Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

27.08.2011   10:57   +Feedback

Fidels Claqueure

Am 13. August wurde der kubanische Revolutionsführer Fidel Castro 85 Jahre alt. Dass der Geburtstag mit dem Tag des Mauerbaus (13. August 1961) zusammenfiel, war Zufall. Kein Zufall dagegen war es, dass zu den Gratulanten, die dem Máximo Líder die «herzlichsten Glückwünsche» übermittelten, auch die zwei Vorsitzenden der Linkspartei gehörten, Gesine Lötzsch (früher SED) und Klaus Ernst (früher SPD). Wenn die beiden für etwas stehen, dann ist es die dünne Personaldecke der Linkspartei, an deren Spitze sie mangels anderer Kandidaten gespült wurden.

Frau Lötzsch möchte gerne neue «Wege zum Kommunismus» ausprobieren, während Herr Ernst einen durchaus bürgerlichen Lebensstil pflegt: Er fährt einen Porsche und verbringt seine Freizeit auf der Alm in einer grösseren Hütte. Die eine wie der andere wirken so charismatisch und ambitioniert wie zwei Minigolfer, die eine Einladung zu den US Open bekommen haben.

Aber, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt, zeigen sie doch, dass mehr in ihnen steckt, als man glauben möchte. So heisst es in dem Glückwunschschreiben, das sie an Fidel Castro zu seinem 85. Geburtstag geschickt haben: «Lieber Genosse Fidel Castro, Du kannst voller Stolz auf ein kampferfülltes Leben und erfolgreiches Wirken an der Spitze der kubanischen Revolution zurückblicken. [.?.?.] Unter Deiner Führung hat es Kuba verstanden, für mehr als fünf Jahrzehnte dem Druck und der Blockade der USA zu widerstehen, an seinen Idealen festzuhalten und eine neue gesellschaftliche Entwicklung einzuleiten, die dem kubanischen Volk für Lateinamerika beispiellose soziale Errungenschaften in Bildung, Wissenschaft und Kultur, im Gesundheitswesen und im Sport und in vielen anderen Bereichen gebracht hat. Kuba war und ist auf diese Weise Beispiel und Orientierungspunkt für viele Völker der Welt [.?.?.].»

Und ausserdem für zwei deutsche Postkommunisten, die das kubanische Beispiel gerne in Deutschland ausprobieren möchten. Abgeordnete der Linkspartei sitzen in 13 von 16 Land tagen, in Berlin und Brandenburg regieren sie mit. Nicht schlecht für eine Partei, der nur ein Máximo Líder fehlt, um eine neue gesellschaftliche Entwicklung einzuleiten.

Die Weltwoche, 25.8.11

 

Permanenter Link

Achgut  Inland  

Die Achse des Guten