Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

23.06.2010 12:20 +Feedback
Früher saß Oma brav daheim und wartete auf die Feldpost, derweil sie Socken und Kaffeekannenwärmer strickte. Ab und zu machte sie den Volksempfänger an, um den Führer zu hören, wie er vor dem “Weltbrandstifter Nr. 1”, dem Weltjudentum, warnte, das die ganze Welt in einen Krieg zu stürzen drohte. Ganz anders die Oma von heute: Sie sitzt nicht daheim, sondern liegt auf der Sonnenbank, statt Socken zu stricken, kauft sie ihre Wollsachen in einem Dritte-Welt-Laden, wo sie sicher sein kann, dass sie fair hergestellt wurden. Nur das mit dem “Weltbrandstifter Nr. 1” geht ihr nicht aus dem Sinn, deswegen macht sie sich Sorgen, “der Staat Israel könnte ein GLOBALES POGROM provozieren”. Alles Übrige geht Oma am ungelifteten Arsch vorbei: Die Situation in Pakistan, die Lage in Darfur, der Völkermord im Kongo, der Bürgerkrieg zwischen...
[Weiterlesen…]23.06.2010 01:51 +Feedback
Viele gute alte Berufe gibt es nicht mehr. Die Kaltmamsell, den Heizer auf der Lok, die Puffmutter. Dafür sind neue Berufe entstanden. Eventmanager, Konkursverwalter, Diätberater. Und: Israelkritiker. Schon der Grossmufti von Jerusalem, Mohammed Amin al-Husseini, war von Beruf “Israelkritiker”, obwohl es zu seiner Zeit noch kein Israel gab. Die Israelkritiker von heute treffen sich nicht mehr zu einem gemütlichen Kaffeeklatsch in der Reichskanzleri, sondern bei IRIB, dem deutschen Dienst des staatlichen iranischen Rundfunks. Es sind hochqualifizierte Spezialisten: der Mann aus dem Orientexpress, das Orakel aus Tübingen, der Spurenleser aus Genf. Nun ist eine neue Fachkraft dazugekommen, ein Israelkritiker aus Sachsen, der Opfer “der zionistischen Lobbies in Deutschland” wurde.
Wir gratulieren herzlich und wünschen dem Neuen eine...
19.06.2010 16:41 +Feedback
Sie wollten bestimmt schon immer wissen, was Politiker der LINKEN so treiben, wenn sie nicht gerade für die Einführung der 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich demonstrieren. Nun, sie schreiben Rundbriefe, in denen sie beschreiben, wie umtriebig sie sind. Wie z.B. die Abgeordnete Buchholz aus Hessen. Hier ihr Rundbrief Nr. 3 an “die Mitglieder und Interessierten der Partei DIE LINKE. Hessen”:
Liebe Genossinnen, liebe Genossen,
Das Megasparpaket der Regierung ist natürlich das Top-Thema der politischen Auseinandersetzung und der sich entwickelnde Protest absolut entscheidend, um zu verhindern, dass die Regierung ihre Pläne umsetzen kann. Mein Parlamentsalltag wurde allerdings vor allem durch außenpolitische Themen bestimmt - den Angriff auf die Free Gaza-Flotille am 31.05., die andauernde Diskussion um den Afghanistaneinsatz...
19.06.2010 00:59 +Feedback
Nicht die Solidarität mit Israel, die in jeder Sonntagsrede beschworen wird, der Antizionismus ist inzwischen zur allgemeinen Räson geworden. Ein albernes, dummes und konfuses Buch eines Akademikers, der in Israel als der Erich von Däniken der neueren Geschichte gilt, wird landauf, landab in den Feuilletons gefeiert. Es handelt von der „Erfindung des jüdischen Volkes“ durch die Zionisten zum Zwecke der Eroberung Palästinas. Nun ist der Zionismus als Begriff gerade 120 Jahre alt, das Judentum bzw. jüdische Volk ein wenig älter. Wenn aber das jüdische Volk von den Zionisten „erfunden“ wurde, dann steht auch der „Judenstaat“ auf wackeligen Füßen, ein artifizielles Gebilde, ein Fremdkörper im Fleisch der Araber. So sehen es auch die Hamas, die Hisbollah und der iranische Präsident.
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18.06.2010 08:24 +Feedback
Brynhildur gründete eine Initiative (“Designer And Farmer United”), um aus lokalen Ressourcen originelle und schmackhafte Produkte zu kreieren: zum Beispiel Rhabarber-Candy oder “Slatur”, eine Pâté aus den Innereien von Schafen. In diesen Tagen will sie einen “Römertopf” aus isländischem Ton vorstellen. Der Rohstoff kommt von einer Farm im Norden des Landes, auf der Schafe gezüchtet werden. “Das ist der Kreislauf der Natur. Das Lamm wird in einem Topf geschmort, der aus der Erde kommt, auf der die Lämmer herumgelaufen sind.” http://www.spiegel.de/reise/europa/0,1518,700838,00.html
Siehe auch:
http://www.spiegel.de/reise/europa/0,1518,700575,00.html
http://www.spiegel.de/reise/fernweh/0,1518,699447,00.html
http://www.spiegel.de/reise/fernweh/0,1518,698727,00.html
http://www.spiegel.de/reise/fernweh/0,1518,698106,00.html
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15.06.2010 10:43 +Feedback
Mehrmals die Woche kam er allerdings in das Antiquariat “Bokin” von Bragi Kristjonsson, wo er nach Büchern über Exilanten und Gesetzlose suchte. “Er war ein sehr netter Mann”, erinnert sich Bragi, “belesen und gebildet, nur ein wenig seltsam”, vor allem wenn es um Amerikaner und Juden ging, von denen er sich auch auf Island verfolgt fühlte. “Einmal hat er mir sogar angeboten, Ordnung in den Laden zu bringen.” http://www.spiegel.de/reise/europa/0,1518,700575,00.html
Dazu auch
http://news.bbc.co.uk/2/hi/world/europe/10347112.stm
The remains of chess champion Bobby Fischer are to be exhumed in order to settle a paternity claim, an Icelandic court has ruled.
Siehe auch:
http://www.spiegel.de/reise/fernweh/0,1518,699447,00.html
http://www.spiegel.de/reise/fernweh/0,1518,698727,00.html
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15.06.2010 00:06 +Feedback
Vor fast drei Jahren unternahm Knut Mellenthin den Versuch, mein Buch “Hurra, wir kapitulieren!” zu besprechen. Mellenthin gehört zu den politischen Bruchpiloten der Republik, für die der Islam der letzte Strohhalm ist, an den sie sich klammern. Sie hoffen, dass die Moslems blöde genug sein könnten, es dem “System” heimzuzahlen, dass die Mellenthins an der Durchsetzung ihrer Ideen gehindert hat. Die “edlen Wilden” sollen das schaffen, was dem KB, dem KBW, der KPD, der KPD/AO, der SEW, der DKP und anderen revolutionären Massenorganisationen nicht gelungen ist: Die Transformation der Gesellschaft aus einer schlechten Demokratie in eine gute Diktatur.
Mellenthins Rezension ist so bescheuert wie fast alles, das er vollnüchtern von sich gibt. Nur der letzte Satz hat es in sich:
“(Broder) hat in Wirklichkeit gar keine persönliche...
13.06.2010 12:54 +Feedback
Was haben die taz in Berlin und das deutsche Programm des Iranischen Rundfunks (IRIB) gemeinsam? Andreas Zumach. Er berichtet für die taz aus Genf und gibt dem iranischen Rundfunk Interviews, was weder ihm noch der taz peinlich ist. Man könnte sich fragen, ob er bei IRIB das sagt, was er in der taz nicht schreiben darf oder ob es umgekehrt ist, aber das sind Feinheiten, die wir nicht weiter debattieren wollen, denn im Prinzip liegen Zumach, die taz und IRIB, was Israel angeht, auf der gleichen Linie. Sie praktizieren einen gepflegten Antizionismus, der es nicht auf “die Juden” sondern auf “die Zionisten” abgesehen hat, die - ebenso wie früher die Juden - eine Gefahr für den Weltfrieden sind. Zu behaupten, Antizionisten seien verkappte Antisemiten, wäre natürlich unangemessen, denn im Gegensatz zu den alten Antisemiten haben die...
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