Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena
02.05.2011 13:53 +Feedback
Auch in den USA gilt die Regel, dass jeder Verdächtige bis zum Beweis des Gegenteils als unschuldig zu gelten habe. Über Schuld oder Unschuld kann nur ein ordentliches Gericht entscheiden. Osama Bin Laden freilich wurde ein “kurzer Prozess” gemacht. Er bekam nicht einmal die Gelegenheit, sich zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen zu äußern, kein rechtliches Gehör, keinen Anwalt. Vermutlich wurde er nicht einmal aufgefordert, sich zu ergeben. So ein Vorgehen ist eines Rechtsstaats unwürdig. Sogar Adolf Eichmann, der Planer der Endlösung der Judenfrage, wurde in einem ordentlichen Prozess angeklagt und verurteilt. http://www.welt.de/debatte/henryk-m-broder/article13318733/Bin-Ladens-Ende-ist-eines-Rechtsstaats-unwuerdig.html
02.05.2011 11:29 +Feedback
Springers schlimmste Sünde wider den Zeitgeist aber war sein Engagement für Israel, und das zu einer Zeit, als weite Teile der deutschen Linken im Begriff waren, der Empfehlung des Anarcho-Aktivisten Dieter Kunzelmann vom „Zentralrat der umherschweifenden Haschrebellen” und den „Tupamaros West-Berlin“ zu folgen und sich von ihrem „Judenknacks“ zu befreien, um die „Vorherrschaft des Judenkomplexes“ in der linkenS Szene zu brechen. Springer, der Israelfreund, stellte das moralische Monopol der Antifa in Frage. Und weil er sich nicht als „Antifaschist“ gerierte, wurde er zum Faschisten gestempelt. Anti-Springer-Aktionen waren Feldgottesdienste, bei denen die Teilnehmer sich gegenseitig den Segen erteilten. http://www.welt.de/kultur/article13316521/Axel-Springer-haette-2011-seine-Freude-an-Deutschland.html
02.05.2011 00:24 +Feedback
achgut-Leserin Mata Hari aus Dinslaken schreibt uns als Nachtrag zu diesem Beitrag:
“Zur Universität Göttingen fallen mir noch zwei Dinge ein:
Erstens die Geschichte des muslimischen Intellektuellen Bassam Tibi, dessen für die Universität Göttingen wohl zu vernünftige und aufgeklärte Ansichten oft nicht genehm waren und dessen Stelle nach seiner Pensionierung gestrichen wurde.
http://www.welt.de/politik/article90077/Warum_die_kluegsten_Muslime_Europa_verlassen.html
Zweitens andererseits die folgenlosen Thesen von Sportwissenschaftler Arnd Krüger, der behauptet hatte, dass die israelischen Sportler, die bei den Olympischen Spielen in München 1972 durch ein Terrorattentat ermordet worden waren, freiwillig in den Tod gegangen wären, um “der Sache Israels als ganzer zu nutzen.”
...
01.05.2011 23:46 +Feedback
Überschriften machen ist eine große Kunst, die nur wenige beherrschen. Eine gute Überschrift ist kurz, griffig und fasst den Artikel in wenigen Worten zusammen. Ein solches Meisterwerk überlebt den Tag, für den es gemacht wurde. Das war der Fall, als Focus online im Januar 2006 titelte: “Israel droht mit Selbstverteidigung” Eine Punktlandung! Besser kann man nicht sagen, wozu die Zionisten imstande sind. Jetzt hat Die Zeit fast aufgeholt: “Israel reagiert mit Sanktionen auf Versöhnung”. Das ist nicht ganz so geil wie die Focus-Zeile von 2006, aber auch nicht viel schlechter. Ein ehrenwerter zweiter Platz auf der nach unten offenen Stürmer-Skala. Fassbinder hätte gesagt: “Es denkt” in ihnen.
29.04.2011 23:20 +Feedback
Ich bin heute über 400 km quer durch Deutschland gerollt, von Berlin durch Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen nach Hessen, in den Vogelsbergkreis. Fragen Sie mich nicht, was ich hier suche, Sie würden es mir eh nicht glauben. Der Vogelsberg ist ein erloschener Vulkan mit einem Durchmesser von 60 km und einer Ausdehnung von 2.500 Quadratkilometern. Eine intakte Kulturlandschaft, in der die Gaststätten “Zur Tenne”, “Zum Goldenen Lamm” und “Zur Post” heißen. Früher war es das Zonenrandgebiet, heute liegt der Vogelsberg “mitten in Deutschland”.
Auf der anderen Seite der Grenze, in der Ex-DDR, hat der Fortschritt gnadenlos zugeschlagen. Wo man hinschaut, wird auf riesigen Rapsfeldern Öko-Sprit angebaut. Mitten in den Rapsfeldern stehen Hunderte von Windrädern. Dazwischen alte LPG-Scheunen, in denen schon lange keine Kühe mehr...
28.04.2011 23:58 +Feedback
Wie wir inzwischen wissen, findet es Inge Höger, das Superhirn der SED-PDS-Linkspartei, ganz, ganz schrecklich, dass ein namenloser “Fraktionsmitarbeiter” einen Text, den sie nicht geschrieben hat und der nur der internen Diskussion dienen sollte, auf Högers Homepage online gestellt hat. Nun, das ist in der deutschen Geschichte schon öfter passiert, u.a. mit der Emser Depesche von 1870 und später, Mitte der 20er Jahre, mit der Schrift “Mein Kampf”, die ebenfalls als internes Positionspapier gemeint war.
Es gibt keinen Grund, an der Aufrichtigkeit von Inge Höger zu zweifeln. Seltsam ist nur, dass der anonyme Fraktionsmitarbeiter nicht zum ersten Mal zugeschlagen hat. Ende Jänner erschien auf Högers Homepage ein längerer Text über die Geschichte des Nahostkonflikts: “Vertreibung, Flucht, Besetzung, Blockade - Die Politik Israels...
[Weiterlesen…]28.04.2011 22:23 +Feedback
Wenn die Kanzlerin nicht weiterweiss, was immer öfter vorkommt, dann gebraucht sie gerne das Wort «alternativlos». Alternativlos waren die Finanzhilfe für Griechenland, der Sparkurs der Bundesregierung, die Entscheidung für den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan und gegen eine deutsche Beteiligung an der Libyen-Mis- sion der Nato. Zuletzt auch das Hals über Kopf und am Parlament vorbei beschlossene «Moratorium» zur Atomfrage, also praktisch der Ausstieg aus der Kernenergie. Merkels Minister für Umweltschutz, Norbert Röttgen, der auch dem einflussreichen CDU-Landesverband von Nordrhein-Westfalen vorsteht, hat in einem Interview mit der FAZ auf die Frage, ob die «Wucht der Ereignisse in Japan» es ihm leichter mache, seine Politik «durchzusetzen», geantwortet: «Es gibt dazu nahezu einen parteiübergreifenden...
[Weiterlesen…]28.04.2011 22:05 +Feedback
Dann hält Grass selbst seine Rede, die er schon unzählige Male gehalten hat: Zur Zeit der “Göttinger Sieben“ ging es um den Schutz der Verfassung, und darum gehe es auch heute. Der Asylparagraf sei “geschändet worden“, die Pharma- und die Atom-Lobby hätten die Regierung fest im Griff und überall in Europa machten sich „populistische bis rechtsradikale Parteien“ breit. Er habe daran mitgewirkt, „diese Demokratie zu stabilisieren“, nun aber frage er sich, was daraus werden soll.
http://www.welt.de/kultur/history/article13288503/Grass-ehrt-Goettinger-Sieben-mit-seltsamer-Skulptur.html
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