Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

30.01.2001   12:05   +Feedback

Israel-Tagebuch, Tag 12: Mit Clara nach Kuala Lumpur

Der einfachste Weg, das Land zu verlassen, ohne weit fahren zu müssen, sagen die Jerusalemer, ist eine Fahrt nach Tel Aviv. Die “heilige Stadt” ist das Reich Gottes auf Erden, die Menschen leben zwischen Kirchen, Moscheen und Synagogen; Tel Aviv dagegen ist eine weltliche Metropole, deren Bürger sich in die Geschäfte des Herren nicht einmischen.

Auf nach Kuala Lumpur: Flughafen in Jerusalem

Auf nach Kuala Lumpur:Flughafen in Jerusalem(© Andre Brutmann)

Dabei liegen zwischen den beiden Städten nur 60 Kilometer. Man fährt eine knappe Stunde und ist in einer anderen Welt. Doch manchen Jerusalemern ist das nicht genug. Clara, eine französische Jornalistin und mit einem Israeli verheiratet, lebt seit 30 Jahren in Jerusalem und muss “immer wieder raus, um nicht zu ersticken”. Denn natürlich nimmt sie der Nahostkonflikt ganz furchtbar mit. Jeden Tag schreibt sie über...

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30.01.2001   12:05   +Feedback

Israel-Tagebuch, Tag 11: Zocker für den Frieden

Glücksspiel ist illegal in Israel. Es gibt Lotto und Toto, wer aber Roulette oder Black Jack spielen wollte, musste in die Türkei fahren. Das war aufwendig und nicht billig. Bis im September 1998 ein Spielcasino in Jericho eröffnet wurde, im palästinensischen Autonomiegebiet, eine halbe Autostunde von Jerusalem entfernt.

“Oasis Hotel Casino Resort” hieß der protzige Komplex im Las-Vegas-Stil mitten in der Wüste, genau gegenüber dem Akbat al-Jabar Flüchtlingslager. Bauherr

Das 'Oasis Hotel Casino Resort' war das größte Casino im Nahen Osten

Das “Oasis Hotel CasinoResort” war das größteCasino im Nahen Osten(© Andre Brutmann)

und Betreiber war eine Gruppe von österreichischen und palästinensischen Investoren unter der Führung des Casino Austria International.

Palästinensern war der Zutritt verboten, dafür kamen jeden Tag rund 3000 Israelis; 2000 reisten mit eigenen Autos an, 1000 wurden...

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30.01.2001   12:05   +Feedback

Israel-Tagebuch, Tag 10: Das Café Atara - die “Krone” in Jerusalem

Jede ordentliche Stadt hat “ihr” Café. In Wien ist es das Hawelka, in Zürich das Sprüngli, in Berlin das Einstein und in Jerusalem das Atara. Genauer: In Jerusalem war es das Atara. Zwar gibt es das Café noch, aber es ist nicht mehr, was es einmal war.

Das Cafe Atara in Jerusalem

Das Cafe Atara in Jerusalem(© Andre Brutmann)

1938 kam Bernhard Grünspan in Palästina an. In München hatte er ein Geschäft für Herrenkonfektion, in Jerusalem machte er zusammen mit seinem Sohn Heinz ein Café auf, das Atara, was im Hebräischen so viel wie “Krone” bedeutet. “Es gab schon andere Cafés in Jerusalem”, erinnert sich Lotte Geiger, 1914 in Berlin geboren und 1933 gegen den Willen ihrer Eltern nach Palästina ausgewandert, “im Café Vienna hat man nachmittags Musik gespielt, im Café Sichel und Café Siedner gab es selbst gemachte Schnecken und Bienenstiche, im Café...

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30.01.2001   12:05   +Feedback

Israel-Tagebuch, Tag 9: Privatisiert den Wilden Osten!

Es gibt vieles, worauf die Israelis stolz sind: Dass sie Einwanderer aus über hundert Ländern absorbiert haben. Dass sie sich in vier großen und einigen kleineren Kriegen gegen eine Übermacht von Feinden behauptet haben. Dass sie die einzige Demokratie im Nahen Osten sind. Dass sie den Kibbuz erfunden haben, das einzige funktionierende Beispiel für praktizierten Sozialismus. Dass Frauen in der Armee Männer ausbilden. Dass Dana International den Schlager-Grand-Prix gewonnen hat.

Mit größtem Stolz aber erfüllt es die Israelis, dass sie mehr Nachrichten produzieren als jedes andere Volk der Welt, und zwar absolut wie per capita, also pro Kopf der Bevölkerung. Gäbe es eine Abgabe für jede exportierte Nachricht, hätte Israel längst eine positive Außenhandelsbilanz. Die Israelis haben sich dermaßen daran gewöhnt, im Mittelpunkt...

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30.01.2001   12:05   +Feedback

Israel-Tagebuch, Tag 8: Mokka oder Mekka?

Es sind reizende ältere Damen, die unter anderen Umständen Kleider für bedürftige Kinder sammeln oder Nachbarschaftsfeste organisieren würden. Aber sie haben Wichtigeres zu tun. Sie demonstrieren gegen den Friedensprozess, gegen die drohende Teilung Jerusalems und für eine Politik der starken Hand gegenüber den Palästinensern.

Sie stehen an der Kreuzung King George/Ramban und halten den Autofahrern selbst gemalte Plakate entgegen. “It’s not peace, it’s piece by piece”, “Der Vertrag von Oslo ist tot!”, “Der Tempelberg gehört uns!”, “Es gibt kein Haus ohne einen Berg!” - Ein Plakat glänzt mit einem Wortspiel:

Plakate für die Einheit Jerusalems

Plakate für dieEinheit Jerusalems(© Andre Brutmann)

“Jerusalem für die Juden, Mokka für die Araber!” - “Wie meint ihr das”, frage ich die Frau, die das Plakat hält, “sollen Araber keinen Tee trinken dürfen?” Sie...

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30.01.2001   12:05   +Feedback

Israel-Tagebuch, Tag 7: Humus bei Abu Shukri in Abu Gosh

Ja, es gibt noch ein Leben neben dem Kampf ums Überleben, der den Alltag der Israelis bestimmt. Gefragt, was denn die größten Tragödien des vergangenen Jahres gewesen wären, antworteten die Leser des Teenie-Magazins der Tageszeitung “Maariv”: Der Tod der Sängerin Ofra Haza; das Verhalten des Parlaments und der Regierung; das Ende des Friedensprozesses; die Absage der Reise von Brad Pitt nach Israel.

Die Rangfolge der Tragödien zeugt von großer politischer Reife. Die Israelis sind, wenn man sie lässt, Pragmatiker. Weil es im Land keine Zivilehe gibt, heiraten viele auf Zypern. Und wenn die Sabbat-Ruhe das

Bei

Bei “Abu Shukri” gibt esden besten Humus(© Andre Brutmann)

öffentliche Leben in Jerusalem lahm legt, wenn die Religiösen mit ihren Kinderwagen auf den Straßen flanieren und die Kreuzungen besetzen, dann fahren die normalen...

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30.01.2001   12:05   +Feedback

Israel-Tagebuch, Tag 6: Wunder der Wirklichkeit

Ben Gurion soll mal gesagt haben: “Wer nicht an Wunder glaubt, der ist kein Realist.” Mit Wundern haben die Israelis viel Erfahrung, nur mit der Realität tun sie sich schwer. Golda Meir kannte kein “palästinensisches Volk”, unter Begin und Shamir gab es keine “besetzten Gebiete”, nur “Judäa, Samaria und Gaza”, respektive “die Gebiete”.

Dann wurde die sogenannte “jordanische Option” aufgetischt. Es gelang den Israelis, sich selbst davon zu überzeugen, daß König Hussein von Jordanien die “Westbank” wieder übernehmen würde; vielleicht auch Gaza, das bis 1967 von Ägypten verwaltet wurde. Aber König Hussein war nicht interessiert, und auch die Palästinenser wollten von der “jordanischen Option” nichts hören. Unter Jizchak Rabin und Bibi Netanjahu kam es dann endlich zu einem Dialog, aber nicht mit den Palästinensern, sondern über...

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30.01.2001   12:05   +Feedback

Israel-Tagebuch, Tag 5: Sushi am Montag

Wenn man mitten in der Stadt mühelos parken kann und auf der Bank nicht warten muss, dann läuft irgendwas schief. Jerusalem war im Januar noch nie eine touristische Mega-Attraktion, aber so leer wie in diesen Tagen war die Stadt lange nicht mehr. Die

Das King David Hotel

Das King David Hotel(© Andre Brutmann)

Jerusalemer bleiben weitgehend unter sich, man erkennt sie daran, dass sie dicke Winterjacken und Mützen tragen, weil sie damit rechnen, dass es jeden Moment zu schneien anfängt.

Die wenigen Besucher fallen vor allem dadurch auf, dass sie vollkommen falsch angezogen sind - als wären sie in der Sommerfrische am Meer und nicht auf fast 1000 Meter Höhe. Also bleiben sie in der Hotel-Lobby sitzen und freuen sich über den Service: Auf jeden Gast kommt ein Kellner.

King David: Das edelste Hotel Jerusalems

King David: Das edelsteHotel Jerusalems(© Andre Brutmann)

Das Jerusalem Hilton,...

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