Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

11.05.2013   23:08   +Feedback

Islamophobie und Knödel

Woran denken Sie, wenn Sie das Wort “Tschechien” hören? An den braven Soldaten Schwejk? An Bier aus Pilsen und Oblaten aus Karlsbad? An den Prager Frühling und die brüderliche Intervention der Russen? An Franz Kafka, Max Brod, Karel Gott? Falsch! Daneben! Sitzenmachen!

Die richtige Antwort lautet: Islamophobie! Was sonst? Das Prager “Zentrum für Internationale Beziehungen” und das “Tschechisch-Arabische Zentrum für den kulturellen Dialog” veranstaltet am 23. Mai eine Konferenz über das Thema: “Islamophobie in der Tschechischen Republik und Europa”.

Die Islamophobie in der Tschechischen Republik äußert sich erst einmal darin, dass es in Tschechien kaum Moslems gibt, ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung liegt zwischen 0.1 und 0.2 Prozent. Wären die Tschechen nicht so islamophob, würden mehr Moslems in Tschechien leben. Man muss auch, anders als in Berlin, Paris oder London, lange an einer Straßenecke stehen und warten, bis endlich eine Frau mit Kopftuch vorbei kommt. Meistens handelt es sich um Bäuerinnen, die in der Stadt etwas kaufen oder verkaufen wollen. Es gibt in Prag einige Kebab-Buden, aber sie werden von Tschechen betrieben, die im Westen gearbeitet und sich mit ihren Ersparnissen daheim eine kleine Existenz aufgebaut haben. Auch Ehrenmorde sind in Tschechien sehr selten. So kommt ein Symptom zum anderen und am Ende ergibt es ein klares Bild: Die Islamophobie in Tschechien nimmt Besorgnis erregende Ausmaße an!

Aus Deutschland nimmt an der Prager Konferenz Dr. Juliane Wetzel vom Berliner Zentrum für Antisemitismusforschung teil, das sich inzwischen auf die Erforschung der Islamophobie verlegt hat. Denn die Islamophobie ist der Antisemitismus des 21. Jahrhunderts. Und deswegen muss die Forschung weiter gehen. Demnächst in Svolvær, über die Islamophobie auf den Lofoten.

 

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