Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

10.07.2009   17:55   +Feedback

Martin van Creveld - Schmock der Woche

Ich sitze auf der Terrasse von Vroom en Dreesmann hoch über den Dächern von Haarlem und überlege, ob ich am Abend zum Chinesen oder zum Indonesier gehen soll. Aus Solidarität mit den Uiguren entscheide ich mich für das Pondok Yanie in Bentveld (http://www.pondokyanie.nl/pg-23806-7-31148/pagina/home.html), will mich schon auf den Weg machen, das fällt mir eine “Märkische Allgemeine” auf, die ein Gast am Nebentisch liegen liess. Es ist die Ausgabe von gestern, also relativ frisch. Ich blättere ein wenig von vorn nach hinten und von hinten nach vorn und bleibe bei einem Beitrag von Martin van Creveld hängen: “Israel überhöht die Bedrohung durch den Iran aus strategischem Interesse”. Der gebürtige Holländer ist ein Experte für militärische Geschichte und Strategie, hat selber in keiner Armee der Welt gedient und kann ein Gewehr von einem Spazierstock nicht unterscheiden. Das spricht nicht gegen ihn, viele Anhänger der Friedensbewegung spielen gerne mit Zinnsoldaten und könnten auch eine Pershing mit verbundenen Augen auseinander nehmen und wieder zusammensetzen. Martin van Creveld ist bekannt für seine originellen Ideen und deswegen bei Journalisten sehr beliebt. Auch seine Analyse der Bedrohung durch den Iran ist sehr originell. Er erwähnt mit keinem Wort, was iranische Politiker seit Jahren verkünden, dass Israel von der Landkarte verschwinden müsse, er konzentriert sich auf die israelischen Reaktionen auf die vermeintliche iranische Gefahr, die nur dazu dient, aus ihr Kapital zu schlagen, und zwar “Hunderte Billionen Dollar”. Zur Erinnerung: eine Billion besteht aus tausend Milliarden. O-Ton-Creveld:

“Zunächst die Zionisten und dann die Israelis haben eine lange Geschichte des Alarmschlagens. Da dem so ist, präsentieren sie sich immer als klein, schwach und im Begriff, angegriffen zu werden. Im Gegensatz dazu werden ihre Feinde – zunächst die arabischen Palästinenser, dann Ägypten, dann der Irak und nun der Iran – immer als groß, stark, gefährlich und vor allem durch und durch böse dargestellt. Über die Jahrzehnte hat diese Taktik geholfen, Hunderte Billionen Dollar an militärischer und anderer Hilfe an sich zu ziehen. Der Mann, der Weltmeister in diesem Spiel war, ist Shimon Peres, der israelische Präsident. Gibt es irgendeinen Grund, warum er diese Taktik ändern sollte?” http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/11553651/492531/

Ja, dieses ewige Alarmschlagen der Zionisten kann einem schon auf die Nerven gehen. Angefangen haben sie damit in den 30er Jahren und wollen bis heute nicht aufhören. Und ein Blick auf die Landkarte des Nahen Ostens sagt alles: die winzigen arabischen Staaten, eingekreist von einem gigantischen Israel.
1948 hat es seine arabischen Nachbarn überfallen, 1967 und 1973 ebenso und zwischendurch immer wieder. Die syrischen Golanhöhen haben die Zionisten mit Kanonenbooten vom Kinneret aus beschossen und auch sonst keine Gelegenheit ausgelassen, ihre Nachbarn zu provozieren. Zuletzt durch den einsetigen Abzug aus Gaza. Und jetzt fragt Martin van Creveld, was die netten Iraner machen könnten, um die Ängste der hysterischen Israelis zu mindern: “Ihr Atomprogramm abbauen, etwa ihre Nuklearwissenschaftler töten, ihre Liebe zum Zionismus verkünden, zum Judentum konvertieren?”

Für erste würde es wahrscheinlich reichen, wenn sie Martin van Creveld einen Job in Teheran anbieten würden, Wand an Wand mit dem Wiener Rabbiner Moishe Arye Friedman, der auch so lange Propaganda für Ahmadineschad gemacht hat, bis er endlich zur Holocaust-Leugnerkonferenz eingeladen wurde. Creveld dagegen stellt nicht die Vergangenheit richtig, er korrigiert fürsorglich die Zukunft. Das kann nicht jeder, dafür muss man schon Experte für militärische Geschichte, Strategie und Schluckauf sein. Herzlichen Glückwunsch, Schmock der Woche!

Und noch was Martin, treib mich bitte nicht zum Äußersten, sonst erzähl ich, wie mir Deborah mal 2.400.- Dollar für einen Telefonanruf abgenommen hat. Dagegen sind die Tricks, mit denen die Zionisten die Amis über den Tisch ziehen, Kinderkacke im Frischhaltebeutel.

Siehe auch:
http://de.wikipedia.org/wiki/Martin_van_Creveld

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