Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

04.12.2012   16:00   +Feedback

„Denken macht Spaß!“

„Wir machen ein Jahrbuch!“ – beschlossen wir an einem schönen Spätsommerabend. Man kann an so einem schönen Spätsommerabend gar nicht einschätzen, wie viel Mühe das ist. Denn wir hatten wie immer hohe Ansprüche: Die Lieblingstexte der Autoren sollten es sein, schön aufbereitet, ein eleganter Titel dazu - das erste Jahrbuch der Achse des Guten soll schließlich ein glänzendes, stolzes eBook sein. Und jetzt ist es da.

„Nur Lumpen sind bescheiden, Brave freuen sich der Tat“, hat Goethe mal gesagt. Ganz in seinem Sinne wollen wir keine Lumpen und nicht bescheiden sein. Ganz im Gegenteil: Wir haben kein Problem damit, uns selbst zu loben. Seit acht Jahren auf dem Markt, haben wir uns zu einem Leitmedium des freien Denkens entwickelt. Wir sind keine Vor-, keine Nach- und schon gar keine Querdenker, wir denken einfach auf eigene Rechnung und Verantwortung. Um es mit Hanns-Dieter Hüsch, dem Heine des 20. Jahrhunderts, zu sagen: „Denken macht Spaß, vorausgesetzt man kommt dazu!“

Nun ist es so, dass heutzutage jede junge Frau, sobald sie zur Weinkönigin von Oberfell an der Mosel gekürt wurde, erklärt, sie wolle dazu beitragen, dass „die Welt ein Stück weit besser“ werde. Wo man hintritt, überall findet man Menschen, die die Welt verändern wollen, natürlich immer zum Besseren, sei es, dass sie Öko-Strom beziehen, mit dem Fahrrad in die Ferien fahren oder nur noch Produkte aus regionalem Anbau kaufen, Avocados, Kiwis und Orangen inklusive. Wir dagegen finden, die Welt ist schon genug verändert worden, jetzt kommt es darauf an, sie wieder so zu beschreiben, wie sie ist - und nicht wie sein sollte.

Nein, wir schwimmen nicht gegen den Strom, wir ignorieren ihn, ob es nun um die Klimakatastrophe, die Friedensbewegung oder manchen akademischen Unfug wie z.B. das Gender Mainstreaming geht. Jakob Augstein, der Verleger des „Freitag“, hat vor kurzem im Zusammenhang mit der Euro-Krise geschrieben, „es wäre für Deutschland besser, mit den Partnern in Europa das Falsche zu tun, als allein auf dem Richtigen zu beharren“. Treffender kann man den Konformismus der Bionade-Intelligenzija nicht formulieren. Wir dagegen sind überzeugt, dass es besser ist, allein das Richtige zu denken, zu sagen und zu tun, als in der Geborgenheit eines Eunuchen-Chors mitzusingen.

Das hat nichts mit Mut oder dem neudeutschen Modewort „Zivilcourage“ zu tun. Wir weisen solche Unterstellungen und Zuschreibungen weit von uns. In einer Gesellschaft, in der ein Schauspieler mit Standing Ovations und einem Bambi in der Kategorie „Mut“ geehrt wird, weil er in einem Film den Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg gespielt hat, ist Mut obsolet geworden. In einer Gesellschaft, in der eine Kirchenrätin, die betrunken Auto gefahren ist, zur Heldin befördert wird, weil sie von ihrem Amt zurücktrat, wird das Selbstverständliche als das ganz Besondere gefeiert. In einer Gesellschaft, in der die Kanzlerin Maßnahmen als „alternativlos“ bezeichnet, um eine Debatte über mögliche Alternativen zur amtlichen Alternativlosigkeit zu verhindern, ist die Gleichschaltung schon in vollem Gang.

Das alles bringt uns in Rage. Es kommt vor, dass wir uns vorkommen wie Howard Beale, der Nachrichtensprecher des Senders Union Broadcasting System, gespielt von Peter Finch in dem Film „Network“ von Sidney Lumet. Beale hält es eines Tages nicht mehr aus, reißt das Fenster auf und schreit in die Nacht hinaus: “I’m as mad as hell, and I’m not going to take this anymore!”

Weil wir aber Manieren haben und niemandem die Nachtruhe stören wollen, schreien wir nicht, wir schreiben und stellen das Geschriebene online. Ob wir in Allem immer Recht haben, wissen wir nicht, es wird sich irgendwann herausstellen. Wir haben aber in jedem Fall das Recht, alles in Frage zu stellen, was mit dem Gestus des Unvermeidlichen daherkommt: Die Energiewende, die Europapolitik, das Primat der Gleichheit vor der Freiheit, den Wohlfahrtstaat und die Appeasement-Politik gegenüber Kulturen, die uns ihren Glückbegriff aufzwingen wollen.

In diesem eBook sind Beiträge versammelt, die für den Tag geschrieben wurden. Sie tragen kein Verfallsdatum, sie bilden eine Chronik, die man vorne nach hinten oder von hinten nach vorne lesen kann. Also los, jetzt sind Sie dran!
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