Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

06.10.2009   21:28   +Feedback

Inder, Rinder und Kultur

Verglichen mit dem Palast des Maharadschas von Jodhpur ist das Potsdamer Schloss Sanssouci ein nüchterner Zweckbau und das Berliner Adlon eine Puppenstube. Der Maharadscha selbst bewohnt nur den südlichen Teil der Anlage, den westlichen hat er an eine Hotelkette verpachtet. Seine Königliche Hoheit besitzt noch ein paar Immobilien in und um Jodhpur. Er wurde, wie alle Maharadschas, Anfang der siebziger Jahre von der indischen Regierung degradiert, indem ihm die Apanage gestrichen und das Privileg der Steuerfreiheit entzogen wurde, aber er wurde nicht enteignet.

Und da er seitdem klug gewirtschaftet hat, kann er sich einiges leisten. Unter anderem eine große Sammlung von Oldtimern und die Patronage über das “Rajastan International Folk Festival”, das alljährlich Anfang Oktober auf Fort Mehrangarh stattfindet, einer alle Dimensionen...

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Achgut  Kultur  

05.10.2009   21:02   +Feedback

Am Ende des Ganges 7

Es ist ein Sandal, dass sich bis jetzt weder AI noch HRW der Menschen angenommen haben, die jeden Tag zu Millionen in die Economy Class der Flugzeuge gepackt werden, unter Bedingungen, die PETA anprangern müsste, würde es sich um Kühe oder Ferkel handeln. Tagsüber geht es noch, aber nachts grenzt so ein Flug an Folter. Da ich genug LH-Meilen auf dem Konto habe, um dreimal um die Welt zu fliegen und weil Air India mit der LH in der Star Alliance zusammenarbeitet, wollte ich ein Upgrade für die Business Class haben. “No, we can’t”, sagte die Mitarbeiterin der Air India, ich hätte das Upgrade vor Antritt der Hinflugs beantragen sollen. “Okay”, sagte ich, “let me pay for it”. Das ginge auch nicht, sagte die Mitarbeiter, dafür wäre es “too late”. Wieso zu spät, fragte ich, das Flugzeug ginge erst in zwei Stunden. Man habe die Zahl der...

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Achgut  Ausland  

05.10.2009   07:34   +Feedback

Am Ende des Ganges 6

Seit dem Anschlag von Mumbai werden Hotels in Indien strenger bewacht als Banken in Laramie. Das Shangri-La ist umzäunt, wer mit dem Wagen auf den Parkplatz will, muss Motorhaube und Kofferraum aufmachen, während der Unterboden des Autos mit Spiegeln auf Bomben untersucht wird, wie früher an der Zonengrenze. Wer jetzt einfach aufs Gas drücken würde, käme nicht weit. Ein breites Haifischmaul aus Metallzacken wartet nur darauf, sich in die Reife zu bohren. Besucher zur Fuss werden gleich dreimal kontrolliert. Aber drinnen geht es sehr zivilisiert zu. http://www.shangri-la.com/en/property/newdelhi/shangrila Die Napoleon-Schnitte schmeckt genauso wie sie aussieht, grossartig, und wenn man nach einer Wireless-Verbindung fragt, bekommt man den Username und das Password an den Tisch gebracht, zugleich mit dem Tee. Europäern, die auch in...

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Achgut  Ausland  

04.10.2009   14:39   +Feedback

Am Ende des Ganges 5

Es ist wirklich so, dass Kühe in Indien frei herumlaufen. Man sieht sie überall, im größten Verkehrsgewühl, vor Supermärkten, in der Nähe von Tankstellen. Die meisten sehen elend aus, abgemagert und schwach, als kämen sie gerade aus einem Kühe-KZ. Manche sind aber wohlgenährt wie Holsteiner Rinder. Manchmal sieht man auch eine Kuh mit einem Kalb an der Seite. Das sind dann die allein erziehenden Kühe, die auf einen Anruf von Anne Will oder Sandra Maischberger warten. Wie kommen sie zurecht? Wo sind die Väter abgeblieben? Was man erstaunlicherweise nicht sieht, das sind Kuhfladen. Es gibt praktisch keine Müllabfuhr in Indien (das besorgen die Kühe), aber irgendwer muss die Kuhfladen einsammeln. Sind es die Angehörigen der vierten Kaste, die Unberührbaren? Oder vielleicht ältere Soziologen, die die Kuhfladen als Pizza...

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Achgut  Ausland  

03.10.2009   21:39   +Feedback

Am Ende des Ganges 4

Indien - das ist maximale Freundlichkeit mit optimaler Ineffizienz. Jeder Job ist doppelt und dreifach besetzt. Einer bringt die Cola an den Tisch, ein zweiter macht sie auf. Beim Verladen des Gepäcks in einen Bus gibt es einen, der die Koffer wuchtet und einen zweiten, der ihm sagt, wie er es machen soll. Beim Einsteigen ins Flugzeug kontrolliert eine die Bordkarte - und reicht sie an eine Kollegin weiter, die sie an den Passagier zurück gibt. Überhaupt: Wer nur einmal Air India geflogen ist, fragt sich, wie ein Land mit über einer Milliarde Menschen regiert werden kann, wenn es schon zwei Stunden dauert, 60 Reisende in eine Maschine zu packen.
Die Sache hat natürlich auch ihre guten Seiten. Als Gast des Maharadscha habe ich nicht nur einen Wagen zur Verfügung, sondern auch einen Fahrer und einen Begleiter. Es dauerte allerdings...

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Achgut  Ausland  

03.10.2009   19:46   +Feedback

Maxim und Modest

Maxim bestellte Lasagne, ich schloss mich aus Solidarität an, obwohl ich wusste, dass eine gute Lasagne nicht koscher und eine koschere Lasagne nicht gut sein kann. Während wir auf das Essen warteten, erzählte Maxim, dass er für ein paar Tage nach Israel gekommen war, um Freunde zu besuchen. Er berichtete, wie sehr er München und vor allem das “Schumann’s” vermisste und dass er sich nicht vorstellen konnte, unter Juden zu leben, das wäre so, als “wäre man den ganzen Tag mit seinen Eltern und Geschwistern zusammen”, einfach unerträglich.

Ich versuchte ihm zu erklären, dass es umgekehrt sei. Für einen Juden aus der Diaspora sei Israel der einzige Ort, an dem er vergessen kann, dass er Jude ist, weil alle anderen es auch sind. Es sei gut für das Gemüt, nicht darüber nachdenken zu müssen, ob man den Antisemiten Auftrieb gibt,...

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Achgut  Kultur  

02.10.2009   21:24   +Feedback

Am Ende des Ganges 3

Natürlich ist der Flieger von Delhi nach Jodhpur nicht um vier losgeflogen, es war kurz vor fünf. Die Maschine stand mit laufenden Triebwerken über eine halbe Stunde an der Startbahn und verbrauchte so viel Energie wie 100 Ökohaushalte einsparen, wenn deren Bewohner einen Monat lang auf das Warmduschen verzichten. Bei der Landung in Jodhpur fielen uns vor allem die vielen grasbewachsenen Bunker auf dem Flughafen auf, aus denen die Nasen geparkter Militärmaschinen hevorlugten. Bis nach Pakistan sind es nur ein paar Flugminuten. Und mit dem Bus zum Palast des Maharadscha, das Umaid Bhawan Palace, war es nur eine Viertelstunde.
Gemessen an Delhi (14 Millionen) ist Jodhpur eine Kleinstadt, in der etwa eine Million Menschen und etwa halb so viele Kühe leben, die die Arbeit der Müllabfuhr erledigen.
Wir kamen kurz vor dem...

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Achgut  Ausland  

02.10.2009   11:50   +Feedback

Am Ende des Ganges 2

Eigentlich sollte unser Flieger nach Jodhpur um 13 Uhr abfliegen. Als wir um 14 Uhr noch nicht eingescheckt waren, ahnten wir, dass was schiefgelaufen war. Air India hatte für eine Maschine mit 60 Plätzen 90 Buchungen angenommen. “Machen Sie sich nichts daraus, die nächste Maschine geht morgen früh”, sagte der Air-India-Manager. Worauf MH den Verkehrsminister anrief, worauf der den Air-India-Manager anrief und worauf der Air-India-Manager eine Maschine, die um 16 Uhr nach Poona fliegen sollte, kurzerhand für einen Flug nach Jodhpur einsetzte. D.h., die Poona-Maschine fliegt zuerst nach Jodhpur und dann weiter nach Poona. Oder umgekehrt, wir werden es sehen.
Hauptsache, wir kommen heute beim Mahardscha von Jodhpur an.

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