Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

21.10.2011   03:00   +Feedback

Made in America 2

Seit sechs Wochen fahre ich nun mit meinem Jeep Cherokee durch die Gegend und kann den Wagen jedem nur empfohlen. Bequem, flott und einfach in der Handhabung. Das Beste aber habe ich erst gestern entdeckt: Das Ding hat ein Satellitenradio von Sirius! Über 140 Programme, davon allein 70 Musikkanäle.

Satellitenradio verhält sich zum normalen Radio wie eine Mikrowelle zum Kaminfeuer. Oder wie das Word-Programm zur Keilschrift. Kein Suchen mehr nach Frequenzen, kein Rauschen, kein Knacken und vor allem: Keine Werbung und kein Fund-Raising, denn man zahlt ja ein Abo und kann von Anchorage in Alaska nach Tampa in Florida fahren, ohne den Sender zu wechseln. Es ist großartig! Also habe ich mich heute früh ins Auto gesetzt und beschlossen, ich mach mal einen Ausflug nach Warsaw in Virginia. Der Ort hat eine ziemlich irre Geschichte. Ich stellte das Satellitenradio auf Kanal 70 ein (“Bluesville”), auf dem jeden Tag rund um die Uhr klassischer Blues gespielt wird, und machte mich auf den Weg.

Nun bin ich weder ein Natur- noch ein Musikfreak, um high zu werden, reicht mir ein Glas Bessen Jener von de Kuyper und ein Marzipantörtchen von Anthon Berg, am liebsten Pflaume in Madeira. Aber mitten im Indian Summer durch eine durchgeknallte Landschaft zu rollen und dabei B.B. King zu hören, das ist der ultimative Trip, besser als Freeclimbing in den Abruzzen oder ein Besuch auf dem Nachhaltigkeitskongress mit Angela Merkel.

Ich war dermaßen von der Musik gefangen, dass ich mich verfahren habe. Statt Pittsburgh nordöstlich zu umfahren, habe ich es südöstlich umrundet, ein Umweg von knapp 60 Meilen. Macht nichts, ich hatte ja B.B. King bei mir.

Kurz vor Breezewood, das nur aus Tankstellen, Motels und Restaurants besteht, hab ich dann doch kurz die FM-Taste gedrückt, weil ich wissen wollte, ob die Occupy-Wall-Street-Bewegung schon das Bob Evans besetzt hat, wo ich lunchen wollte. Und was höre ich? Gaddafi ist auf dem Weg zu Saddam und Ossama! Die Libyer jubeln. Barack Obama hält im Rose Garten vor dem Weißen Haus eine Rede und der Republikaner Mitt Romney, der gerne der nächste Präsident der USA werden möchte, sagt: “The world is a better place with Gaddafi gone!”

Ich aber denke mir: Schon wieder wurde ein unbewaffeter Famiienvater heimtückisch ermordet! Auf einen vagen Verdacht hin. Man hat ihm nicht einmal rechtliches Gehör gewährt. Was werden Jörg Schönenborn und Jakob Augstein dazu sagen? Wird ein “mutiger Richter” wieder den Paragraf 140 des StGB in Feld führen? Wird man in Deutschland die Fahnen auf Halbmast setzen? Oder eher das “La Belle” wieder aufmachen?

Zur Feier des Tages gönne ich mir was Gutes: SLOW-ROASTED TURKEY BREAST mit extra viel Cranberries. Und dann gehts es weiter mit B.B. King Richtung Warsaw.

 

 

 

 

Permanenter Link

Achgut  Ausland  

Die Achse des Guten