Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

04.10.2012   12:03   +Feedback

Man nimmt übel

Zur Zeit von Kurt Tuchsolky war es so: „Wenn einer bei uns einen guten politischen Witz macht, dann sitzt halb Deutschland auf dem Sofa und nimmt übel.“ Heute ist es ganz anders: Wenn einer bei uns die Situation in einem so genannten Problembezirk so beschreibt wie sie sind, dann steht halb Deutschland vom Sofa auf und nimmt übel.

Heinz Buschkowsky, der Bürgermeister des Berliner Bezirks Neukölln, hat ein Buch über die Zustände vor seiner Haustür geschrieben. Es heisst „Neukölln ist überall“ und sorgt derzeit für heftige Debatten. Nicht darüber, ob die Dinge so sind, wie sie von Buschkowsky präsentiert werden, sondern ob es opportun ist, sie so darzustellen. Dazu muss man folgendes wissen:

In Neukölln leben etwa 315.000 Menschen. So viele wie in Island. Würde sich Neukölln für unabhängig erklären, könnte es...

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Achgut  Inland  

04.10.2012   00:32   +Feedback

Oh, wie mutig!

Bei der Verleihung der Deutschen Fernsehpreise gestern Abend in Köln kam ich mir vor wie auf einer Gedenkfeier für die Widerständler des 20. Juli. Ständig war von “Mut” die Rede, wie viel Mut die eine oder andere Redaktion bewiesen habe oder wie mutig der eine oder andere Moderator seine Arbeit erledige. Zwischendurch wurde auch die Jury als mutig gelobt, weil sie sich getraut hatte, so mutige Spaßvögel wie Joko und Klaas auszuzeichnen, die zum “Eierschaukeln” und “Nasenblasen” gegeneinander antreten. O, wie mutig!

Nun haben Joko und Klaas noch keinen der ca. zwei Dutzend Preise bekommen, die in der Bundesrepublik für Zivilcourage verliehen werden. Erst einmal wäre Elmar Theveßen an der Reihe, der Terrorismus-Experte des ZDF, ein Hellseher und Kaffeesatzleser, der unglaublich mutig Unsinn verzapft. Unvergessen sein Auftritt bei...

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Achgut  Kultur  

01.10.2012   10:28   +Feedback

Die Schlampe vom Dienst

Vor fast genau 24 Jahren erschien in der damals noch jugendlichen taz ein Artikel über das zehnjährige Jubiläum der Berliner Disco “Dschungel”. Diese sei, so berichtete der zu der Party entsandte taz-Reporter, schon bei seinem Eintreffen “gaskammervoll” gewesen. Daraufhin kam es in der taz-Redaktion zu einem Aufstand. Der Autor bekam Schreibverbot, die zwei verantwortlichen Redakteurinnen wurden gekündigt.

Eine der beiden, Sabine Vogel, schreibt inzwischen für die FR. Ihr neuester Text ist eine Hymne auf Günter Grass, den Frau Vogel einen “Rufer in der Wüste” nennt. Mit einem sicheren Gespür für das Wesentliche konzentriert sich Frau Vogel auf eines der über 80 neuen Grass-Gedichte, das über Mordechai Vanunu, der 1986 Israels Atomprogramm “öffentlich gemacht hatte” und dafür von Grass zum “Helden” und “Vorbild” geadelt...

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Achgut  Inland  

30.09.2012   18:17   +Feedback

Splitter im Auge, Sand im Getriebe, Öl im Vergaser

Solche Sätze lassen Schreckliches ahnen, und die Befürchtungen werden durch die wenigen eingestreuten Zitate noch übertroffen. Dass die katholische Kirche Onanie nicht mehr als schwere Sünde verdammt, kommentiert Grass mit den Worten: “Selbst unser Papst darf schamlos nun tun/ was er von früh an tat: Erlöst lächeln/sehen wir ihn, von Sünden und Ablass befreit.” Das ist natürlich ungeheuer mutig, könnte der Papst doch eine Fatwa gegen Grass verhängen oder wenigstens beim Amtsgericht Lübeck eine Einstweilige Verfügung wegen übler Nachrede beantragen. http://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article109554442/Bizarre-Verse-ueber-Israel-Onanie-und-den-Papst.html

Das meint der Leser:
Jeder der etwas gegen Israel schreibt wird auf der Welt aufs Übelste denunziert. Ja, ja manche können sich denken warum. Jetzt warte ich nur...

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Achgut  Kultur  

30.09.2012   13:56   +Feedback

Voneinander lernen!

Die Phrase “Wir müssen voneinander lernen!” gehört zum Repertoire eines jeden Politikers, der ein Land besucht, dessen Menschen von der Hand in den Mund leben und noch nie ein WC gesehen haben. Man will ja seine Gastgeber nicht kränken durch arrogantes Auftreten und zu viele Nachfragen, wie das Schaf, das einem serviert wird, ums Leben kam. Nun hat der Präsident des Europaparlaments, Martin Schulz aus Würselen in der Eifel, auf einer Pressekonferenz mit Vertretern von Golfstaaten Folgendes gesagt: Islam and western values are not excluding each other. We must learn from each other and we must combine our values and our views.

Leider ist Martin Schulz nicht in Details gegangen. Man möchte doch gerne wissen, welche “values” und “views” kombiniert werden können. Die Einstellung zu den Menschenrechten? Die Bedeutung der...

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Achgut  Kultur  

28.09.2012   10:59   +Feedback

Das ist unser Europa!

Einige achgut-Leser wollten wissen, wie es nach dem Foto der Woche mit Dusty, Nasty, Hamed und mir weiter ging. Hier sehen Sie es!

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Achgut  Bunte Welt  

27.09.2012   10:04   +Feedback

Ein sensibler Liberaler

Auf den ersten Blick scheint alles ganz einfach. Von Tunesien bis Indonesien tobt ein Mob, der sich in seinen religiösen Gefühlen verletzt fühlt, nachdem ausgerechnet ein arabischer Sender einen in den USA hergestellten Videoclip über den Propheten Mohammed ausgestrahlt hat. Der Mob macht alles platt, das ihm die Quere kommt, bringt einen Botschafter und drei seiner Begleiter um und mag vor lauter Spaß an der Freud gar nicht aufhören zu toben und zu wüten. Alles natürlich ganz spontan ohne jeden Zusammenhang mit dem Jahrestag der Anschläge von 9/11.

Aber so einfach ist die Sache offenbar doch nicht. Guido Westerwelle, der deutsche Außenminister, dessen Partei, die FDP, derzeit in den Umfragen um die fünf Prozent dümpelt, hat seine eigene Theorie von den Vorgängen in der arabisch- islamischen Welt, die an das Gerede von der...

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Achgut  Inland  

24.09.2012   08:51   +Feedback

Das

Die Idee eines gemeinsamen “Bet- und Lehrhauses” für Christen, Muslime und Juden ist aber nicht nur interessengeleitet, sie zeugt auch von einer erheblichen Arroganz. Der katholischen und evangelischen Kirche gehören je 30 Prozent der in Deutschland lebenden Menschen an. Zwei bis fünf Prozent sind Moslems, alle anderen machen rund zwei Prozent aus. Etwa 35 Prozent sind konfessionslos und stellen damit die größte Bevölkerungsgruppe, was freilich nicht bedeutet, dass sie allesamt verwahrloste “Ungläubige” sind. Viele glauben an die Klimakatastrophe, die klassenlose Gesellschaft oder den Weltuntergang am 21. Dezember dieses Jahres, wie im Maya-Kalender vorausgesagt. Sollen diese Gläubigen vom interkonfessionellen Gespräch ausgeschlossen werden? Und was ist mit den Vertretern anderer Religionen, den Armeniern, den Aramäern, den...

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Achgut  Kultur