Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena
21.03.2011 02:03 +Feedback
Es war ein langes und anstrengendes Wochenende. Zuerst ein Jammerlappen von einem Mörder in Franfurt, dann ein sozialdemokratisches Rentnertreffen in Tutzing, schließlich eine Megafete in Augsburg.
Wieder in Berlin war mir nur nach RTL2 und Hühnersuppe zumute. Dann aber setzte ich mich doch in meinen Trabant und fuhr gen Osten, in das B-Flat in der Rosenthaler Straße, wo Walter Rothschild und die Minyan Boys spielten. Und was soll ich Ihnen sagen: Es wurde ein schöner Abend!
Rothschild ist von Beruf Rabbiner, ein kluger, witziger und lebensfroher Mensch. Sein Spezialgebiet ist die Geschichte der Eisenbahnen im Orient, er gibt das “Journal of the Railways of the Middle East” heraus. Und seit etwas mehr als einem Jahr singt er auch, als Frontmann der Minyan Boys rund um den Pianisten Max Doehlemann.
Natürlich ist Rothschild kein...
[Weiterlesen…]20.03.2011 21:11 +Feedback
Gottschalk ist vermutlich der einzige deutsche Entertainer, der keine Zielgruppe bedient. Wer außer ihm würde es wagen, in seine Show einen 17 Jahre alten Mädchenschwarm, Justin Bieber, einzuladen und eine 50 Jahre ältere Filmdiva, Catherine Deneuve, die 1965 für den „Playboy“ hüllenlos posiert hat? Was der Junge mit dem Bubikopf und die Grande Dame des französischen Films gemeinsam haben, ist ihr Interesse an einer ordentlichen Vermarktung. http://www.welt.de/fernsehen/article12898943/Bieber-Fieber-bei-Gottschalks-Abschieds-Tournee.html
Siehe auch:
http://www.youtube.com/watch?v=TNnRx-uj_Ro&feature=youtube_gdata
20.03.2011 10:05 +Feedback
Wenn ein deutscher Politiker bzw. eine deutsche Politikerin seine bzw. ihre Passivität angesichts eines Notstands damit erklärt, man sei “nicht neutral” bzw. es könnte “keine Neutralität des Herzens geben”, dann muss man mit dem Schlimmsten rechnen, auch mit einem Blutbad, bei dem die Deutschen den Opfern keine Hilfe leisten, aber emotional bewegt und keineswegs neutral abseits stehen. So etwa muss es die Kanzlerin gemeint haben, als sie erklärte, “Deutschland steht nicht neutral zu Flugverbot über Libyen” und damit die deutsche Enthaltsamkeit im UN-Sicherheitsrat begründete. Sie begründete ihre Entscheidung damit, der Lufteinsatz über Libyen sei “nicht hudertprozentig durchdacht”, ganz im Gegenteil zu ihrer Spontanentscheidung in der Atomfrage zum Beispiel.
Womit wir im Jahre 1973 wären, als Willy Brandt Bundeskanzler und...
[Weiterlesen…]19.03.2011 18:45 +Feedback
Auch der Vorsitzende Richter der 4. Zivilkammer des Frankfurter Landgerichts, Christoph Hefter, nimmt die Frage sehr ernst. Er werde, sagt er, nachdem er die Verhandlung zehn Minuten nach elf Uhr eröffnet hat, diese um viertel vor eins unterbrechen, „damit Herr Gäfgen eine warme Mahlzeit zu sich nehmen kann“. Das Murren, das daraufhin im Zuhörerraum laut wird, beantwortet der Richter mit einem Hinweis auf sein Hausrecht. Dann wendet er sich dem Kläger zu. „Herr Gäfgen, Sie machen geltend, dass Sie im Rahmen der Festnahme übermäßig angegangen worden sind. Schildern Sie, wie es damals war.“ http://www.welt.de/vermischtes/weltgeschehen/article12885903/Das-tote-Kind-und-ein-traumatisierter-Moerder.html
19.03.2011 17:32 +Feedback
Zwar sind das Erdbeben und der Tsunami in neuntausend Kilometer Entfernung passiert, aber eigentlich galten sie uns - in Boltenhagen, Kleinmachnow und Wolfratshausen. Wie schon das Ozonloch, das Waldsterben und das Dioxin in den Eiern. Niemand mag ausschließen, dass auch im Altmühltal die Erde demnächst beben und am Steinhuder Meer ein Tsunami toben könnte. Deswegen kündigt die Kanzlerin eine Überprüfung aller 17 deutschen AKWs an, bei der es “keine Tabus” geben darf, während “Brisant”, das Boulevard-Magazin der ARD, meldet, 5000 Deutsche, die in Japan leben, “überlegen, ob sie das alles hinter sich lassen sollen”.
http://www.welt.de/print/die_welt/vermischtes/article12883893/Kaeptn-Iglo-und-die-Japaner.html
18.03.2011 23:20 +Feedback
Letzte Woche hatte ich Besuch aus Orlando/Florida; ein Geschäftsmann, der auf der Internationalen Tourismus Börse zu tun hatte. Er war lange nicht mehr in Berlin gewesen, wollte wissen, wie sich die Stadt entwickelt habe und lud mich zum Frühstück in das Swissotel am Kudamm ein. Normalerweise stehe ich nie vor zehn Uhr auf, diesmal machte ich eine Ausnahme. Der Mann hatte eine lange Reise hinter sich und das Frühstück im Swissotel ist in ganz Berlin weltberühmt.
Ich parkte mein Auto in der Tiefgarage, setzte meinen roten Türkenfez auf und nahm den Lift in die Lobby, wo ich schon von Mr. Michael erwartet wurde. Niemand würdigte mich eines Blickes, nur der Besucher aus Orlando schaute, als habe er gerade eine Erscheinung gehabt. An der Tür zum Restaurant nannte er seine Zimmernummer, während ich die Empfangsdame fragte:...
[Weiterlesen…]18.03.2011 09:47 +Feedback
Richard Herzinger
Spätestens mit dem Votum der Arabischen Liga müsste sich auch die Ausrede erledigt haben, der Westen könnte durch sein Eingreifen den frisch gewonnenen arabischen Stolz auf die Demokratiefähigkeit aus eigener Kraft verletzen. Dieses Argument klingt angesichts der flehentlichen Rufe der libyschen Freiheitskämpfer um Hilfe von außen nur noch zynisch. Siegt der schon totgesagte Gaddafi, bedeutet das einen schweren Rückschlag für den gesamten demokratischen Aufbruch im arabischen Raum – und eine Ermutigung für andere Diktatoren, es dem „Revolutionsführer“ gleichzutun. http://www.welt.de/debatte/kommentare/article12862794/Zoegern-des-Westens-im-Fall-Libyen-wird-sich-raechen.html
17.03.2011 23:42 +Feedback
achgut-Leser Patrick Sánchez del Solar schreibt uns:
“Als regelmäßiger Leser Ihres Blogs fragte ich mich heute, warum ein havarierter Reaktor in Japan die deutsche Öffentlichkeit und Politik offenbar deutlich mehr aufschreckt als ein atomar bewaffneter Iran. Bisher kann ich mir keinen Reim darauf machen, Sie vielleicht?”
Das ist wirklich eine gute Frage, auf die wir unter dem Eindruck der Bilder aus Japan nicht gekommen sind. In der Tat ist es höchst merkwürdig, dass Teile der kritischen, linken, grünen und friedensbewegten Subkultur das Recht des Irans auf nukleare Ausrüstung unterstützen. Die gleichen Wegelagerer, die sich den Castor-Transporten in den Weg stellen, die der Meinung sind, Deutschland müsse mit gutem Beispiel vorangehen und alle 17 AKWs sofort deaktivieren, haben volles Verständnis für die atomaren Ambitionen...
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