Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

01.09.2012 02:22 +Feedback
Ich weiß, es ist eine Zumutung, Sie zu bitten, sich die “kulturzeit” vom 30.8. noch einmal anzuschauen. Machen Sie es bitte trotzdem, von Minute 15 an. Unsere Lieblingsmoderatorin, Tina Mendelsohn, moderiert ein Interview mit Salomon Korn an. Sie macht es mit diesen Worten:
Judith Butler, die renommierte amerikanische Philosophin und Expertin für Gender-Studies, der am 11. September in Franfkurt der Theodor W. Adorno-Preis verliehen werden soll, sei eine “Israelhasserin”, sie auszuzeichnen sei “kein bloßer Fehltritt”. Das sagt der Generalsekretär des Zentralrates der Juden, Stefan Kramer, der übrigens im erwachsenen Alter zum Judentum konvertiert ist, warum ausgerechnet er sich so aus dem Fenster lehnen muss. Es gibt in allen Ländern jüdische Antizionisten, Juden, die oftmals sehr emotional Kritik üben an Israel. Darf man das...
[Weiterlesen…]31.08.2012 14:15 +Feedback
Das Kind nahm auf dem Schoß der Mutter Platz, während Jenny und Michelle die Stellen in den Ohrläppchen markierten, Jenny rechts und Michelle links. Dann wurden die Löcher “geschossen”, gleichzeitig, wie es sich gehört. Jenny freilich verfehlte die Markierung um etwa einen bis zwei Millimeter, worauf der Vater von Leonie verärgert reagierte: Die Löcher wären nicht symmetrisch angebracht. Das Loch im rechten Ohrläppchen wurde mit Hilfe einer Wundsalbe verklebt. Leonie und ihre Eltern gingen wieder nach Hause. http://www.welt.de/debatte/henryk-m-broder/article108902050/Siebzig-Euro-fuer-ein-Loch-im-Ohrlaeppchen.html
30.08.2012 19:31 +Feedback
Heute war die wilde Wutz los im Jüdischen Museum, eine Konferenz jagte die andere, die Telefonleitungen glühten. Die Diskussion GEHÖRT DER ZIONISMUS ZUM JUDENTUM? soll auf jeden Fall stattfinden. Man braucht nur noch einen Moderator. Shimon Stein hat abgewunken (“No way!”), Sylke Tempel hat einen Lachanfall bekommen und Avi Primor überlegt noch… Und so schwirrten heute viele Namen durch die Berliner Luft. Bodemann, Seligmann, Honigmann.
Wir hätten da noch ein paar Kandidaten, die den Job machen würden, wenn man sie nur ließe: Abi, der größte Verleger aller Zeiten, Evelyn, die Tochter vom Fuß der Blauen Berge, Felicia, Trägerin des Bundesverdienstkreuzes Erster Klasse und palästinensische Staatsbürgerin honoris causa, die Meise aus Remagen und ihr Förderer aus Münster, die Monitor-Jüdin aus Söttenich in der Eifel. Alles...
[Weiterlesen…]30.08.2012 18:35 +Feedback
Die Intensität der Diskussion hat natürlich mit ihrem Gegenstand zu tun. Würden die Moslems und die Juden ihren Söhnen die Ohrläppchen beschneiden, würde sich niemand darüber aufregen. Aber die Vorhaut gehört zu den delikaten Körperteilen, über die normalerweise nicht so parliert wird wie über abstehende Ohren oder schief gewachsene Zähne. Nun aber ist sie in aller Munde, und das obwohl es sich um die Vorhaut der Anderen handelt, der Juden und der Moslems. Kein “echter” Deutscher wird genötigt, sich oder seine Söhne beschneiden zu lassen, so wenig, wie er genötigt wird, koscher zu essen oder an Ramadan zu fasten. Er könnte also die in Deutschland lebenden Moslems (ca. vier Millionen) und die Juden (etwa 150.000) sich selbst überlassen – wenn er sich nicht verpflichtet fühlte, sie davor zu bewahren, sich etwas Schlimmes...
[Weiterlesen…]30.08.2012 11:15 +Feedback
Am 15. September soll Judith Butler, Zeitgeist-Philosophin, Fachfrau für “gender mainstreaming”, Hamas- und Hisbollah-Propagandistin und auch sonst sehr progressiv, im Jüdischen Museum Berlin mit dem Erziehungsberater Micha Brumlik über die Frage GEHÖRT DER ZIONISMUS ZUM JUDENTUM? diskutieren. Das ist natürlich eine rhetorische Frage wie “Darf man Kartoffeln mit dem Messer schneiden?” oder “Sind Rothaarige besser im Bett als Blonde?”, denn sowohl Frau Butler wie Herr Brumlik sind der Meinung, dass der Zionismus auf den Müllhaufen der Geschichte gehört, sie etwas mehr, er etwas weniger. Niemand zwingt die beiden, in Israel zu leben oder auch nur Spenden für den Jüdischen Nationalfond zu sammeln, aber als gute Linke wissen sie natürlich, was anderen gut tut.
Als Moderator der Diskussion hat das Jüdische Museum Jacques Schuster...
[Weiterlesen…]30.08.2012 10:34 +Feedback
Wissen Sie, was eine Paradestrecke ist? Nein, nicht die Zürcher Bahnhofstraße, nicht die Champ Elysee in Paris und auch nicht der Canale Grande in Venedig. Die Paradestrecke war ein Begriff in der DDR, ebenso wie Salatgarnitur und Sättigungsbeilage, nur aufwendiger, größer, pompöser. Es war eine Straße oder auch ein Straßenzug, der für Staatsbesuche hergerichtet wurde. Die Fassaden der heruntergekommenen Häuser wurden angestrichen, die Laternen geputzt, die Bürgersteige repariert. Die Paradestrecke führte vom Gästehaus der DDR-Regierung zum Amtssitz des Staatsratsvor-sitzenden. Wer sie in einem Auto passierte, sollte den Eindruck gewinnen, so sähe es in ganz Berlin, Hauptstadt der DDR, aus.
Es gibt keine Paradestrecke mehr in Berlin, Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland, aber das bedeutet nicht, dass die Regierung...
[Weiterlesen…]28.08.2012 01:49 +Feedback
Es reicht nicht, dass die Stadt Frankfurt einer weithin überschätzten Philosophin, deren Ruhm vor allem darauf basiert, dass sie ihre eigenen Texte nicht versteht, den Adorno-Preis verleiht - demnächst wird sie Erich von Däniken mit dem Johannes-Kepler-Preis ehren -, vier Tage später kommt Judith Butler nach Berlin, um mit Micha Brumlik, dem Räuber Hotzenplotz unter den deutschen Professoren, über die Frage zu diskutieren: “Gehört der Zionismus zum Judentum?”
Es ist eine der vielen Fragen, die seit Jahrzehnten darauf warten, beantwortet zu werden, ebenso wie “Können Frauen einen Orgasmus haben?”, “Kann man mit einem Herzschrittmacher an Sportwettbewerben teilnehmen?” und “Sollte Muammar Gaddafi post mortem der Friedensnobelpreis verliehen werden?” Dass die Diskussion ausgerechnet im Jüdischen Museum stattfindet, zeugt vor...
[Weiterlesen…]27.08.2012 08:21 +Feedback
Ein Zoo hat so viel mit Natur zu tun wie ein Schrebergarten mit einem Bauernhof. Eine Märklin-Anlage mit einem Güterbahnhof. Oder ein Minigolfplatz mit einem 18-Loch-Grün. Die Miniaturisierung ist ein Mittel der Verkitschung, nicht der Annäherung an die Wirklichkeit. Wer einen Zoo besucht hat, bekommt vom Leben der Tiere in freier Wildbahn so viel mit wie ein Buchenwald-Besucher vom Leben der Häftlinge in einem KZ. http://www.welt.de/debatte/henryk-m-broder/article108806513/Open-Air-Gefaengnisse-die-Freiheit-vortaeuschen.html
© Copyright Henryk M. Broder | Impressum