dem festen Glauben, dass sie es verdienen, der Nachwelt erhalten zu bleiben. Ein schönes Bespiel für diese Form der Auto-Beatifikation ist das in den 80er Jahren erschienene Buch von Wibke Bruhns (“Mein Jerusalem”), die nach nur zwei Jahren im Heiligen Land, die sie im wesentlichen damit verbrachte, sich über das schlechte Essen zu beschweren, eine Bilanz des Nahostkonflikts zog: “Es ändert sich nichts, ich kann nichts ändern, also gehe ich.” Und weg war sie.
Andere blieben etwas länger, z.B. der Korrespondent der FAZ, Jörg Bremer. Und der hat sich jetzt auch ein Buch gewidmet, in dem er u.a. darüber berichtet, dass er gerne “ans Tote Meer zum Tauchen” gefahren ist, womit er der erste Mensch sein dürfte, dem so ein Kunststück gelungen ist.
Dass seine Leser an dieser Mitteilung Anstoß nehmen könnten, steht nicht zu befürchten. Sie werden nämlich vom Verlag einem Intelligenztest unterzogen. “Wie heißt das jüdische Wahrzeichen, das den letzten Überrest des alten jüdischen Tempels darstellt? a) Trauermauer, b) Klagemauer, c) Tränenmauer” - was uns ein wenig an eine Aufgabe erinnert, mit der RTL seine Zuschauer herausfordert: “Wo werden Patienten behandelt? a) In der Theorie? b) In der Praxis?”
Da wissen wir was Besseres: Welches Kunstwerk hing bei den Bremers in Jerusalem über dem Ehebett: Ein Asterix, ein Kruzifix oder ein Obelix?
Wer die Frage richtig beatwortet, nimmt an einer Verlosung teil. Der Gewinner erhält eine Packung Bamba von Osem.
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