Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

02.07.2012   19:56   +Feedback

Polenz: Dumm, schamlos und unheilbar gesund

Irena Wachendorff ist eine arme Sau. Sie hat sich eine Biografie zurecht gelogen, an die sie vermutlich selbst geglaubt hat. Ganz zum Schluss will sie sich noch mit dem Vorsitzenden bzw. stellvertretenden Vorsitzenden “ihrer” Gemeinde getroffen haben, der ihr bescheinigen sollte, dass sie Mitglied eben dieser Gemeinde ist. Aber statt ihr einen Zettel zu schreiben bzw. eine Quittung für die geleisteten Mitgliedsbeiträge auszustellen, soll er ihr geraten haben, sich von Facebook zu versbschieden, was sie dann auch tat. Bei der Kölner Reform-Gemeinde Gescher la Massoret, als deren Mitglied sie sich eine Weile ausgab, kennt man sie nur als Abonnentin des Gemeindebriefes.

Nun gibt es viele Juden, die keiner jüdischen Gemeinde angehören. Ich zum Beispiel. Ehe ich der jüdischen Gemeinde zu Berlin beitrete, stelle ich lieber einen Aufnahmeantrag bei der Berliner Russenmafia. Oder bei der Neturei Karta. Die sind wenigstens komisch. Nur in der DDR galt die offizielle Mitgliedschaft in einer jüdischen Gemeinde als Beweis fürs Judesein, weswegen die “jüdischen” Gemeinden mit Nichtjuden aufgefüllt wurden, die vom Judentum noch weniger Ahnung hatten als Frau Wachendorff. Eine unbegabte und erfolglose “Lyrikerin”, die sich ihre 15 minutes of fame mit einem Trick erarbeitet hat - als “Tochter von Shoaüberlebenden” und engagierte Kritikerin der israelischen Politik. Es ist die Hajo-Meyer-Felicia-Langer-Reuven-Moskovitz-Nummer, dargeboten von einer, die zu spät geboren wurde, um sich selbst als “Shoaüberlebende” präsentieren zu können.

Die Frau ist eine Exhibitionistin. Sie hat sich jahrelang auf FB ausgezogen und entblättert, jedes beschissene Detail aus ihrem beschissenen Leben öffentlich gemacht. Hat man sie aber nach irgendeinem Beleg gefragt, zum Beispiel wann sie in Israel in der Armee gedient oder wie sie die Geigen nach Gaza geschafft hat, verweigerte sie unter Hinweis auf ihre Intimsphäre jede Auskunft: sie müsse sich und ihre Familie schützen. Was sie nicht daran hinderte, ihren Wehrmachtsvater zu einem “Zadek” zu ernennen (Wo hat sie das Wort nur aufgeschnappt? Bei den Anonymen Hochstaplern?) und ihrer Mutter eine KZ-Nummer am Unterarm anzudichten. Eine Trittbrettfahrerin, die schamlos sechs Millionen Tote missbrauchte, zugleich aber keine Hemmungen hatte, anderen die Instrumentalisierung des Holocaust vorzuwerfen.

Man könnte ihr zugute halten, dass sie einen schweren Dachschaden hat, der auf traumatische Erfahrungen in der Kindheit hindeutet. Diese mildernden Umstände kann man gegenüber ihrem Gönner und Förderer, MdB Ruprecht Polenz, nicht geltend machen. Er hat die Meise aus Remagen jahrelang promotet, sich schützend vor und hinter sie gestellt und bei jeder Gelegenheit betont, dass sie “eine Jüdin” ist.

Herr Papst, ich finde es unerträglich, wie Sie eine Jüdin hier beleidigen. Ich habe Sie von meiner Pinnwand gesperrt.“ (2. Februar 2011 um 22:47)

Frau Irene Wachendorff, eine in Bonn lebende Jüdin, begeistert sich für das Projekt, gründet einen Förderverein in Deutschland, veranstaltet Benefizkonzerte… Einige selbsternannte Vertreter dessen, was sie für israelische Interessen halten…  greifen Frau Wachendorff persönlich an, beleidigen sie. Es ist für diese Israelergiker unerträglich, dass eine Jüdin die Politik der gegenwärtigen israelischen Regierung kritisiert. (4. Dezember 2011)

„Ich stelle mich nur vor Menschen wie Frau Wachendorff, auch weil sie Jüdin ist, um ihr gegen diese infame Kampagne zu helfen.“ (5. Februar 2012 um 23:41

Er tat das, um seinen eigenen Judenknacks zu kompensieren. Nun, da die Wachendorffsche Kostümparty zu Ende ist, wirft er das Ruder um 180 Grad herum. Volle Fahrt zurück!

Hatte Polenz noch am 8. März dieses Jahres in der Aktuellen Stunde des Bundestages eine Rede gehalten, in der er “Zivilcourage gegen Nazis” einforderte und bei dieser Gelegenheit das Ergebnis seines privaten Lackmustests bekannt gegeben, woran man Nazis erkennen könnte, nämlich an ihrer super-hyper-extra-positiven Haltung zu Israel, “weil sie denn per definitionem keine Rechtsradikalen mehr sein können und umso ungehinderter ihre Hetze gegen Muslime vom Stapel lassen können”, so tat er schon am 26. Juni genau das, was er den Nazis vorwarf: er präsentierte sich als ein 150%iger Freund Israels, dem nichts so sehr am Herzen liegt wie das Wohlergehen dieses Landes. Originalton Polenz:

“Komme gerade von einem sehr guten und freundschaftlichen Gespräch mit dem Präsidenten des israelischen Parlaments, Reuven Rivlin, der einen sehr guten Überblick gegeben hat, wie Israel die Entwicklungen im Nahen Osten beurteilt. Zuvor hatte ich eine einstündige Diskussion mit israelischen Journalisten, die auf Einladung des Außenministeriums in Deutschland sind. Und es gab eine Premiere: Zum ersten Mal war eine Delegation des College for National Securitiy der Israeli Defence Forces zu Gast im Bundestag, und ich hatte Gelegenheit, eine Stunde lang mit den Offizieren zu diskutieren. Auch wenn diese Gesprächsdichte nicht jeden Tag vorkommt, sie zeigt, wie eng Israel und Deutschland miteinander verbunden sind und wie wichtig es ist, dass wir diese besonderen Beziehungen pflegen.”

Polenz trat die Flucht nach vorne an. Denn zu diesem Zeitpunkt war seine Alibi-Jüdin bereits als Hochstaplerin enttarnt worden. Sie war für ihn nicht nur nutzlos, sondern zu einer Belastung geworden. Also tat er so, als habe er sie kaum gekannt und schon gar nicht immer wieder “als Jüdin” aufs Podest gehoben:

“Ich habe mich früher nicht zur Biografie von Frau Wachendorff geäußert und ich sehe auch keine Veranlassung, dies jetzt tun zu müssen. Ich habe sie auch nicht ‘als Jüdin’ für irgendeine meiner Positionen in Anspruch genommen. Eine ‘Verbindung zu mir’ ergibt sich nur über Ein Bustan. Der Kindergarten ist ok.”

Die Frageformel Wer ist Jude? (hebr.: ???? ????? Mihu Jehudi?) steht für eine der bedeutendsten innerjüdischen Kontroversen. - Und da ich kein Jude bin, werde ich mich auch in Zukunft nicht zu dieser Frage äußern.”

Polenz nimmt es mit der Wahrheit so genau wie der Hauptmann von Köpenick mit der Wahl seiner Anzüge. Er zieht an, was ihm grad passt, im Vertrauen darauf, dass seine FB-Gemeinde ihm alles abnimmt, was er behauptet. Er ist nicht nur ein schamloser sondern auch ein dummer Lügner, dem das bisschen Macht, das er in den Händen hält, zu Kopf gestiegen ist.

In einem längeren Brief an Benny Weinthal verwahrt er sich dagegen, mitverantwortlich für die “Äußerungen Dritter auf meiner Pinnwand” zu sein. Polenz hat aber nicht nur antizionistische Äußerungen auf seiner Pinnwand geduldet und Postings, die diesen widersprachen, entfernt, er hat auch auf Texte verlinkt, die sich durch eine besondere antisemitische Intensität auszeichneten, wie z.B. den schwachsinnigen Beitrag “Digitale Lynchjustiz” eines österreichischen Unterweltlers und Hochstaplers, der seine Qualifikation als “Israelkritiker” aus dem Umstand ableitete, dass er “drei jüdische Kinder” gezeugt haben wollte. Als “Mitglied der deutsch-israelischen Parlamentariergruppe und Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft” war das einer der Beiträge, die beweisen sollten, wie sehr Polenz “ein gutes deutsch-israelisches Verhältnis seit Jahrzehnten am Herzen liegt”.

Polenz’ Brief an Weinthal zeugt von einem unheilbar gesunden Gewissen seines Verfassers, z.B. wenn er sich darauf beruft, auch die Bundeskanzlerin und der amerikanische Präsident würden ebenso wie er, Polenz, “Kritik an der israelischen Siedlungspolitik” üben. Wie auch viele Israelis, “die dieser Politik genauso kritisch gegenüberstehen wie ich”.

Der dumme Polenz kann zwar nicht zwischen Juden und Judendarstellern unterscheiden, aber sich hinter Obama und Merkel verstecken und seine privaten Ressentiments als legitime Kritik deklarieren, das kann er gut.

Man könnte auch fragen, seit wann es zu den Zuständigkeiten des Vorsitzenden des Außenpolitischen Ausschusses des Bundestages gehört, Kindergärten zu besuchen. So etwas ist üblicherweise Teil des “Damenprogramms”. Polenz’ Israel-Reise Ende Januar diente allein dem Zweck, für Frau Wachendorffs Kindergarten-Projekt, das mitnichten das erste seiner Art in Israel ist, PR zu machen. Auf Kosten des Steuerzahlers.

Alles, das drumherum arrangiert wurde - der Besuch der Sicherheitskonferenz in Herzliya, der Besuch eines Kindergartens in Sderot - war nur Camouflage. Die einzigen Bilder, die von Polenz’ Israeltrip im Netz zu sehen sind, wurden in Ein Bustan aufgenommen. Bei der Konferenz in Herzliyah, zu der er sich selbst eingeladen hatte, weil er als Redner nicht vorgesehen war, wurde er nur kurz gesehen, in Sderot war offenbar kein Fotograf dabei, Polenz begnügte sich damit, eine Statusmeldung auf seiner FB-Seite zu posten. 

Am Ende seines Briefes an Weinthal schreibt Polenz, er könne es sich “nicht vorstellen, dass sich eine Zeitung wie die Jerusalem-Post in dieser Weise instrumentalisieren lässt”.

Instrumentalisieren! Wofür? Wogegen? Kurz vorher hatte er den Dreck auf seiner FB-Pinnwand noch mit dem Satz rechtfertigt: “Im Zweifel für die Meinungsfreiheit!”

Das aber gilt nur für Polenz und seine Gang, die Antisemiten, die Irren und die Hochstapler, die er auf seiner Seite zu Wort kommen lässt. Es gilt nicht für Kritik an Polenz.

Spätestens damit ist aus der Posse um die Kostümjüdin Irena Wachendorff aus Remagen der Fall Polenz geworden. 

 

Permanenter Link

Achgut  Inland  

Die Achse des Guten