Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

06.04.2011   01:05   +Feedback

Der Pazifist sagt, wie es ist

Das linksreaktionäre Gutmenschenpack (LRGMP), das sich “Friedensbewegung” nennt, wacht ab und zu aus dem pazifistischen Koma auf und stellt überrascht fest, dass in der großen weiten Welt noch immer gekämpft wird. Auch Andreas Buro, die Chefcharge der Friedensbewegung, wundert sich, was derzeit in Libyen passiert:

“Die Spitzenpolitiker der Rebellen, Mahmud Schibril und Ali Tarhuni, haben ihr Studium in den USA absolviert und waren dort an Universitäten tätig. Wem fällt da nicht sogleich der afghanische Präsident Karsai ein? Geht es auch um Zugriffsmöglichkeiten auf das libysche Öl? Erlaubt die UN-Resolution wirklich, dass die NATO im Bürgerkrieg Partei auf der Seite der Rebellen ergreift? Welchen Anteil an der Rebellion haben westliche Geheimdienste?”

Buro macht sich keine Illusionen. “Unsere direkten Einflussmöglichkeiten bei den kämpfenden Parteien in Libyen sind gleich Null.” Dennoch stellt er einen friedenspolitischen Maßnahmenkatalog auf: “Möglich ist aber, auf die eigene Regierung einzuwirken, indem wir für einen Waffenstillstand und eine Vermittlung zwischen den Konfliktparteien plädieren, indem wir großzügige humanitäre Hilfe für Kriegsopfer und Flüchtlinge auf allen Seiten einfordern und selbstverständlich auf den Stopp der Rüstungsexporte auch über Libyen hinaus dringen. Wir müssen für eine faire Berichterstattung eintreten, die nicht im Freund-Feind-Denken gefangen ist. Der westliche Anteil an der Entstehung und Stabilisierung der Diktaturen in Afrika ist zu thematisieren. Etwaigen Bemühungen, diese Verhältnisse über den Aufstand der Bevölkerungen hinaus zu retten, muss entgegengetreten werden. Mit all diesen Aktivitäten ist die Forderung zu verbinden, die präventive Zivile Konfliktbearbeitung im Sinne von Friedenspolitik statt Militärpolitik zügig auszubauen.” (http://www.grundrechtekomitee.de/node/383)

Was für ein größenwahnsinniger Kretin. Wäre Buro Einsatzleiter bei der freiwilligen Feuerwehr in Hückeswagen und bekäme er einen Anruf, dass es in der Stadt brennt, würde er erstmal fragen, wer das Feuer gelegt und ob der Hausherr beim Bau gepfuscht hat. Dann würde er eine Richtlinie für faire Berichterstattung erabeiten und sie an die lokalen Redaktionen schicken. Schliesslich würde er mehr Kompetenzen für die Feuerwehr fordern, damit diese präventiv tätig werden kann.

Was Buro erschüttert, ist nicht das, was in Libyen passiert, sondern eine Stellungnahme des von ihm “hoch geschätzten Uri Avnery, der vehement für die militärische Intervention der NATO in Libyen eintritt”. Und er fragt: “Würde Uri Avnery auch für eine ausländische Militärintervention bei einem bewaffneten Aufstand der Palästinenser gegen die israelische Besatzung plädieren?”

So gehen alte Freundschaften in die Brüche. Aber die “pazifistische Friedensbewegung” macht weiter. Wie ein weißer Schimmel oder ein kastrierter Eunuch auf der Suche nach einer unberührten Unschuld.

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