Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

23.12.2011   16:24   +Feedback

Walter und das BKA

Gestern hab ich mir wieder einen Ruck gegeben und bin in die Zone gefahren, um im Grünen Salon der Volksbühne Rabbi Rothschild und die Minyan Boys zu hören. Es war, wie immer, großartig! Die Jungs um Max Doehlemann sind fantastische Musiker und wenn sie das Telefonbuch von Chemnitz vertonen würden, würde sich das noch immer gut anhören. Aber Rothschild ist der Oberknaller, man muss lange durch das postfaschistische Europa laufen, um jemand zu finden, der so witzig, so voller Selbstironie und dabei so jüdisch ist wie ein Pastrami-Sandwich von Katz’s. Wie er so da steht auf der Bühne, eine Hand in der Hosentasche, und so tut, als würde er singen, das ist die Synthese aus Jack Lemmon und Walter Matthau mit einem Schuss Zero Mostel.

Aber das ist noch nicht alles. Vor kurzem bekam Rothschild einen Brief vom Bundeskriminalamt in Meckenheim, das irgendwo zwischen Bonn und Aachen liegt. Man habe seinen Namen in einem Telefonbuch im Rahmen der Ermittlungen wegen des Verdachts der Bildung oder Unterstützung der terroristischen Vereinigung “Nationalsozialistischer Untergrund” (NSU) gefunden. Eine daraus resultierende “konkrete Gefährdung” werde “derzeit nicht gesehen”, sollte aber ein “Erörterungsbedarf im Hinblick auf die Erfassung ihrer Daten durch die NSU bestehen”, dann müsste er sich mit der Polizeibehörde seines Wohnortes bzw. mit dem zuständigen LKA in Verbindung setzen.

Worauf sich Rothschild hinsetzte und einen Brief an das BKA schrieb. Er sei seit 2001 nicht mehr als Rabbiner für die jüdische Gemeinde in Berlin tätig, Und außerdem, “wenn es um Kriminalität, Brutalität, Aggressivität und Gesetzeslosigkeit geht, dann fühle ich mich mehr bedroht und habe mehr Angst vor meinen Gemeindevorständen…”

Walter, we love you!

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