Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

02.06.2010 02:17 +Feedback
Heute haben wieder ein paar treue achgut-Leser nachgefragt, warum ich noch nichts über das “Massaker von Gaza” geschrieben habe, u.a. Andreas G. “broder, ihr schweigen zur ermordung von mindestens 9 menschen durch die glorreich-moralische zahal donnert durch die medien. merken sie’s? nee sie merken nichts. weil sie nichts merken wollen.”
Es scheint, als würden Leute wie Andreas G. morgens nach dem Aufstehen und noch vor dem Wasserlassen die Medien der Republik darauf scannen, ob ich was zu Gaza geschrieben habe. Hätte ich es getan, würden sie sich empören, habe ich es nicht getan, empören sie sich auch. Schreibe ich, wollen meine Fans, dass ich schweige. Schweige ich, wollen sie, dass ich sie schreibe. Könnt ihr euch nicht mit euch selber einigen, was ihr wollt?
Also warte ich erstmal ab und gebe ein paar moralisch gefestigten...
[Weiterlesen…]01.06.2010 19:28 +Feedback
Köhler war kein Idealist. Er war Pragmatiker, der sein Amt ernst nahm. Er schaute sich die Gesetze, die er unterschreiben sollte, genau an, er las allen die Leviten. Am Ende machte er es Niki Lauda nach, der mitten in einem Rennen anhielt, aus dem Wagen stieg und sagte: “Es gibt wichtigere Dinge im Leben, als mit einem Auto im Kreis herumzufahren.” http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,698076,00.html
Siehe auch:
Malte Lehming: Verlacht, gehetzt, erlegt
Auch die „Süddeutsche Zeitung“ ist nicht zimperlich. Köhler wirke „wie ein Sponti: der Null-Bock-Horst“. Und so erinnert die deutsche Medienlandschaft in ihrer Empathiearmut an die alte Hooligan-Devise: Immer eins in die Fresse, und wenn er fragt, warum, noch eins für die dumme Frage.
...
01.06.2010 16:03 +Feedback
achgut-Leser Dieter Sch. schreibt mir heute:
Hallo Herr Broder,
wo bleibt Ihr Aufschrei gegen die eneuten Verletzungen des Völkerrechts durch die israelische Regierung und der Morde an mindestens 10 Menschen?
Hochachtungsvoll
Dieter Sch.
Eine berechtigte Frage, die ich gerne beantworten werde, obwohl achgut-Leser Dieter Sch. bereits weiss, dass es sich um eine “Verletzung des Völkerrechts” und um “Morde an mindestens 10 Menschen” gehandelt hat.
Erst einmal: Als ich gestern gegen 10 Uhr früh aufstand, war schon alles gelaufen. Ich bin seit langem überzeugt, dass frühes Aufstehen nur Unheil bringt, wofür die Aktion vor Gaza das beste Beispiel ist, und stehe deswegen nie vor zehn Uhr auf. Das verbietet mir auch meine Religion.
Dann musste ich rasch zu einem Termin nach Keflavik, das sind immerhin fast 100 Kilometer. Auf dem...
[Weiterlesen…]31.05.2010 00:16 +Feedback
Trotz der Krise gibt es keine Arbeitslosigkeit, denn keine Arbeit zu haben, gilt als unfein. “Uns geht’s gut”, sagt Thorir. Nur das Wetter ist schlecht, aber auch das ist gut, weil sich die Wollsachen bei Regen und Wind besser verkaufen. Früher hat er die Socken, Mützen, Schals und Pullover bis nach Japan verschickt; so lange aber die isländische Krone überbewertet war, waren seine Produkte zu teuer. http://www.spiegel.de/reise/fernweh/0,1518,697141,00.html
Siehe auch:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,697585,00.html
http://www.spiegel.de/reise/fernweh/0,1518,697023,00.html
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,697252,00.html
http://www.spiegel.de/reise/fernweh/0,1518,696529,00.html
http://www.spiegel.de/reise/europa/0,1518,695364,00.html
30.05.2010 15:09 +Feedback
Es vergeht inzwischen kaum eine Woche ohne eine Konferenz, ein Symposium oder einen Kaffeeklatsch über die “strukturellen Parallelen” zwischen der heutigen Islamophobie und dem Antisemitismus (im 19. Jahrhundert). Man müsse doch vergleichen dürfen, heisst es jedesmal, vor allem in der Wissenschaft seien Vergleiche das A und O des Procedere, wie sonst soll man Ähnlichkeiten und Unterschiede erkennen können. Das ist ohne Zweifel richtig, auch wenn gerade Akademiker auf gewisse Vergleiche sehr empfindlich reagieren, z.B. auf den zwischen einem Kuhfladen und einer Pizza Margherita, obwohl die “strukturellen Parallelen” zwischen den beiden offensichtlich sind: beide haben etwa die selbe Größe, sind rund und schmecken, wenn sie zu lange in der Sonne lagen, nach Scheisse.
Deswegen spricht im Prinzip nichts dagegen, den Antisemitismus...
[Weiterlesen…]30.05.2010 14:27 +Feedback
Das Ergebnis der Wahl kommt einem Erdrutsch gleich. Es ist vor allem eine Reaktion der Wähler auf das Versagen der etablierten Parteien, die Island in die schwerste Krise seiner Geschichte geführt haben. Kristinsson hat die “beste Partei” Ende 2009 gegründet, als Parodie auf den herkömmlichen Politikbetrieb. So forderte er unter anderem, Korruption müsse “transparent” gehandhabt werden. Nun hat der 43 Jahre alte Unterhalter, der auch Bücher geschrieben und Filme produziert hat, gute Chancen, Bürgermeister der isländischen Hauptstadt zu werden, obwohl er die absolute Mehrheit der Sitze verpasst hat.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,697585,00.html
Siehe auch:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,697252,00.html
http://www.bestiflokkurinn.is/
http://news.bbc.co.uk/2/hi/world/europe/10194757.stm...[Weiterlesen…]
29.05.2010 19:53 +Feedback
Zwei Nachrichten aus den letzten Tagen, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben:
- In Lahore/Pakistan haben “Extremisten” zwei Moscheen überfallen und dabei mindestens 70 Menschen getötet. Pakistan, das sollte man wissen, ist eine islamische Republik mit einer großen moslemischen Mehrheit, über 96%. Es ist weder von den Amerikanern besetzt, noch unterhält es diplomatische Beziehungen mit Israel. Dennoch wurden bei etwa 400 Anschlägen in den letzten drei Jahren über 3300 Menschen vom Leben zum Tode befördert. Die Täter waren Moslems, die Opfer auch. Deswegen hat es weder in der moslemischen noch in der zivilisierten Welt Demonstrationen gegen das Blutvergießen gegeben.
- Seit einer Woche ist eine “Solidaritätsflotte”, bestehend aus acht Schiffen mit etwa 800 “Friedensaktivisten” an Bord, unterwegs von...
[Weiterlesen…]28.05.2010 23:39 +Feedback
Satire an die Macht: Bei den Kommunalwahlen in Island hat eine Spaßpartei beste Chancen, das Rathaus in Reykjavik zu erobern. Der Komiker Jon Gunnar Kristinsson peilt sogar das Amt des Bürgermeisters an. Island rätselt: Meint er es eigentlich ernst? http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,697252,00.html
Siehe auch:
http://www.spiegel.de/reise/fernweh/0,1518,697023,00.html
http://www.spiegel.de/reise/fernweh/0,1518,696529,00.html
http://www.spiegel.de/reise/europa/0,1518,695364,00.html
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