Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena
11.03.2011 21:10 +Feedback
Nun ist die Linkspartei da, und alle Überlegungen, ob es für die politische Kultur der Berliner Republik besser wäre, wenn es sie nicht gäbe, sind so sinnvoll wie der Wunsch nach Wiederherstellung der Unschuld bei einer anatolischen Braut durch einen chirurgischen Eingriff. Die Linkspartei hat eine Funktion, die weit über ihre Präsenz in der Politik hinausgeht. Sie erinnert uns daran, dass es einmal die DDR gegeben hat, gerade weil sie immer wieder versucht, ihre Spur zu verwischen. Sie leistet damit, wenn auch unfreiwillig, wichtige „Erinnerungsarbeit“, aber so ist das eben im dialektischen Materialismus, jedes Ding hat auch eine Kehrseite, die man nicht übersehen darf. Die Linkspartei ist sozusagen ein schwebendes Mahnmal, ein Golem der Geschichte, der sich selbstständig gemacht hat, völlig losgelöst davon, was Frau...
[Weiterlesen…]10.03.2011 20:11 +Feedback
Man weiss in einem Hotel nie, neben wem man morgens aufwacht. Ich habe heute früh einen Supergau erlebt. Und das kam so:
Gestern abend hatte ich eine Lesung im Hambuger Literaturhaus. Normalerweise mache ich so was nie an einem Mittwoch, wegen “Desperate Housewives” auf PRO 7. Diesmal habe ich eine Ausnahme gemacht. Viertel nach Neun war beides vorbei, meine Lesung und die letzte Folge der verzweifelten Hausfrauen in der Wisteria Lane.
Ich dackelte zurück in mein Hotel in der Langen Reihe, stellte den Wecker auf 3 Uhr und legte mich schlafen. Um Drei werden die “Desperate Housewives” wiederholt, am Stück und ohne Werbung. Es war ein grandioses Finale der letzten Staffel, das mit einer Massenschlägerei endete. Viertel vor Vier machte ich das Fernsehen aus und legte mich wieder schlafen, fest entschlossen, nicht vor Zwölf aufzustehen....
[Weiterlesen…]09.03.2011 23:28 +Feedback
Wenn Sie mal wieder eine Party besuchen, an der vor allem die Angehörigen der gebildeten Stände teilnehmen, dann machen Sie bitte einen Selbstversuch. In dem Moment, da die Rede auf die Ungerechtigkeit in der Welt kommt, die immer größer werdende Kluft zwischen den Armen und den Reichen, die Zustände in Afrika und die Lage der Migranten in Europa, dann sagen Sie einfach: “Das alles hat sozio-ökonomische Ursachen.” Man wird Ihnen zustimmen, ohne zu fragen, wie Sie es meinen.
Dann warten Sie ein paar Minuten, bis der nächste Punkt dran ist: der Terrorismus und die Motive der Terroristen. Jetzt könnten Sie wieder punkten und den Satz von vorhin wiederholen. Tun Sie es nicht. Sagen Sie stattdessen: “Die haben keine Motive, die haben nur Spaß am Morden.” Das Gespräch wird verstummen, es wird so still im Raum, dass Sie Ihr...
[Weiterlesen…]09.03.2011 18:33 +Feedback
Jetzt müssen Sie sich was einfallen lassen. Sie erinnern sich bestimmt noch an Ihren Vorgänger Klaus Töpfer. Der ist im Mai 1988 in den Rhein gesprungen, um zu beweisen, dass der Fluss gar nicht so verschmutzt ist, wie das immer behauptet wurde. Gut, inzwischen wissen wir, dass Töpfer nur eine Wette verloren hatte, aber – es war eine schöne Geste.
Sie erinneren sich sicher auch an den britischen Agrarminister John Gummer, der im Jahre 1990, auf dem Höhepunkt des Skandals um das “Mad-Cow”-Virus, sich dabei filmen und fotografieren liess, wie er mit seiner kleinen Tochter zwei Burger verspeiste. Und erst vor ein paar Wochen sahen wir bei Anne Will dem ehemaligen Landwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke zu, der ohne jede Angst vor Dioxin eine Eierspeise verschlang. Und jetzt sind Sie dran, Herr Röttgen.
...
07.03.2011 00:31 +Feedback
Dr. Naika Foroutan sieht viel zu gut aus, als dass man ihr den Unsinn, den sie produziert, übel nehmen könnte. (Ich weiss, das ist ein sexistisches Argument, aber es ändert nichts an seiner Richtigkeit.) Das fängt bei ihren Statistik-Spielchen an und hört bei ihrem hochambitionierten Forschungsprojekt („Hybride europäisch-muslimische Identitätsmodelle: Identitäts- und Abgrenzungsrituale von Menschen mit muslimischem Migrationshintergrund im deutsch-eurpäischen Innen- und Außenverhältnis“) noch lange nicht auf.
Jetzt hat Frau Dr. Foroutan im “Freitag” einen höchst lesenswerten Aufsatz veröffentlicht, in dem sie ihre eigene hybride Existenz zur Schau stellt. 100%ig wissenschaftlich und empirisch fundiert. Diesen Absatz finde ich besonders gelungen:
=Es ist Konsens in Deutschland, dass aufgrund einer traumatischen...
[Weiterlesen…]06.03.2011 22:06 +Feedback
betr.: http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/wie_ist_das_klima_herr_doktor_struwwelpeter/
Die Selbstzufriedenheit, mit der Sie glauben, hier anhand einer erfolgreichen Gegenrechnung es Ihren Kritikern mal wieder gezeigt zu haben, läßt mich mehr schaudern, als beide Taten zusammen: Den Mord an einer schwangeren Frau, begangen von einem, na, sagen wir, wie es ist, - einfach strukturierten Naivdeutschen, dessen ebenso einfach strukturierte Weltsicht man in unverblümter Form auch auf Ihren Seiten finden kann, diesen Mord rechnen Sie also ruhigen Gewissens auf mit einem Attentat der “Gegenseite”, das auf Soldaten - zwar nicht an der Front, aber doch in deren erweitertem Umfeld - in einem Militärbus, auf dem Wege in den Krieg, verübt wurde? So abscheulich und irrsinnig die Tat ist, man kann die Logik des Täters immerhin...
[Weiterlesen…]06.03.2011 20:56 +Feedback
Niemand weiß, wie es bei den Guttenbergs hinter den dicken Mauern ihres Schlosses zuging. Ob man abends gemütlich in der Küche beisammensaß und Mensch ärgere dich nicht! spielte oder in der Bibliothek „Antigone“ und „Ödipus“ in der Originalfassung mit verteilten Rollen las. Guttenbergs Hinweis auf den „sanften, aber unerbittlichen familiären Druck“ weist wohl in die richtige Richtung.
Wobei der sanfte, aber unerbittliche Druck in einer Adelsfamilie nicht zu vergleichen ist mit dem Druck, dem Arbeiterkinder ausgesetzt sind, wenn sie das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nachholen. Die Tradition, die Ehre und das Ansehen der Familie stehen auf dem Spiel, von den Latifundien und den Millionen, die sinnvoll verwaltet und angelegt werden wollen, ganz zu schweigen....
06.03.2011 11:21 +Feedback
Angeblich plant die “Freie jüdische Stimme für einen gerechten Frieden überall in der Welt” (FjSfegFüidW) die Entsendung eines Hilfsschiffs mit gebrauchtem Kinderspielzeug, abgelaufenen Medikamenten und ausrangierten Krankenstühlen nach Bengasi, um den von einer humanitären Katastrophe betroffenen Menschen zu helfen. An Bord sollen erfahrene Friedensaktivisten für die richtige Stimmung und Betreuung sorgen: Frau Dr. jud.h.c. Lutz aus Sötenich wird aus den Werken von Heinrich Heine lesen, Herr “Dr.” Moskowitz aus Frumsica wird die Causa Guttenberg aus anti-zionistischer Perspektive beleuchten, Herr Dr. Hajo Meyer aus Hengelo wird Karten legen und dabei das “Ende des Judentums” vorhersagen, Herr Prof. Dr. Rolf Verleger aus Lübeck wird von Kindern berichten, die nach einem Besuch im Warschauer Ghetto traumatisiert und nach einem...
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