Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

08.09.2011   07:50   +Feedback

Die Braut, die sich was traut

Die Amis sind nicht nur nachtragend, sie sind auch rachsüchtig. Zehn Jahre nach 9/11 jammern sie immer noch rum, statt sich ein Beispiel an den Deutschen zu nehmen, die schon 1955 Auschwitz vergessen hatten. Als sie dann wieder zu sich kamen, regten sie sich über die “Wiedergutmachungszahlungen” auf und stellten Fragen: Ob es nicht die Juden waren, die dem Deutschen Reich den Krieg erklärt hatten, ob es nicht die Alliierten waren, die Kriegsverbrechen begangen hatten, ob die Gaskammern nicht erst nach Kriegsende gebaut wurden, um die Deutschen moralisch zu erpressen und finanziell auszuquetschen.

Dann warteten sie eine Generation ab, um schliesslich ihren “Sündenstolz” optimal zu vermarkten: Beim Bau von Holocaustmahnmalen die einen, als “Israelkritiker” die anderen. Getrennt marschieren, sich gemeinsam aus der Geschichte schleichen, lautete die Parole. Und nun fragen sie wieder: Warum die Juden/Israelis nichts aus ihrer Geschichte gelernt hätten, warum “ein unbewaffneter alter Mann, der von Frauen und Kindern umgeben war, von 79 Elitesoldaten überfallen und erschossen” wurde, warum die Amis nicht begreifen wollen, dass man Gewalt nicht mit Gewalt beikommen kann, sondern nur mit “Frieden”.

Ein besonders ekelerregendes Exemplar dieser Spezies, die nur in aller Unschuld Fragen stellt, ist eine “Medienpädagogin”, die in ihrer Erlanger Wohnküche eine kleine private “Reichsschriftumskammer” betreibt, in deren Namen sie von den Medien “Verantwortung” einfordert. So hat sie kurz nach dem Massenmord von Oslo in einem Interview mit der SZ gesagt, die Grenzen der Meinungsfreiheit müssten “neu definiert” werden. Am besten durch sie, die subgeniale Fachfrau für Medienverantwortung.

Nun aber weht der Wind in die andere Richtung. Eine “große deutsche Wochenzeitung” hat bei ihr einen Text zu 9/11 bestellt und nicht gedruckt. Das ist “Zensur”, ein grober Verstoß gegen die Meinungs- und Pressefreiheit. Das darf nicht sein, denn sie tut nur das, was “viele Medien vermeiden”, nämlich “kritische Fragen zu stellen…, angesichts der Unhaltbarkeit der Behauptungen allein aus physikalischen Gründen”. Es sind diese Fragen:

=Warum soll Mohamed Atta sein Testament mit in der Reisetasche geführt haben, die zur Vernichtung bestimmt war?
Warum stürzte der zweite und weniger schwer getroffene WTC-Turm zuerst ein?
Wie konnte ein einziger Gegenstand (zufällig der Personalausweis eines Terroristen) den Einsturz der Türme unbeschadet überstehen?
Wieso fehlt im Untersuchungsbericht der Einsturz von WTC7?
Warum fiel an diesem Tag erst- und einmalig das weltweit sicherste Luftraumüberwachungssystem aus?=

Sie fragt ja nur. Die Antworten überlässt sie der Fantasie ihrer Leser, die genauso ticken wie sie. Und Fragen stellen wird man ja noch dürfen. Es sind exakt die gleichen Fragen nach “der Unhaltbarkeit der Behauptungen allein aus physikalischen Gründen”, die von den Holocaust-Leugnern immer wieder gestellt werden. Waren die Gaskammern groß genug… Wohin hat man die vielen Tonnen Asche entsorgt… Und gab es überhaupt genug Juden in Europa, um sechs Millionen von ihnen endlösen zu können. In einem Satz: Did Six Millions Really Die?

Es geht nicht um Fakten und historische Tatsachen. Es geht allein darum, einen Massenmord so zurechtzubiegen, dass die Täter entlastet und die Opfer belastet werden. Neben den scheinheiligen Fragen nach “der Unhaltbarkeit der Behauptungen allein aus physikalischen Gründen” gibt es auch eine retroaktive Spekulation: Wenn die Amis 9/11 inszeniert haben, dann sind sie zu allem fähig, dann haben sie nicht nur Pearl Harbor inszeniert, sondern auch noch mehr faule Gründe vorgeschoben, um in den WW2 eintreten zu können. Die aktuelle Entlastugsoffensive zugunsten von Al Kaida ist erst einmal ein später Versuch, die Nazis zu rehabilitieren - auf dem Umweg über 9/11.

Bliebe nur noch eine Frage: Warum hat die große deutsche Wochenzeitung den Stuss nicht gedruckt? Weil die Hausfrau aus Erlangen als verbale Abrissbirne ebenso begabt ist wie als Physikerin? Oder weil sie nur Fragen gestellt und sich um die Antworten gedrückt hat? - Man wird ja noch fragen dürfen.

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