Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

04.03.2011   22:38   +Feedback

Wie ist das Klima, Herr Doktor Struwwelpeter?

Nach dem Mord an der Ägypterin Marwa El Sherbini in einem Dresdner Gerichtssaal geriet das Juste milieu der Bundesrepublik in einen Taumel der Begeisterung. Die Tat, die niemand zu rechtfertigen oder kleinzureden versuchte, war der Beweis für die grassierende Islamophobie im Lande. “Der Mord wirft ein Schlaglicht auf einen bisher wenig beschriebenen Rassismus in der deutschen Gesellschaft. Dafür spricht auch, dass es seit dem 11. September 2001 vermehrt Pöbeleien gegenüber Frauen mit Kopftüchern gibt”, diagnostizierte Werner Schiffauer in der FR. “Islamophobie reicht bis in die Mitte der Gesellschaft. Diese ist in den 2000er Jahren deutlich nach rechts gerückt. Die bürgerliche Mitte verurteilt zwar Hass und Gewalt rechter Randgruppen gegen Ausländer, aber es gibt zunehmend Äußerungen aus dieser Mitte, die noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wären. Machte jemand solche Äußerungen über Juden, würde das einen Skandal auslösen.”

In der taz sinnierte Daniel Bax darüber, “welches Meinungsklima die Tat begünstigt hat” und fand schnell die Schuldigen: “Auch populäre Publizisten wie Henryk Broder, Udo Ulfkotte, Necla Kelek und Ralph Giordano weigern sich, bei Muslimen zwischen gewöhnlichen Gläubigen und radikalen Fundamentalisten zu unterscheiden.”

Nun spricht alles dafür, dass der 21jährige Mann aus dem Kosovo, der am 2. März zwei US-Soldaten am Frankfurter Flughafen erschoss, ein ganz gewöhnlicher Gläubiger war, der eines Tages beschloss, ein radikaler Fundamentalist zu werden, ohne seine Entscheidung Werner Schiffauer oder Daniel Bax mitzuteilen. Ein weiterer Beleg dafür, wie wichtig es ist, zwischen gewöhnlichen Gläubigen und radikalen Fundamentalisten zu unterscheiden, wie es Differenzierer vom Schlage Schiffauers und Bax’ ständig tun. Jetzt warten wir nur noch darauf, dass einer der beiden sich dazu äußert, “welches Meinungsklima die Tat begünstigt hat”. Sie sollten sich sputen, damit ihnen weder Jörg Lau noch der Dr. Struwwelpeter des deutschen Feuilletons, Patrick Bahners, zuvorkommt.

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