Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

20.05.2011   16:01   +Feedback

Frau Heinrich wird ungehalten

Schlechte Gewohnheiten sind zählebig. Man kann sie nicht ablegen wie einen Parteinamen. Sie schlagen immer wieder durch, wie Rost, der übermalt wurde. Früher, in der guten alten DDR, gab es zwar keine Meinungs- und Reisefreiheit, aber das Beschwerdesystem funktionierte vorbildlich. Dabei hatte man die Wahl: Man konnte jemand bei der Stasi anschwärzen oder sich ganz offiziell beschweren, sogar direkt bei Mielke, Honecker oder einem anderen der Chefgranden. Daran muss die stellvertrende Sprecherin der Links-partei gedacht haben, als sie nicht das bekam, was sie haben wollte. “Ich werde Ihren Chef anrufen”, drohte sie einem Unwilligen, als wäre sie gerade von einem Dispatcher auf das falsche Gleis geschoben worden. Schauen Sie sich den folgen Notenwechsel aus der Post-DDR mal an.

Sehr geehrter Herr Salzborn,
wie Sie mir eben telefonisch mitteilten, wollen Sie uns Ihre
aktuelle Studie, die den Antisemitismus in der Linkspartei
belegen soll, nicht zur Verfügung stellen. Ich bedauere dies
außerordentlich, zumal einigen Medien diese Ergebnisse bereits
vorliegen.  Ich werde mich heute in dieser Angelegenheit an den
Präsidenten der Universität Gießen wenden.

Mit freundlichen Grüßen
Marion Heinrich
stellv. Pressesprecherin
DIE LINKE Bundesgeschäftsstelle

Sehr geehrte Frau Heinrich,
es mag sein, dass man in Ihren Kreisen so verfährt: zu drohen,
wenn man etwas auf freundliche Weise nicht erreicht. Ein Tipp für
die Zukunft: Eigentlich ist es gar nicht so schwer, die in einer
demokratischen Gesellschaft üblichen Umgangsformen zu erlernen,
meinen Sie nicht auch?

Mit freundlichen Grüßen,
Samuel Salzborn
Vertretungsprofessor für Demokratie- und Demokratisierungsforschung
Institut fuer Politikwissenschaft
der Universitaet Giessen

Siehe auch:
Gelernt ist gelernt
Marion Heinrich, geboren 1954, absolvierte ein Journalistik-Studium in Leipzig. Sie arbeitete für das DDR-Fernsehen, Schwerpunkt Wissenschaftsjournalistik. Nach der Wende war sie Redaktionsleiterin, Autorin und Producerin für verschiedene Sender der ARD und der Schweiz. Seit 2005 arbeitet sie im PR-Bereich.
http://www.eulenspiegel-verlag.de/autoren-1/autor/513-Marion_Heinrich.html

Marion, der blaue Engel von Zingst
http://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/272288/?print=1&cHash=295b307e5ed512b93cb0f2233a4acf5e

 



 

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