Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

14.07.2012   17:53   +Feedback

München, die Hauptstadt der Bewegung

Zu Beginn der Dreharbeiten für die erste Staffel unserer “Deutschland-Safari” besuchten Hamed und ich auch eine Veranstaltung im Rahmen der “Palästina-Tage” im Münchner Gasteig-Kulturzentrum. Es gab eine szenische Lesung mit zwei in München weltberühmten Schauspielern, deren Namen mir entfallen sind. Sie brachten in ca. 90 Minuten die Geschichte des Nahostkonflikts auf den Punkt: Israel hat 1948 den arabischen Staaten den Krieg erklärt, seitdem greift es immer wieder seine Nachbarn an, die sich gegen die zionistische Aggression verteidigen. Inzwischen habe sich sogar die Hamas mit der Existenz Israels abgefunden und sei bereit, Israel anzuerkennen, was aber Israel mit seiner Politik hintertreibe, um einen Vorwand für weitere Eroberungskriege zu haben…

Organisiert wurde das Ganze von einem Berufspalästinenser namens Fuad Hamdan für das Münchner “Palästina Komitee”. Obwohl es sich um eine öffentliche Veranstaltung in einem öffentlichen Raum handelte, versuchte er, uns ein Haus- und Drehverbot zu erteilen. Wir haben natürlich trotzdem gedreht, allerdings keinen Meter des Materials benutzt, weil es so irre und so unfreiwillig komisch war, dass alle geglaubt hätten, wir hätten den Klamauk inszeniert.

Nun finden heuer wieder die “Palästina-Tage” in München statt, gefördert u.a. vom Münchner Kulturreferat. Um auf die Diskriminierung der arabischen Israels bzw. israelischen Araber aufmerksam zu machen, wurde aus Jerusalem eine attraktive junge Frau eingeflogen, Haneen Zoabi. Sie hat Philosophie und Psychologie an der Universität von Haifa studiert, danach Kommunikationswissenschaft an der Universität von Jerusalem, im israelischen Erziehungsministerium gearbeitet und wurde 2009 für die 1995 gegründete Balad-Partei in die Knesset gewählt. Ein überzeugendes Beispiel für die Benachteiligung der arabischen Minderheit in Israel, die immerhin 20% der Bevölkerung ausmacht. Und so nahm man es ihr in München ab, dass „Israel ein rassistischer Staat per Definition (ist), mit dem wir uns nicht versöhnen können”. Sie fand in München ein aufmerksames und dankbares Publikum, das sich ebenfalls mit dem Staat Israel nicht versöhnen kann, wenn auch aus anderen Gründen. Hier ein subjektiver Augenzeugenbericht.


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