Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

14.03.2013   09:04   +Feedback

Lügen, ohne roth zu werden

Unter „Ejaculatio praecox“ versteht man den vorzeiti-gen Samenerguss beim Mann, „die häufigste sexuelle Funktionsstörung bei Männern jedes Alters.“ (Wikipedia) Frauen kennen das Problem nicht, es sei denn als Leidtragende. Aber wie immer und überall im Leben bestätigen Ausnahmen auch hier die Regel. Eine heißt Claudia Roth und ist die Vorsitzende der deutschen Grünen. Zum zweiten Jahrestag der Katastrophe von Fukushima setzte sie den folgenden Eintrag auf ihre Facebook-Seite:

Heute vor zwei Jahren ereignete sich die verheerende Atom-Katastrophe von Fukushima, die nach Tschernobyl ein weiteres Mal eine ganze Region und mit ihr die ganze Welt in den atomaren Abgrund blicken ließ. Insgesamt starben bei der Katastrophe in Japan 16.000 Menschen, mehr als 2.700 gelten immer noch als vermisst. Hunderttausende Menschen leben heute fernab ihrer verstrahlten Heimat…  Die Katastrophe von Fukushima hat uns einmal mehr gezeigt, wie unkontrollierbar und tödlich die Hochrisikotechnologie Atom ist. Wir müssen deshalb alles daran setzen, den Atomausstieg in Deutschland, aber auch in Europa und weltweit so schnell wie möglich umzusetzen und die Energiewende voranzubringen, anstatt sie wie Schwarz-Gelb immer wieder zu hintertreiben. Fukushima mahnt.

Schamloser und zynischer konnte man die Opfer einer Naturkatastrophe nicht missbrauchen. Die Menschen von Fukushima waren nicht an den Folgen der Atom-Katastophe ums Leben gekommen, sondern in den Fluten ertrunken, die ihrerseits von einem Erd- bzw. Seebeben ausgelöst wurden. Nachdem sich daraufhin ein „Shitstorm“ über Frau Roth entladen hatte, ruderte das „Team Roth“, ebenfalls auf Facebook, zurück:

Es tut uns leid, dass wir aufgrund der Knappheit des Textes leider den Eindruck erweckt haben, als wären die insgesamt rund 16.000 Tote in Folge des Reaktorunfalls in Fukushima gestorben. Richtig ist natürlich, dass sie in Folge des am 11. März 2011 durch ein schweres Erdbeben ausgelösten Tsunamis gestorben sind, der auch zu den drei Kernschmelzen in Fukushima führte. Wir bitten diesen unbeabsichtigten Fehler zu entschuldigen.

Das wiederum nennt man in Bayern einen „falschen Fehler“ und in Wien und Umgebung eine „Verschlimmbesserung“. Von wegen „Knappheit des Textes“. Knapp ist bei Frau Roth etwas ganz anderes. Und das nicht erst seit der Atom-Katastrophe von Fukushima.

Erschienen in der Weltwoche vom 14.3.13

 

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