Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

28.06.2009   22:15   +Feedback

Apokalypse und Äquidistanz

Erich Follath, ein erfahrener und weit gereister Reporter, hat in der vorletzten Ausgabe des SPIEGEL ein Doppelporträt des iranischen Präsidenten Ahmadineschad und des israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu veröffentlicht. Wie schon der Titel - „Das Duell der Auserwählten“ -  verspricht, geht es in dem Essay um den Kampf zweier männlicher Alphatiere, die aufeinander zurasen wie Lokomotiven auf einer eingleisigen Strecke.

Natürlich ist es verführerisch, einen Konflikt auf den Clash zweier Egomanen zu reduzieren. Schon Ulrich Wickert hat Osama Bin Laden als ein Spiegelbild von George Bush zu zeichnen versucht, andere Hobbymoralisten wollten den amerikanischen Präsidenten und den Al-Kaida-Führer auf eine unbewohnte Insel bringen, um sie dort gegeneinander kämpfen zu lassen und so der Welt einen Krieg zu ersparen.

Der...

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Achgut  Inland  

27.06.2009   13:00   +Feedback

Iraner allein zu Haus

Nun, nachdem das unerwartete Ableben von Michael Jackson den Aufstand im Iran aus den Schlagzeilen verdrängt hat und die Frage, was aus Jacksons Kindern werden soll (http://new.music.yahoo.com/blogs/stopthepresses/28723/what-will-happen-to-michael-jacksons-children/), wichtiger scheint als die Überlegung, wie es den festgenommenen Demonstranten in den Gefängnissen geht, wollen wir eine vorläufige Bilanz ziehen. Es ist viel passiert, aber getan hat sich wenig:

Canada should stand up for Iranian heroes
http://www.montrealgazette.com/opinion/Canada+should+stand+Iranian+heroes/1735999/story.html

In Tehran, a Mood of Melancholy Descends
http://www.nytimes.com/2009/06/28/world/middleeast/28iran.html

Viel «Made in Germany» für die Mullahs
...

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Achgut  Ausland  

27.06.2009   12:01   +Feedback

Unter Menschen 3

Gibt es eine Relation zwischen der Größe eines Hotels und der Größe der Handtücher, die den Gästen angeboten werden? Offensichtich ja. Im “King David” waren die Handtücher so gross wie Tischtücher, im “Blauen Engel” hatten sie grad noch A2-Format. Dazu gab es ein winziges Stück Seife und ein Tütchen mit Shampoo. Gespart wurde auch am Badevorhang, es gab keinen, und deswegen sah das Badezimmer nach jeder Benutzung wie nach einem Tsunami aus. Was denkt sich ein Hotelier, der seine Gäste dermaßen bespart? Morgens beim Frühstück sitzt ein älteres Ehepaar neben mir. “Ich trau mich gar nicht, mir einen Kaffee einzugießen”, sagt die Frau. “Warum nicht?”, fragt der Mann. “Weil ich gestern gekleckert habe”, sagt die Frau.

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Achgut  Inland  

25.06.2009   10:50   +Feedback

Unter Menschen 2

Seit ich aus Solidarität mit den Not leidenden Massen nur noch 2. Klasse fahre, treffe ich in der Bahn Menschen, die ich nur aus den Nachmittags-Talkshows kenne. Gestern zum Beispiel einen Mann um die 60, der ganz ruhig auf seinem Platz saß, bis das Handy in seiner Hosentasche klingelte. Er nahm es raus, klappte es auf und gab seine Koordinaten an: Wann er losgefahren war, wann er ankommen würde und wo er jetz wäre. Und dann wurde es interessant. Er sagte. “Ich habe schon gegessen. Spaghetti mit Tomaten und Parmesan. Und eine Apfelschorle hab ich auch getrunken.” Die junge Frau ihm gegenüber zog ihren Pullover ins Gesicht, um ihr Lachen zu verdecken. Ich musste an Hanns Dieter Hüsch denken und seine Dialoge vom Niederrhein denken, die er auch in Bussen und Zügen aufschnappte. Dann sagte der Mann: “Und wenn ich daheim bin, geh ich...

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Achgut  Inland  

24.06.2009   01:58   +Feedback

Unter Menschen

Seit ich aus Solidarität mit den werktätigen Massen nur noch öffentliche Verkehrsmittel benutze, brauche ich für jede Strecke die dreifache Zeit, lerne dafür die Stadt aus anderen Perspektiven kennen. Und wenn man sich nicht auf das Fahren konzentrieren muss, wird der Blick frei für die Sensationen des Alltags.
Die junge Frau, die neben mir auf den Bus wartet, hat sich ein Eis gekauft. Der Bus kommt, die Tür geht auf, die junge Frau fragt den Fahrer: “Darf ich mit dem Eis rein?” An sich dürfte sie nicht, denn der Konsum von Lebensmittel ist in den Verkehrsmitteln der BVB nicht erlaubt. Der Fahrer, ein echter Berliner, macht nur eine Kopfbewegung. Rin mit Dir! Ein schöner Fall von informeller Kommunikation. Die junge Frau erkennt das Hausrecht des Fahrers an, der revanchiert sich, indem er es nicht durchsetzt. Die junge Frau...

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Achgut  Inland  

22.06.2009   09:04   +Feedback

SPD hat fertig

Sich in der jetzigen Situation über die SPD lustig zu machen, wäre so gemein, als würde man einen Schüler, der durch das Abitur gefallen ist, fragen, was er demnächst studieren möchte. Weil aber „Schadenfreude“ die reinste aller Freuden ist und weil es das Wort nur in der deutschen Sprache ist, kann sich auch ein ehemaliger SPD-Wähler einen Anflug von Häme nicht verkneifen. 146 Jahre nach der Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins durch Ferdinand Lassalle befindet sich die Partei in der schwersten Krise ihrer durchaus ruhmreichen Geschichte. Zwischen 1990 und 2008 hat sie rund 400.000 ihrer Mitglieder verloren, es gibt nur noch eine halbe Millionen eingeschriebene Sozialdemokraten; mit 21% der Stimmen bei den Europawahlen hat sie das schlechteste Ergebnis alle Zeiten bei einer bundesweiten Wahl erzielt. Draußen...

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Achgut  Inland  

21.06.2009   23:33   +Feedback

Die Zivilisierung Berlins

Ende Januar fand in der Türkei der 1. World Döner Congress statt, mit 140 Herstellern aus 16 Ländern. Leider wurde das Ereignis in den Medien nicht angemessen gewürdigt. Ein ausführlicher Kongress-Bericht findet sich in der Februar/März-Ausgabe der Zeitschrift TÜRKDÖNER. Darin wird auch die Geschichte des “Döner in Deutschland” beschrieben. “1956 lebten einhundert Türken in Berlin. Schutz- und alternativlos sind sie Eisbein, Erbspüree und Kohlrouladen ausgesetzt… Anfang der siebziger Jahre schlagen die Türken ein neues Kapitel in der Zivilisierung Berlins und damit Deutschlands auf. Sie eröffnen Import- und Exportläden sowie Gemüsemärkte. Einige Entschlossene werfen in Kreuzberg und in Schöneberg ihren Döner-Grill an.”

Falls Sie sich für die Herstellung, den Vertrieb und die gesellschaftliche Bedeutung des Döners...

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Achgut  Kultur  

21.06.2009   12:10   +Feedback

Kein Rechtsstaat, kein Unrechtsstaat. Nur Sahra.

Sahra Wagenknecht, Hobbyfotografin, Feinschmeckerin und Doktorantin der Volkswirtschaft, die ihr Studium mit politischer Arbeit finanziert
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,523509,00.html
http://www.sahra-wagenknecht.de/de/topic/38.lebenslauf.html
hat seit der letzten Wahl zum EU-Parlament noch mehr Freizeit als bisher und nutzt diese, um Interviews zu geben, u.a. auch der WELT. Vor zwei Tagen erklärte der Rosa-Luxemburg-Klon der PDS das einmalige Unwesen der ehemaligen DDR: “Sie war sicherlich kein Rechtsstaat und es gab erhebliches Unrecht. Aber der Begriff „Unrechtsstaat“ kommt aus der Debatte über den Hitler-Faschismus. Alles, was darauf hinausläuft, die DDR auf eine Ebene mit der mörderischen Nazi-Diktatur zu stellen, ist Geschichtsklitterung.”...

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Achgut  Inland