Während die Völker der Welt trotz oder wegen der Globalisierung auseinanderdriften und immer mehr Stämme einen eigenen Staat beanspruchen, um die dazugehörigen Subventionen und Hilfen der EU und der UN abgreifen zu können, kommen sich die Präsidenten immer näher. Erst vor kurzem haben Hugo Chavez und Mahmoud Ahmadinejad einander ewige Liebe und Treue geschworen, jetzt besucht der deutsche Präsident seinen türkischen Kollegen. Wurde ja auch Zeit, nach all dem Türken-Bashing der letzten Wochen. “Ich bin auch der Präsident der Muslime”, hatte Wulff in seiner Rede zum Tag der deutschen Einheit gesagt, jetzt kam die Retourkutsche des türkischen Präsidenten: “Ich bin auch der Präsident der Christen und der Juden.”
Vermutlich kennt er sie alle beim Vornamen. Waren Ende des 19. Jahhunderts noch 20% der Türken christlichen Glaubens, so sind es heute gerade noch 0,2%. Oder 100.000 Menschen. Eine überschaubare Minderheit, die immer wieder Opfer von Angriffen wird. Noch überschaubarer ist nur noch die jüdische Gemeinde: etwa 26.000 Menschen, die nicht nach Israel oder die USA ausgewandert sind.
Mal schauen, ob Christian Wulff bei seinem Besuch die Zeit findet, eine Kirche oder eine Synagoge zu besuchen. Oder ob ihm etwas zu den Armeniern einfällt. Wäre echt nett.

Siehe auch:
http://www.sueddeutsche.de/politik/staatsbesuch-in-der-tuerkei-guel-nimmt-sich-an-wulff-ein-beispiel-1.1013611
http://www.bild.de/BILD/politik/2010/10/19/tuerkei-staatsbesuch-bundespraesident-christian-wulff/rede-vor-parlament-in-ankara.html
http://www.nzz.ch/nachrichten/international/wulff_tuerkei_1.8060577.html
http://www.sueddeutsche.de/politik/praesident-wulff-in-der-tuerkei-die-reifepruefung-am-bosporus-1.1013473