Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

11.07.2010 11:44 +Feedback
Wenn Sie grad müd und faul in der Sonne liegen und nix Besseres zu tun haben, dann raten Sie mal, wo dieser Leserbrief erschienen ist:
“Alle Hoffnungen, die die welt bisher auf Präsident Obama gesetzt hat, eine Friedenslösung für den Nahen Osten auf den weg zu bringen, können begrabven werden. Aber das liegt nicht am amerikanischen Präsidenten…, sondern am amerikanischen Kongress und seiner Unterwürfigkeit gegenüber der jüdisch gesteuerten Israel-Lobby, der Vereingten Staaten, die jede israelische Politik auf Gedeih und Verderb zu unterstützen entschlossen ist…
Und wir alle zahlen für diese Politik den Preis. Denn der zunehmend weltweit geführte ‘Krieg gegen den Terror’ wendet sich gegen einen Gegner, der ein Kind des Nahostkonfliktes, ein Produkt israelischer Politik ist.
Doch die Maximen dieser Politik stehen zunehmend im...
11.07.2010 10:53 +Feedback
Heute jährt sich zum 15. Mal der Völkermord von Srebrenica. Über 8.000 Moslems wurden von bosnisch-serbischen Truppen unter Führung des bis heute flüchtigen Generals Ratko Mladic massakriert, derweil ein Kontingent niederländischer UN-Soldaten Gewehr bei Fuß stand und nicht eingriff. Während die Menschen in Bosnien der Toten gedenken und eine Bestrafung der Täter fordern, werden Sie im Kalender der deutschen Friedensbewegung vergeblich nach irgendeiner klitzkleinen Gedenkfeier suchen. Frau Groth und Frau Höger müssen sich noch von den Strapazen der Reise auf dem Frauendeck der “Marinara” erholen, Genosse Paech ist damit beschäftigt, seinen von den Israelis beschlagnahmten Computer zu suchen. Und der Rest der Gutmenschen-Flotilla, die ständig in den internationalen Gewässern der Moral kreuzt, hat Wichtigeres zu tun, sie...
[Weiterlesen…]10.07.2010 17:30 +Feedback
Arno Widmann (taz, Vogue, Karibik, Zeit, Berliner Zeitung, FR) ist einer der flexibelsten deutschen Journalisten. Bei der taz hat man ihn vor allem wegen seiner Faulheit geschätzt, bei der Vogue für seinen alternativen Outfit. Seit er für die FR arbeitet, lässt er immer wieder seinen “strukturellen Antisemiten” von der kurzen Leine. Zuletzt in einer Buchbesprechung, in der er über den Unrechtsstaat Israel und die Angst der Israelis vor dem Frieden nachdachte:
“Könnte es nicht sein, dass die Angst vor dem Frieden auch daher rührt, dass die Israelis nur zu genau wissen, dass die Gründung des Staates Israel Unrecht war? Vielleicht rührt die Angst doch auch daher, dass man fürchtet, dafür einmal bezahlen zu müssen.”
Der Begriff “struktureller Antisemitismus” stammt zwar von einem ehemaligen IM, der es inzwischen zu einem MdB...
[Weiterlesen…]08.07.2010 08:12 +Feedback
Wenn man sich auf etwas verlassen kann, dann ist es das kurze Gedächtnis der Deutschen. Sie kennen die Halbwertzeit von Uran, Plutonium und Radium, sie wissen genau, wie lange eine Polyethylen-Tüte braucht, um sich in ihre chemischen Bestandteile aufzulösen, sogar beim Kauf von Windeln achten sie darauf, dass die Umwelt bei der Entsorgung nicht belastet wird. Nur wenn es um Geschichte geht, versagen sowohl das Erinnerungsvermögen wie der Sinn für Sauberkeit.
So provoziert man z.B. immer wieder fassungsloses Staunen, wenn man daran erinnert, dass die Partei DIE LINKE aus der SED hervorgegangen ist, die in der DDR fast 40 Jahre lang das Sagen gehabt hat. Denn es sind schon 20 Jahre her seit dem Ende der DDR und die ehemalige Staatspartei von Ulbricht, Mielke und Honecker hat sich fest in den parlamentarischen Strukturen der...
[Weiterlesen…]07.07.2010 10:54 +Feedback
Letzte Woche besuchte ich Norman Paech in Hamburg (der übrigens ein angenehmer und höflicher Gesprächspartner ist), um ihn zu interviewen. Diese Woche hatte ich eine Diskussion in der Berliner Botschaft von Schleswig-Holstein mit meinem Kollegen Erich Follath (für den das gleiche gilt) über unser Streit-Buch “Gebt den Juden Schleswig-Holstein!” Bei beiden Begegnungen (die entspannt verliefen und friedlich endeten) ging es u.a. um die Vergleiche zwischen Gaza und dem Ghetto von Warschau. Davon habe er noch nie etwas gehört, behauptete Paech. So was gebe es nicht, sagte Follath, auf so eine irre Idee könne kein Mensch kommen.
Nun, da müssen beide Herren konsequent weggehört und weggesehen haben, denn der Vergleich macht seit Jahren die Runde. Wer ihn in die Debatte eingeführt hat, ist schwer zu sagen. Nun aber ist er da, und es...
[Weiterlesen…]05.07.2010 17:03 +Feedback
In der letzten Ausgabe des internationalen Reisemagazins “eurpocity.at”, das in den Zügen der österreichischen Bundesbahn ausliegt, findet man viele lesenswerte Beiträge. Eine Reportage aus Gran Canaria (“Jenseits der Strände”), einen Bericht über die Feiern zum 200. Geburtstag des polnischen Komponisten Fryderyk Chopin (“Ein Fest in Moll”), dazu Skizzen aus Tunis, Beirut und St. Pölten. Fussballfans werden aufgefordert, sich an einer Abstimmung zu beteiligen: “Sollten Vuvuzelas im Stadion verboten werden?”
Und dann gibt es noch ein ganz besonderes Schmankerl für Leser, die ihr Abitur unterm Riesenrad im Prater und ihren Doktor in Mauthausen gemacht haben: Einen Essay von Avraham Burg, in dem “der Israeli” erklärt, “warum sein Staat sich endlich vom Holocaust lösen muss”. Titel: “Die Shoa-Epidemie”.
Das ist die perfekte...
[Weiterlesen…]05.07.2010 01:47 +Feedback
Wenn ein Jude, der in Deutschland, Frankreich, Albanien oder Texas lebt, für sich entscheidet, dass ihm Israel am Arsch vorbei geht, weil er sich in Malsburg-Marzell, Tirana, Dijon oder Huntsville besser fühlt, dann ist das keine kluge aber eine legitime Wahl. Warum aber Juden, die in Israel nicht leben wollen, aus ihrer privaten Antipathie eine politische Haltung machen, die sie mit dem Eifer von Abstinenzlern vertreten, die dem Alkohol abgeschworen haben, warum sie also andere Juden dazu überreden wollen, ihrem Beispiel zu folgen und Israel adieu! zu sagen, das kann nur mit der Psychopathologie marginalisierter Existenzen erklärt werden, die ihren Frust gegen sich selber richten. Unter normalen Menschen spricht man von Autoaggression, bei Juden ist es Selbsthass.
Und was dabei herauskommt, wenn man einen präpotenten Ignoranten...
[Weiterlesen…]04.07.2010 09:30 +Feedback
Der Bundestag hat eine Resolution zur Lage in Gaza verabschiedet. Dabei ist nicht der Inhalt entscheidend, sondern wie sie zustande kam: einstimmig. Denn noch wichtiger als der Frieden ist den Abgeordneten nur eines: die nationale Selbstfindung
Einen Tag nach der aufregenden Wahl des Bundespräsidenten durch die Bundesversammlung trat der Bundestag wieder zu einer ganz normalen Routinesitzung zusammen. Auf der Tagesordnung standen Anträge zu Themen wie “Brücken bauen - Grundlagenforschung durch Validierungsförderung der Wirtschaft nahebringen” und der Entwurf eines “Gesetzes zur Ergänzung des Lebenspartnerschaftsgesetzes und anderer Gesetze im Bereich des Adoptionsrechts”, mit dem gleichgeschlechtlichen Paaren die Adoption von Kindern erleichtert werden sollte.
Und zwischen diesen beiden Tagesordnungspunkten schweifte der Bundestag...
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