Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

28.07.2011   09:30   +Feedback

Gewalt, verbale

Wann immer ein Terroranschlag passiert, dessen Drahtzieher in islamischen Milieus vermutet werden oder sich selbst als Allahs Krieger ge outet haben, sind die öffentlichen Reaktionen so absehbar wie der Inhalt der Bekennerschreiben. Man müsse, meinen die Kommentatoren, zwischen Islam und Islamismus unterscheiden; keinesfalls dürfe man alle Muslime unter «Generalverdacht» stellen; und vor allem müsse man fragen, warum sie so geworden sind und so gehandelt haben. Hatten sie eine schwere Kindheit? Sind sie gekränkt, gedemütigt worden? Wurden ihre Grosseltern aus der Heimat vertrieben? Nun aber hat ein junger Norweger, der kein Muslim ist, ein furchtbares Verbrechen begangen. Und wie reagieren die ansonsten so empathischen deutschen Terrorversteher auf die Bluttat?

Zum Beispiel so: «Viele Anti-Islamisten arbeiten aktiv in der Politik, engagieren sich in Europas populistischen Parteien?.?.?. Zu ihren Stichwortgebern zählen Publizisten wie Henryk M. Broder, die zum Teil noch in den verhassten ‹Mainstream-Medien› veröffentlichen?.?.?.», hiess es letzten Dienstag in einem Beitrag der Süddeutschen Zeitung (SZ) über den «Attentäter von Oslo» und die «anti-islamische Szene, deren verbale Gewalt den Boden für solche Taten bereitet». Um der verbalen Gewalt ein Ende zu bereiten, sei es nötig, «die Meinungsfreiheit neu zu definieren», lässt die SZ eine obskure «Wissenschaftlerin» sagen, die aus ihrer Wohnküche heraus eine Art private Reichsschrifttumskammer betreibt, die sie «Institut für Medienverantwortung» nennt.

So tönt es auch aus anderen Zeitungen, von FAZ bis zur Taz. Der Täter hat nur geschossen, verantwortlich für die Tat sind die Anti-Islamisten/Islamkritiker/Populisten. Am selben Tag fand ich in meiner Mail diese Zuschrift: «Wir bitten Sie, nicht mehr gegen den Islam zu hetzen. Offenbar gibt es Menschen wie den Killer von Oslo, die Schriften von Ihnen als geistige Basis für ihre schrecklichen Taten nehmen. Das darf nicht noch einmal passieren. Der Islam ist eine sehr friedliche Religion, und das sollte respektiert werden!» Bei den Absendern muss es sich um Patienten von Dr. Mabuse oder Abonnenten der SZ handeln.

Die Weltwoche, 27.7.11

 

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