Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

20.10.2011   00:09   +Feedback

Made in America

Einer der Gründe - wenn nicht der Grund überhaupt - dafür, dass Amerika wirtschaftlich am Arsch ist und alle “incentive programs” und “stimulus packages” der Obama-Regierung nix nutzen, liegt im systematischen Auslagern der Arbeitsplätze, vor allem nach China und Indien.

Letzte Woche war ich in der Shopping-Mall von Grove City mit 130 Factory-Outlets, von Ralph Lauren bis Reebok, von Gap bis Levi’s. Die Geschäfte waren voll, aber nur mit Waren, die zu Preisen angeboten wurden, die vermutlich nicht einmal die Transportkosten decken. Bei J.A. Bank kaufte ich sechs Paar Hosen, davon zwei aus reiner Wolle, und ein Seersucker-Sakko für zusammen 140.- Dollar. Ich war der einzige Kunde im Laden, und so war es auch in den anderen Geschäften, die ich anschließend besuchte: Timberland, Nike, Old Navy.

Es war eine Asien-Reise, die ich zu Fuß unternahm. Die Waren, die vergeblich auf Käufer warteten, stammten aus China, Vietnam, Indien, Korea, Bangladesch und - Japan. Es war nichts, gar nichts darunter, das in den USA hergestellt wurde.

Auf der Heimfahrt kam ich auf einem Parkplatz mit einem älteren Ehepaar ins Gespräch, das mit einem schweren Motorrad unterwegs war. Die Maschine sah auf wie eine Harley Davidson, war aber eine Honda. Nie würde er sich eine Harley kaufen, sagte der Mann, die würden in Asien hergestellt und in die USA importiert. Die Honda dagegen sei zwar eine japanische Marke, aber ein amerikanisches Produkt. Alle Teile würden in den USA hergestellt und montiert. Ich hatte wieder etwas dazu gelernt.

Wieder in Meadville, holte ich mir beim Chinesen um die Ecke eine Portion “General Tso’s Chicken” und zappte ein wenig rum, um die Zeit bis zum Beginn der “Daily Show” mit Jon Stewart zu füllen. Und wie es der Genosse Zufall so wollte, blieb ich bei einer ABC-World News-Reportage hängen, die auf einem der Kabelkanäle wiederholt wurde: “Made in America - Meet The Usry Family”. Ein Reporter besucht eine Familie in Dallas und schaut nach, was die Leute so daheim haben und woher die Sachen kommen. Dann wird die Familie hinauskomplimentiert und alles, das nicht Made in the USA ist, aus dem Haus geschafft und in einen Container verladen. Anschließend darf die Familie wieder in ihr Haus zurück.

Aber schauen Sie selbst, es lohnt sich. 

Nun habe ich doch noch bei Giant Eagle ein Produkt für den Alltag gefunden, das industriell in den USA hergestellt wird: Toilettenpapier der Firma “Green Heritage”, “Proudly Made in the USA”.

Permanenter Link

Achgut  Ausland  

Die Achse des Guten