Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

25.01.2012   17:20   +Feedback

When Harry Comes To Town

Ich bin noch immer total von der Rolle. Gestern abend waren wir im Paramount Theater in Charlottesville. Zum Martin-Luther-King-Tag kamen Harry Beafonte und Julian Bond in die Stadt, zwei Veteranen der schwarzen Bürgerrechtsbewegung. Die saßen auf der Bühne und unterhielten sich, und es war, als würden Moses und Jesus miteinander reden. Und das an einem Ort, an dem vor 50 Jahren Weiße und Schwarze nicht einmal dasselbe Klo benutzen durften. Vor uns saß ein schwarzer UoV-Professor mit seiner weißen Frau. Als am Ende alle aufstanden, um sich bei Bond und Belafonte mit Standing Ovations zu bedanken, umarmten sich die beiden und gaben sich einen Kuss.
Hinterher schauten wir uns in der Paramount-Bar die Live-Übertragung der “State of the Nation”-Rede von Obama an. Man muss wirklich bis nach Virginia fahren, Bond und Belafonte hören, um zu begreifen, was es bedeutet, dass Amerika einen schwarzen Präsidenten hat, während Deutschland sich immer noch nicht darüber einkriegt, dass eine Ossi-Frau das Land regiert.

PS. Ich weiss, dass Belafonte im Laufe seines Lebens auch viel Unsinn gesagt und den Falschen die Hand gegeben hat, wie Brecht, Laxness, Luise Rinser, J.R. Becher und viele andere. Aber ein einziger seiner Songs macht all diesen Nonsens wett.

 

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