Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

30.01.2001   12:05   +Feedback

Israel-Tagebuch, Tag 4: Die Pudelmütze mit der Taschenlampe

Wenn es in Jerusalem regnet, ist es so gemütlich wie in Königswinter bei Hochwasser. Sogar die Luft ist klamm, und man hat nur die Wahl zwischen zugigen Imbissständen und total überheizten Cafés, in denen die Luft rationiert wird. Die Stadt wurde für den Sommer gebaut, im Winter macht der liebe Gott Ferien am Roten Meer.

Also auf zu Gad, bei dem es immer schön geheizt ist und ein Topf mit Suppe auf dem Herd steht. Gad wurde 1915 in Rheinsberg geboren, wanderte 1936 nach Palästina aus und lebt seit über 40 Jahren in derselben Wohnung - genau gegenüber der Residenz des Präsidenten. Ich parke mein Auto vor Gads Haus, vom Treppenhaus im ersten Stock sehe ich, wie ein Mann mit einer Pudelmütze auf dem Kopf mit einer Taschenlampe in meinen gemieteten Punto leuchtet. “Suchst du etwas bestimmtes?” Die Pudelmütze macht die Lampe aus...

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30.01.2001   12:05   +Feedback

Israel-Tagebuch, Tag 3: Yoram und die Königin

Deutsche und israelische Intellektuelle haben einiges gemeinsam. Sie werden nicht gehört, versuchen trotzdem immer wieder, sich Gehör zu verschaffen. Dabei sind die Israelis besser dran: Ihnen geht es um Krieg und Frieden, Leben und Überleben, den deutschen Kollegen nur um die Rechtschreibreform und die Kultursubventionen.

Jetzt haben sich wieder 33 israelische Vor- und Nachdenker zusammengetan und einen offenen Brief geschrieben, diesmal nicht an das eigene Volk oder die eigene Regierung, sondern “An die palästinensische Führung”. Zu den prominenten Unterzeichnern gehören die Schriftsteller A.B. Yehoshua und Amos Oz, alte “Peace Now”-Aktivisten wie Arie Eliav und Galia Golan, hohe ehemalige Militärs wie Meir Pail und Mordechai Bar-On, die Tochter von Mosche Dajan, Yael Dajan, und ein Mann namens Itzhak Frankenthal, der bei einem...

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30.01.2001   12:05   +Feedback

Israel-Tagebuch, Tag 2: Gershwin und Bomben

Wir sitzen in Natans Küche, löffeln Hühnersuppe und hören Radio. Im zweiten Programm von “Kol Israel” (Die Stimme Israels) läuft ein Interview mit Dani Wollmann, einem der bekannteren Filmregisseure des Landes. Er hat gerade einen neuen Film gemacht, über Fremdarbeiter aus Asien und Afrika, die in Israel legal und illegal arbeiten. Allein in Tel Aviv soll es über 100.000 illegale Arbeiter geben, sie werden ausgebeutet und leben in schäbigen Quartieren rund um die alte Autobusstation, wo kein normaler Israeli auch nur einen Tag freiwillig verbringen würde.

Mitten im Interview fällt das Wort “Pitzutz”, Explosion, in Natanja, sagt ein Sprecher, sei eine Bombe explodiert. Dann geht das Gespräch mit Dani Wollmann weiter. Nach zwei oder drei Minuten wird es wieder unterbrochen. In Natanja gebe es mindestens fünf Verletzte, vielleicht...

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30.01.2001   12:05   +Feedback

Israel-Tagebuch, erster Tag: Mauer statt Arafat

Wo der grüne Schützenpanzer des Bundesgrenzschutzes (BGS) steht, da geht es auch nach Israel, Halle C am Flughafen Schönefeld. Bald kann der BGS abrücken, denn El Al stellt die Direktflüge von Berlin nach Tel Aviv erst mal ein. Wer will schon freiwillig in ein Gebiet reisen, in dem die Krise der Normalzustand und der Krieg die Steigerung der Krise ist?

An Bord des El-Al-Fluges 352 sind fast nur Israelis, die nach Hause wollen, wie Ilya, 29, der vor zwölf Jahren mit seinen Eltern aus Lemberg nach Israel eingewandert ist. Er war drei Monate in Berlin, hat russische Freunde besucht und sich nach Jobs umgesehen. Denn Ilya ist, wie viele junge Russen in Israel, ein Computer- und Software-Spezialist. Es gibt genug Arbeit in Israel, aber in jedem anderen Land würde er nicht nur mehr verdienen, sondern auch ruhiger leben, ohne die Aussicht,...

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28.01.2001   12:05   +Feedback

Musik liegt in der Luft! Vom Walzer an der Rampe zum Rock gegen Rechts

War das wieder ein Wochenende! Die lange Nacht der Museen und Holocaust-Gedenktag am selben Tag! Man wusste gar nicht, wohin zuerst. In das Museum für Natur und Technik oder in die Tanzschule Maxixe in Kreuzberg zum

Udo Lindenberg: Rocker gegen Rechts

“Tanz gegen Rechts” mit den “Metropolitans” und einer Tombola - 1. Preis: ein Wochenende in Guben für zwei Personen, 2. Preis: ein Besuch in der KZ-Gedenstätte Sachsenhausen für eine Person. Ins Hanf-Museum (“Dein Rausch - das unbekannte Wesen”), in den Hamburger Bahnhof zu “After the Wall” oder mit der S-Bahn von Spandau nach Strausberg, “auf eine Reise in die Geschichte” mit Künstlern der Gruppe “Mifgasch / Begegnung”, die “Theaterszenen gegen das Vergessen” aufführen - in der fahrenden S-Bahn und “im Gespräch mit den Fahrgästen”, ob die es wollen oder nicht. Am Tag zuvor gab es schon eine Gelegenheit zu einem...

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24.01.2001   12:04   +Feedback

Rent A Jew - Juden zum Anfassen

Es ist immer the same procedure as last year. Die deutsche Sektion der Welthungerhilfe ruft zum Jahresende zu ihrer Aktion “Brot statt Böller” auf, und dann geben die Deutschen doch 2oo Millionen Mark für Feuerwerkskörper aus, statt das Geld den Armen in Afrika und Asien zu spenden. So haben die einen ihren moralischen Auftritt und die anderen ihren Spaß. Und kaum hat das neue Jahr angefangen, kommt das selbe Prinzip wieder zum Einsatz, diesmal im Gewande der Erinnerung. Am 27. Januar ist Holocaust-Gedenktag, “Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus”. Seit der Bundestag im Jahre 1995 diesen halboffiziellen Feiertag eingeführt hat, steht nicht nur fest, dass der Holocaust wirklich stattgefunden hat, es wird auch alles getan, damit er nicht wieder passieren kann. 1998 zum Beispiel hat der rheinland-pfälzische Landtag...

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18.01.2001   12:02   +Feedback

Fremde Federn: Melvin Jules Bukiet

A Modest Proposal

It is undeniably good that the nation of Germany will officially recognize the Holocaust by building a modified version of architect Peter Eisenman’s original plan for a memorial next to the Brandenburg Gate in Berlin. Unfortunately, Mr. Eisenman’s vision is insufficient. Extravagant maybe, with its thousand plus stone pillars and wall of a million books, but insufficient. No matter how well-intended, an object to be gawked at by tourists and an archive to be utilized by scholars can never do justice to the most unjust event of the twentieth century.

The problem is that any pile of stones is passive, or dead, whereas the Holocaust is still very much alive for many people. In fact, I’ve striven - how successfully, I don’t know - to keep it alive for my children. When they were three, I read them Maus, at four Elie...

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31.12.2000   12:05   +Feedback

Relaunch im Fernsehen

Alte Gesichter und neue Formate

Es gibt kaum Gründe, sich auf das kommende Jahr zu freuen. Das Benzin wird noch teurer werden, nach den Rindern und den Schafen werden auch Hühner, Puter und Kaninchen auf BSE getestet werden müssen, die Telekom wird ihre Aktien als Gratispostkarten anbieten. Nur das Fernsehen wird noch schöner werden, noch fetziger, noch sensationeller. Nachdem im vergangenen Jahre einige neue Formate erfolgreich ausprobiert wurden, arbeitet man in allen Sendern am Ausbau dieser Formate. Wobei alle Programm-Macher auf bekannte Gesichter setzen, die sie in einem neuen Kontext präsentieren wollen.

Bei der ARD wird überlegt, Sabine Christiansen eine tägliche Show zu geben. Sie soll “Ich und ich” heißen und von Sabine Christiansens Talenten handeln. “Sie ist vielseitig wie keine zweite Moderatorin”, sagt ein...

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