Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

21.07.2011   11:17   +Feedback

Handkäs mit Medienkritik

Sehr geehrter Herr Zimmermann,

es gibt drei Dinge, die ich nicht leiden kann: Labskaus, Handkäs mit Musik und Schlaumeier, die heute nicht zu dem stehen, was sie gestern gesagt haben. Sie können “Medienkritik” von morgens bis abends betreiben, sich die ARD, das ZDF und die Privaten vornehmen, so viel und so oft Sie wollen. Niemand wird Sie daran hindern, ich auch nicht.

Seltsam ist nur, dass Sie ihre Karriere als “Medienkritiker” mit der Kritik an einem Beitrag begonnen haben, der noch gar nicht gesendet wurde. Ebenso seltsam ist, dass Sie bis jetzt viele Gelegenheiten versäumt haben, sich als “Medienkritiker” zu profilieren, zuletzt einen skandalösen Beitrag im Kulturmagazin der ARD, ttt, über “offene Fragen” im Zusammenhang mit 9/11.

Ihre Kritik an dem noch ungesendeten aspekte-Beitrag kann nur so verstanden werden, dass Sie jemand, der sich kritisch über eine Gruppe von Migranten geäußert hat, nahe legen, von Besuchen in Vierteln abzusehen, in denen eben diese Migranten leben, weil dies “wütende Proteste” auslösen könnte. Ebenso gut könnten Sie Frauen, Juden oder Homosexuellen davon abraten, Viertel aufzusuchen, deren Einwohner etwas gegen Homosexuelle, Juden oder Frauen haben. Das ist No-go-Politik, die in Kreuzberg bereits nachhaltig gegenüber Touristen praktiziert wird; was Sie daran stört, ist offenbar nur der Umstand, dass BILD darüber berichtet.

Auch sonst argumentieren Sie ein wenig inkonsistent. Mir gegenüber bedauern Sie, dass ich den Preis zurück gebe, dem epd gegenüber erklären Sie, ich hätte keinen Preis bekommen. Ich jedenfalls kann mich noch gut an die Einladung erinnern, die ich vom Kulturrat bekommen habe, an die Laudatio, die Luc Jochimsen auf “Entweder-Broder” gerne gehalten hätte, die andere, die Reiner Deutschmann gehalten hat, an meine Rede, die Sie in ihrer Zeitschrift abgedruckt haben. Hab ich das alles nur geträumt? Ich meine, mich sogar noch an die labberigen Brötchen erinnern zu können, die nach der Preisverleihung zum Verzehr freigegeben wurden. Es war wirklich der Höhepunkt des Abends.

Ich freu mich schon auf Ihren nächsten Auftritt als “Medienkritiker”.
Viele Grüße aus Blackpool!
B.

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