Das war echt die skurrilste Veranstaltung seit dem Einschlag der letzten V2 in London am 27.3.1945. Statt in einem Hörsaal der LSE fand sie im Ballroom des benachbarten Waldorf Hilton statt, was immerhin den Vorteil hatte, dass in den Ballroom des Hilton mehr Menschen reinpassen als in einen Hörsaal der LSE. Auch sonst war sie ein Erfolg: Die Free Speech Group, eines der vielen Committees und Sub-Committees an der LSE, hatte sich durchgesetzt und im Namen der freien Rede eine Diskussion unter dem Dach der LSE verhindert; die Direktion des Waldorf Hilton hatte bewiesen, dass im Notfall auf ein kapitalistisches Unternehmen mehr Verlass ist als auf eine progressive Vereinigung, deren Angehörige am liebsten miteinander “diskutieren”; und ich konnte die Sau rauslassen, nachdem ich den ganzen Nachmittag vergeblich nach einem ganz bestimmten Paar Schuhe gesucht hatte.

Die Diskussion selber war insofern aufschlussreich, als sich gerade diejenigen, sie an der LSE verhindert haben, über ihren “unsachlichen” Verlauf beschwerten. U.a. deswegen, weil ich bemerkte, wenn man an öffentlichen Schulen Gebetsräume für moslemische Schüler erlaubt, dann müsse man auch den Hindus erlauben, ihre Witwen zu verbrennen. Worauf Karasek ergänzte, es wäre bedauerlich, dass sich der Koran zu diesem schönen Brauch nicht äußern würde.

Einer der Free-Speech-Aktivisten behauptete sogar, immer mehr gut ausgebildete Türken würden wegen Sarrazin Deutschland verlassen, das sei ein Verlust an “Humankapital”, den man nicht hinnehmen könne. Das durch ihn vertretene fortschrittliche “Humankapital” hatte Deutschland nur zu Studienzwecken verlassen, um nach Abschluss des Studiums heimzukehren und einen schlecht bezahlten Job als “Quartiermanager” in einem Berliner Problemviertel zu übernehmen.

Was mich angeht, so freue ich mich schon auf den Dienstag, der extrem sachlich verlaufen wird. Vormittags hab ich einen Termin mit Paris Hilton, am Nachmittag dreh ich eine Runde durch die Pubs und abends geht es nach Golders Green, und zwar hierher.