Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

25.05.2011   23:14   +Feedback

Vorsichtige Antisemiten

Neunzig Minuten lang soll Gregor Gysi mit seinen Genossen in der Links-Fraktion über Antisemitismus diskutiert und dabei an sie appelliert haben, “bei bestimmten Argumenten vorsichtiger zu sein”. Das heisst, sie sollen sich nicht antisemitischer Aktionen und Stellngnahmen enthalten, sondern ihren Tonfall mäßigen. Wie Diabetiker, die beim Konsum von zuckerhaltigen Speisen zurückhaltend sein müssen. Denn wie überall im Leben kommt es auch beim Antisemitismus auf die richtige Dosierung an.

Wie aber kann man Antisemitismus messen? Beim Strom sind es Ampere, Volt und Watt, bei der Radioaktivität Becquerel, bei Motoren Pferdestärken. Eine entsprechende Maßeinheit für den Antisemitismus hat bis jetzt gefehlt. Nach dem Auftritt der Abgeordneten Inge Höger bei einer Palästinenserkonferenz in Wuppertal könnte die Einheit lauten: “Höger”. Ein “Höger” wäre demnach die Kombo von Dummheit, Eitelkeit und Unsinn, die sich in dem Satz “Menschlich bleiben, bedeutet für mich auch, dass das Verbrechen des Holocaust nicht weiter dazu missbraucht werden darf, Kritiker von Besatzungspolitik mundtot zu machen” artikuliert. Ja, das musste mal gesagt und den Juden, die nix aus ihrer Geschichte gelernt haben und den Holocaust “missbrauchen”, unter die Nasen gerieben werden.

Frau Höger ist, ganz im Sinne von GG, eine “vorsichtige Antisemitin”. Und sehr höflich dazu. Dass sie bei ihrem Auftritt in Wuppertal einen “Palästina-Schal” trug, auf dem die Auslöschung von Israel vorweggenommen wurde, erklärte sie ihren Genossen so: „Auf der Bühne wurde allen Gästen ein palästinensischer Schal umgelegt.“ Sie hätte es „als unhöflich empfunden, in dieser Situation das Tragen dieses Schals abzulehnen“. Ein Glück, dass bei der Versammlung nicht “Hamas, Hamas, Juden ins Gas!” gerufen wurde. Wer weiß, wie sich die höfliche Frau Höger dann verhalten hätte. Bleibt also die Frage: Für wen sitzt Frau Höger eigentlich im Bundestag? Für die PLO, die Hamas, die Hisbollah? Oder etwa doch für den deutschen Wähler, in dessen Namen sie für das Rückkehrrecht der Schlesier und Sudentendeutschen in ihre alte Heimat eintritt?

 

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