Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

22.03.2012   13:45   +Feedback

Ein Eimer und zwei Hochstapler

Lange nichts mehr aus Aachen gehört, der liebenswerten Friedensmetropole am Rande der Ardennen. Die Kameradschaft Aachen Land bereitet schon die nächste Weihnachtsfeier vor und auch die grüne Bürgermeisterin geht ihren Geschäften nach. Man bleibt unter sich. Spalter und Provozierer machen einen Bogen um die Stadt.

Nur einer kämpft weiter. Gerald Eimer, Redakteur der Aachener Nachrichten und zuständig für alles Jüdische im Gau Aachen. Vor kurzem hat er an einen Journalisten einen Brief geschrieben, in dem es u.a. heisst:

“Sie müssten mir schon erklären, was Sie mit antijüdischer oder antiisraelischer Berichterstattung in AN oder AZ meinen. Für meine Person kann ich sagen, dass ich sehr gerne in Israel war, dass ich dort sehr viele liebenswerte Menschen kennengelernt habe, dass ich die Probleme des Landes und das Sicherheitsbedürfnis sehr gut nachvollziehen kann und auch die Ängste der Menschen verstehe. Zu meinen liebsten Autoren gehören jüdische Autoren. Von meiner Seite gibt es auch nicht im Ansatz eine feindliche Haltung gegenüber der Jüdischen Gemeinde in Aachen.”

Vermutlich liest er täglich Kishon, hört Klezmer und bestellt schon zum Frühstück Hühnersuppe mit Matzeknödeln. Und weil er die Probleme und das Sicherheitsbedürfnis der Israelis so gut nachvollziehen kann, schreibt er über die Nakba-Ausstellung in Aachen, wobei er sich besonders freut, wenn zwei “authentische Juden” in die Stadt kommen und die Ausstellung für koscher erklären. Da dieser Text leider nicht auf der Homepage der Aachener Nachrichten steht, bitten wir um Nachsicht, dass wir auf ein Organ verlinken, das in unserer digitalen Bibliothek zwischen dem “Stürmer” und dem “Völkischen Beobachter” steht.

Obwohl er sich im Judentum so gut auskennt und seine “liebsten Autoren” Juden sind, ist dem Herrn von den Aachener Nachrichten nicht einmal der Verdacht gekommen, er könnte zwei Hochstaplern aufgesessen sein.

Der eine ein Pfälzer Bauernbub, der zum Judentum konvertiert sein will, der andere ein Kostümjude, der zum Beweis seines Judeseins eine Geburtsurkunde aus dem Jahre 1928 präsentiert, die auf einen Frauennamen ausgestellt wurde. Und beide natürlich “Rabbiner”, die Komparativ-Form des Juden.

Das sind genau die Juden, die man in Aachen gern hat.

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